Seit 320 Jahren schon ist der Maura Hof in Pfalzen bereits im Besitz der Familie Harrasser. Genauso alt sind auch einige bäuerliche Geräte, die auf dem Hof zu finden sind. Anton Harrasser hat das Erbe seiner Ahnen für die Nachwelt in einem Bauernmuseum erhalten.
Herr Harrasser, Sie haben vor zehn Jahren ein privates Bauernmuseum eröffnet. Wie kam es zu diesem Vorhaben?
Anton Harrasser: Naja, eigentlich wollte ich gar kein Museum einrichten, sondern war einfach von alten Gegenständen und bäuerlichen Geräten fasziniert, die ich dann aufbewahrt habe. Seit ich 15 Jahre alt bin, sammle ich traditionelle Gegenstände, die wir auf unserem Hof benutzt haben. Damals habe ich zwei alte Türen eines Schrankes, die von unserem Hof entsorgt werden sollten, gerettet und fast 50 Jahre lang versteckt, damit sie nicht spurlos verschwinden konnten. Seither hortete ich das eine und andere Traditionsstück meiner Familie auf dem Dachboden und überall dort, wo ich ein wenig Platz finden konnte. Ich wollte die Erbstücke für meine Kinder bewahren und hatte nie vor, ein Museum einzurichten. Vor zehn Jahren hat dann allerdings meine Enkelin in der Schule ausgeplaudert, dass ihr Opa alte Dinge besitzt, die man anschauen könnte.
Nun ist dennoch ein Museum auf zwei Stockwerken auf dem Maura Hof entstanden?
Ja, irgendwann hatte ich auch keinen Platz mehr zum Verstecken (lacht) und wollte einen geeigneten Platz für diese kostbaren Stücke finden. Als mein Sohn vor ca. 16 Jahren den Hof umgebaut hat, hat die ganze Familie zusammengeholfen und in einem eigenen Gebäude unweit des Hofes fanden die traditionellen Gegenstände und Maschinen im Erdgeschoss und im ersten Stock Platz. Das war dann das Museum!
Wie ist ein Rundgang im Museum aufgebaut?
Das Museum ist so eingeteilt, dass sich auch Besucher gut zurechtfinden. Der Besuch des Museums ist aber ausschließlich mit Führung und nur auf Voranmeldung möglich. Gerne kommen zum Beispiel Kinder verschiedener Schulklassen, wenn sie im Unterreicht ein spezielles Thema behandeln. So können hier beispielsweise der Anbau, die Ernte und Verarbeitung von Getreide oder die Verarbeitung von Flachs oder Hanf nachempfunden werden. Die Kinder können das Korn, sowie alle Gerätschaften, die für die einzelnen Arbeitsschritte auf dem Hof nötig waren anschauen und bekommen Erklärungen dazu. Im Erdgeschoss finden sich vorwiegen die Geräte für die landwirtschaftliche Verarbeitung, für das Leben von Feld und Vieh sozusagen. Im Ersten Stock sind Arbeitsgeräte vieler Handwerksberufe, die früher auf dem Hof ausgeübt wurden, zu sehen. So etwa war es früher üblich, dass der Schuster oder der Schneider ins Haus kamen, um die Bauernsleute und Dienstboten mit Schuhen und Kleidern auszustatten. Diese Schuhe der Dienstboten waren im Lohn einbegriffen.
Aus welcher Zeit stammen die bäuerlichen Geräte, die hier zu finden sind?
Einige Gerätschaften sind schon sehr alt und haben an die 100 Jahre auf dem Buckel. Der älteste Gegenstand ist ein Pflug, der ca. an die 400 Jahre alt ist. Beim Sammeln ist es mir wichtig, dass alle Stücke im Museum vom Maura Hof stammen, es gibt nur einzelne Dinge, die nicht im Besitz des Hofes waren und dennoch im Museum Platz gefunden haben.
Was fasziniert Sie am Gedanken, mit einem Museum die Geschichte Ihrer Vorfahren zu bewahren?
Was mich am meisten fasziniert ist, dass meine Vorfahren Dinge aufbewahrt haben. Nichts wurde weggegeben oder ist einfach weggeworfen worden, deshalb kann ich heute auch auf diesen großen traditionellen Schatz zurückgreifen. Es ist nicht alleine mein Verdienst, dass wir heute diese alten Dinge hier bestaunen können, sondern vor allem jener meiner Vorfahren. Dazu muss noch gesagt werden, dass es auf diesem Hof auch nie einen Brand oder eine ähnliche Zerstörung gegeben hat, wo Geräte hätten vernichtet werden können und der Hof wurde auch nie verpachtet. Der Maura Hof wurde im Jahre 1324 erstmals urkundlich erwähnt und ist seit 320 Jahren im Besitz unserer Familie, der Harrasser. Dazu gibt es noch den originalen Kaufvertrag.
