Winkel/Kematen – Das 30-jährige Gründungsjubiläum des Zuchtvereins der bunten und weißen Edelziege Pustertal war ein schöner Anlass, Rückschau zu halten und zuversichtlich in die Zukunft zu blicken.
Vor kurzem wurde in der „Goasroscht“ in Winkel bei Kematen ein schönes Jubiläum gefeiert: drei Jahrzehnte Zuchtverein der bunten und weißen Edelziege Pustertal. Zu diesem würdigen Anlass haben sich Mitglieder aus dem Pustertal, Eisacktal, Unterland und Wipptal in stimmiger Umgebung zu Rückblick und Zukunftsvisionen, aber vor allem zum wertvollen Austausch eingefunden. Durch den Festakt führte Obmann Raimund Lamprecht, der einen Einblick in die bewegte Vereinsgeschichte gab. Schließlich gab es Höhen und Tiefen in den vergangenen 30 Jahren. Schon ein Jahr nach der Gründung des Vereins am 7. März 1992 durch zehn interessierte Züchter und auf Initiative von Johann Mair aus Terenten, wurde der Verein auf weitere Landesteile, also weit über das Pustertal hinaus, ausgedehnt. Im Jahr 2003 wurde er dann schließlich umbenannt, weil neben der bunten auch die weiße Edelziege aufgenommen wurde; und zwar von „Zuchtverein der bunten Edelziege Pustertal“ auf „Zuchtverein der bunten und weißen Edelziege Pustertal“.
Ein Hoch auf die Edelziege
Heute sind 39 Mitglieder aus allen Teilen des Landes – bis auf den Vinschgau – mit an Bord. Allein im Pustertal sind 27 aktive Züchter zu finden. Alle zusammen halten 2.409 laktationsfähige Ziegen (und natürlich zahlreiche Jungtiere), deren Hauptbedeutung nach wie vor die Milchgewinnung ist. „Ziegenmilchprodukte sind nach wie vor sehr gefragt, vor allem wegen ihrer gesundheitlich vorteilhaften Eigenschaften. Daher, und auch aufgrund der vielfältigen landschaftlichen Gegebenheiten unseres Landes haben wir gute Voraussetzungen für die Ziegenhaltung und die Produktvermarktung. Dazu kommt die oft geringe Größe unserer Betriebe, die Steilheit der Nutzflächen, sowie weite Almgebiete die eine Haltung von Ziegen wirtschaftlich interessanter gegenüber der Rinderhaltung machen können. Deshalb würde ich insgesamt eine gute Zukunft für die Haltung von Ziegen sehen“, erklärt Obmann Raimund Lamprecht. Als Höhepunkte der Vereinsgeschichte wurden die gelungen Ausstellungen genannt, über die Johann Mair einen eindrucksvollen Überblick gab; er war als langjähriger Obmann des Vereins engagierter Organisator dieser vier großen Schauen.
Es gab auch Tiefpunkte
Als Tiefpunkte des Vereins bezeichnete Raimund Lamprecht die verschiedenen Tierseuchen, mit denen die Ziegenzüchter in den vergangenen Jahren zu kämpfen hatten, wie beispielsweise die Pseudotuberkulose oder CAE. Diese hatten so manchen Ziegenstall leergefegt und den Verein in eine missliche Lage gebracht. „Und auch, was die herdebuchmäßige Zucht von Milchziegen betrifft, befinden wir uns seit Jahren auf einer Talfahrt“, sagt der Obmann, „die Edelziege wird im Gegensatz zu autochtonen Rassen als nationale Rasse geführt, und somit unterliegen wir den nationalen italienischen Zuchtbestimmungen, die sehr rigoros sind.“ Die Edelziege als Milchrasse wird nur als solche geführt, wenn auch regelmäßige Milchleistungskontrollen durchgeführt werden. Diese sind bei den Ziegen arbeitsmäßig und finanziell weit aufwändiger als bei Rindern. „Deshalb wird diese Kontrolle nur mehr von wenigen Betrieben durchgeführt. Das erklärt auch, warum in einigen Veröffentlichungen nur eine geringe Anzahl von Milchziegen in Südtirol aufscheint, da dort eben nur die eingetragenen Herdebuchtiere berücksichtigt werden“, erklärt Raimund Lamprecht. (SH)
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