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Werner Steiner aus St. Sigmund

„Wir sollten miteinander in Bewegung bleiben, damit Gemeinschaft wächst.“

Werner Steiner ist seit zehn Jahren ehrenamtlich Landesvorsitzender im KVW. Durch Solidarität und gegenseitiges Helfen das Miteinander zu stärken ist sein großes Anliegen.

Welche Werte will der KVW vermitteln?
Wir sind stark der christlichen Soziallehre verpflichtet wie Solidarität, Subsidiarität und Gemeinwohl. Und zwar im Sinne eines ehrlichen und herzlichen Miteinanders und Füreinanders und nicht auf Geldwert oder Gegenwert reduziert.

Erklären Sie uns Ihr grundsätzliches Engagement im KVW …
Der KVW zählt rund 30.000 Mitglieder und ist ein vielfältiges Gebilde. Oft wird er nur in Zusammenhang mit Steuererklärung und Rentenberechnung wahrgenommen. Eine wichtige Schiene ist zudem das Bildungsreferat bzw. das Anbieten von Kursen in der Form eines Dienstleistungsunternehmens. Weiters haben wir noch ein kleines Reisebüro. Wir haben auch Ortsgruppen geschult, damit diese im Gemeindeentwicklungsprogramm mitarbeiten; da geht es um Schaffung von Seniorentreffs, seniorenfreundliche Infrastrukturen usw. Die Kernaufgabe des KVWs ist, sich einzusetzen, dass wir im Sinne der christlichen Soziallehre unser Leben gestalten, damit es den Menschen gut geht. Und dies von der Ortsgruppe im Kleinen bis zur vielfältigen Tätigkeit im Hauptverband. Wenn wir das Soziale in Südtirol stärken wollen, müssen wir mehr zusammenstehen und uns gegenseitig helfen. Und mitunter auch das Kirchturmdenken ablegen.

Was hat sich in den zehn Jahren Ihrer Leitung verändert?
Gerade die Zeit der Pandemie zeigte, dass das Zwischenmenschliche großen Wert besitzt und dass dies den Menschen auch ein Anliegen ist. Die Frage ist, ob wir daraus lernen, das Miteinander mehr zu pflegen und stärken. Es wird heute auch mehr auf Lebensqualität wertgelegt und nicht nur auf die Anhäufung von Kapital. Als Verband tun wir uns allerdings immer schwerer, neue Mitglieder zu akquirieren und auch die Überalterung spielt eine Rolle. Verändert hat sich auch, dass durch die Verteuerungen, die Anfragen um finanzielle Unterstützung zunehmen. Der KVW hat nämlich auch einen Notfallhilfefonds um Menschen, die finanziell in Not geraten sind, beizustehen.

Wie schwierig ist das Ehrenamt mit dem Beruf vereinbar?
Als Landesvorsitzender im Ehrenamt investiere ich so gut wie meine gesamte Freizeit dem KVW. Es gibt Wochen, an denen ich täglich für den Verband im ganzen Land unterwegs bin und nahezu wöchentlich fahre ich in die Geschäftsstelle nach Bozen sowie zu Sitzungen der verschiedensten Gremien. Weiters sind Gespräche mit PolitikerInnen und anderen Organisationen zu führen. Und dies muss ich alles mit meinem Beruf als Musiklehrer unterbringen. Seit 1981 unterrichte ich Musik an der Mittelschule.

Die Musik bedeutet ihnen sehr viel?
Am Konservatorium in Bozen studierte ich Gesang. Um selbst das Singen – ich bin Tenor – zu pflegen, fehlt mir leider oft die Zeit zum Üben. Im Kirchenchor von St. Sigmund helfe ich – falls erforderlich – als Sänger oder Dirigent aus. In der Musikkapelle spielte ich das Horn. Über 20 Jahre leitete ich den Kirchenchor und jeden Sonntag begleite ich den Volksgesang in der Kirche an der Orgel. Auch mache ich Wortgottesdienste. Früher sang ich auch beim Collegium Musicum Bruneck, dessen Leiter Hubert Hopfgartner bleibt mir ein großes Vorbild, seine Probentechnik, jede Chorprobe war für mich ein Meisterkurs.

Was gibt Ihnen der Glaube?
Ich bin ein sehr intensiv Suchender und oft auch Zweifelnder. Aus der Bibel erfahre ich für mich Hilfe. Der Glaube ist mir Wegweiser. Schwerer tue ich mich mit den veralteten Strukturen der Kirche.

Wie füllen Sie Ihre wenige Freizeit?
Als Kind lehnte ich stundenlang am Gartenzaun, bestaunte vorbeifahrende Autos und ich wollte Mechaniker werden. Der Meraner Musikprofessor Peter Hölzl animierte mich später zur Musikausbildung. Die Leidenschaft für das Autofahren aber ist mir geblieben. In den 1990er-Jahren machte ich liebend gerne Fernfahrten für das Weiße Kreuz. Und im Urlaub reise ich mit unserem Camper viel und weit, vom Süden bis in nordische Länder. Ich bin auch hier ein ständig Suchender, sei es aus Wissensdurst und aus Neugier. Das Leben, diese Welt bietet so viel Schönes und Überraschendes.

Nennen Sie uns Ihre Botschaft …
„Miteinander in Bewegung, damit Gemeinschaft wächst“ – unser Jahresthema im KVW. An sich arbeiten, flexibel sein, geistig in Bewegung bleiben und nicht verharren in festgefahrene Spuren. Bereit sein, sich Veränderungen positiv zu nähern – das ist meine Botschaft. (IB)