Was möchten Sie, dass die Besucher und Besucherinnen aus diesen Räumlichkeiten an Eindrücken mit nach Hause nehmen?
Wie gesagt, fasziniert mich das Aufbewahren und das Weitergeben traditioneller Gegenstände innerhalb der Familie. Ich hüte diese Tradition vor allem für meine Kinder und vielleicht wird den Menschen, die dieses Museum besuchen, so auch bewusst, dass heute viel zu viel einfach weggeschmissen wird und den Dingen kein Wert mehr zugestanden wird.
Ein Museum muss durch ständige Pflege und Erweiterung in Stand gehalten werden. Wer unterstützt Sie dabei?
Vor allem meine Familie. Alle helfen tatkräftig mit, wenn Arbeiten anstehen: Meine Töchter haben zum Beispiel die Polsterung der Kutschen restauriert und alle Familienmitglieder, vor allem zwei meiner Schwiegersöhne, Werner und Friedl, haben tatkräftig beim Bau für diese Räumlichkeiten mitgeholfen. Werner war jener, der die Räume eingeteilt und verwirklicht hat. Auch ich verbringe sehr viel Zeit im Museum, um die Gerätschaften in Stand zu halten, die Geräte von Staub zu befreien oder zum Beispiel das alte Leder biegsam zu halten.
Erzählt von Anton Harrasser: bäuerliche Geräte und ihre Anekdoten
Pflug
Das ist das älteste Stück hier im Museum: Dieser Pflug ist an die 400 Jahre alt. Die Besonderheit an diesem Pflug ist nicht nur sein Alter, sondern, dass er nur in eine Richtung geführt werden kann, also man kann ihn nicht wenden. Zu dieser Zeit hat es in Pfalzen noch keine Schmiede gegeben und wenn die Pflugschere abgenutzt war, wurden Blechstücke glühend heiß gemacht und die Pflugschere so Stück für Stück ‘aufgestachelt‘ (erneuert). Was man heute noch gut sehen kann.
Waschzuber und Kupferkessel
Diese Holzwanne war unsere Badewanne, wo ich und meine elf Geschwister gebadet wurden. Dazu wurde in dieser Holzwanne, die an die 150 Jahre alt ist, die Wäsche des Hofes gewaschen. Aufgefüllt wurde der Waschzuber mit heißem Wasser aus dem ‘Herdwandl‘. Anschließend wurde die Wäsche mit dem Wäschestampfer und dem geriffelten Waschbrett bearbeitet, bis sie sauber war. Dabei kamen auch Asche zum Einsatz. Im Kupferkessel (Seachte) hingegen wurde die ‘große Wäsche‘ des Hofes ausgekocht, also Leintücher und Bettwäsche. Der Kupferkessel wurde mittels einer eingemauerten Feuerstelle angeheizt.
Nähmaschine
Der Schuster war mit einem Gesellen eine ganze Woche bei uns und hat in der Stube für die vier Dienstboten die Schuhe angefertigt. Das Leder dazu stammte von den geschlachteten Kühen am Hof, das gegerbt wurde. Das Schaffell wurde als Schuhfutter verwendet. Für die Sonntagsschuhe wurde die Sohle mit feinen hölzernen Nägeln eingeschlagen, für die Werktagsschuhe hingegen wurden stärkere hölzerne Nägel benutzt.
Kutsche und Kolessel
Mit der Kutsche haben mich meine Eltern zu meiner Firmung nach Sand in Taufers gefahren, weil in Bruneck keine stattgefunden hat. Meine Geschwister waren alle neidisch auf mich, weil diese nur bis nach Bruneck fahren durften. Beim Kolessel (Schlitten, der im Winter benutzt wird) ist der ganze Sessel von den Mardern zerbissen worden, weil das Futter aus Rosshaar bestand. Meine Töchter haben dann die Polsterung ausgetauscht und das Leder wieder originalgetreu mit kleinen Nägeln versehen, die vom Schuster noch als Reservematerial übriggeblieben waren.
Krautbottich
Von diesen Bottichen gab es drei bei uns auf dem Hof. Hier wurde der Weißkohl geschnitten und haltbar gemacht. Das Gemüse wurde auf dem Krauthobel in eine Holzwanne gehobelt, mit Salz, Pfeffer und Kümmel gewürzt und Schicht für Schicht mit einem Holzstößel in den Bottich eingestampft. Dann wurde der Krautbottich mit einem Holzbrett und Steinen beschwert. Das dadurch entstandene Sauerkraut wurde das ganze Jahr über von uns verzehrt.
(TL)
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