Traditionell und beständig sind wohl die Adjektive, die die Unternehmen am besten beschreiben, die jährlich von der Handelskammer Bozen mit dem Südtiroler Wirtschaftspreis ausgezeichnet werden. Vier Preisträger kommen diesmal aus dem Pustertal und einer aus dem Gadertal.
Ob Landwirtschaft, Handwerk, Gastgewerbe oder Handel, in allen Sektoren haben Südtiroler Unternehmer:innen bewiesen, dass sie ihren Betrieb über Jahrzehnte, ja sogar über Jahrhunderte in die Zukunft führen können. Mit Leidenschaft, Fleiß und Geschick ist es ihnen und ihren Mitarbeiter:innen gelungen Südtirols Wirtschaft entscheidend mitzugestalten. Die Handelskammer Bozen zeichnet Betriebe mit mehr als 50-jährigem Bestehen mit dem Südtiroler Wirtschaftspreis aus: Im festlichen Rahmen des Merkantilgebäudes überreichten der Präsident der Handelskammer Michl Ebner sowie Regierungskommissär Vito Cusumano im Oktober Goldmedaillen und Diplome an insgesamt 13 traditionsreiche Südtiroler Unternehmen und 46 langjährige Mitarbeiter:innen. Der älteste ausgezeichnete Betrieb war in diesem Jahr der Mair am Graben Hof in Terenten mit 598 Jahren. Wir stellen die fünf ausgezeichneten Unternehmen aus dem Pustertal/Gadertal vor.
598 Jahre
Der Mair am Graben Hof ist erstmals im Jahre 1321 urkundlich erwähnt und ist 598 Jahre in Familienbesitz. Bei der diesjährigen Verleihung des Südtiroler Wirtschaftspreises 2023 war es der älteste ausgezeichnete Betrieb. Den Gang zur Verleihung nach Bozen haben der Hofbesitzer Meinhard Engl und sein Sohn Gabriel gemeinsam beschritten. „Es war schon ein besonderer Moment, der mich mit Stolz erfüllt“, erzählt Meinhard Engl. Die Auszeichnung habe ihm noch einmal bewusst gemacht, welche Möglichkeit er hatte, auf diesem Hof aufzuwachsen und mit Freude das Erbe seiner Vorväter weiterzuführen. Dabei war es für ihn, als jüngsten Sohn von sechs Kindern, keineswegs bestimmt den Hof zu übernehmen. „Wenn ich daran denke, dass der Hof nahezu 600 Jahre lang von meiner Familie bewirtschaftet wurde und ich jetzt die Ehrung dafür erhalten habe, was die vorherigen Generationen geleistet haben, ist das schon eine Besonderheit für mich und meine Familie“, sagt Meinhard Engl. Dabei sei es heutzutage kein Leichtes, die Tradition weiterzuführen und einen Hof so zu bewirtschaften, dass die Familie auch davon leben kann. Deshalb ist auch die Zeit am Mair am Graben Hof nicht stehengeblieben, meint der Bauer: „Bereits mein Vater hat in den 80er-Jahren den Hof so umgebaut, dass Feriengäste übernachten konnten und so den Grundstein für unseren heutigen Nebenerwerb ‘Urlaub auf dem Bauernhof‘ gelegt. Die Übergabe des Hofes vom Vater auf den Sohn erfolgte 1993 und seither teilen sich Ehefrau Marlena und Meinhard die Arbeit auf dem Hof auf. Die vier Kinder helfen mit. Freude und die Leidenschaft für die Bewirtschaftung sind dabei „ganz wichtig“. Sohn Gabriel besucht zurzeit die Fachoberschule für Landwirtschaft in Auer und hat damit die besten Voraussetzungen die Tradition der Hofübernahme fortzuführen.
125 Jahre
Die Innerhofer AG aus St. Lorenzen gehört zu den traditionsreichen Unternehmen im Pustertal und hat den Südtiroler Wirtschaftspreis 2023 für das 125-jährige Bestehen erhalten. „Es ist immer eine große Freude, wenn das eigene Unternehmen gewürdigt wird – auch wenn die Ehre vor allem unseren Vorfahren und Vorgängern zusteht! Es ist zudem ein Zeichen, dass Beständigkeit und Tradition auch heute noch Werte sind und gesellschaftlich geschätzt werden. Das strahlt nach außen und gibt unserem Unternehmen ein positives Image“, hält Geschäftsführer Gunther Waibl fest. Erfolg habe immer mehrere Gründe. Als Familienunternehmen habe es immer Führungspersönlichkeiten gegeben, also eine starke Leadership. Diese hätten das Unternehmen durch gute auch nicht so gute Zeiten geführt und es ständig wachsen lassen. Andererseits seien es die vielen Mitarbeiter:innen, die mit ihrem Einsatz und ihrer Loyalität zum Unternehmen dieses Wachstum mitgestaltet haben. Drittens sei es die Flexibilität: in den 125 Jahren hätten sich die Produkte immer wieder geändert, d.h. sie hätten sich stets der aktuellen Nachfrage und dem jeweiligen Stand der Technik angepasst, erklärt Gunther Waibl, der zu den langjährigen Mitarbeiter:innen folgendes anmerkt: „Wenn Personen mehrere Jahrzehnte in einem Unternehmen tätig sind, dann muss offenbar schon einiges passen. Voraussetzungen sind ein gutes Betriebsklima, die Wertschätzung und eine Tätigkeit, die einem gefällt. Wir konnten immer wieder Mitarbeiter:innen mit mehr als 30, ja auch mit mehr als 40 Dienstjahren ehren. Sie sind Vorbilder für ihre Kolleginnen und Kollegen, vor allen für die Jüngeren. Auch das strahlt nach außen, also bei Innerhofer kann man durchaus seinen ‚Lieblingsplatz‘ finden.“
91 Jahre
Die Castlunger Metal KG besteht seit nunmehr 91 Jahren. Der Betriebsinhaber Roman Castlunger ist über die Auszeichnung „Südtiroler Wirtschaftspreis 2023“ sehr erfreut. „Für uns alle ist es eine schöne Bestätigung, die uns stolz macht. Drei Generationen haben dafür gearbeitet, dass der Betrieb so lange bestehen konnte. Es gab Höhen und Tiefen, aber heute stehen wir gut da“, erzählt Roman Castlunger. Neben ihm abreiten auch Romans Ehefrau, sein Sohn und sein Vater, sowie Romans Bruder im Familienbetrieb mit. Angefangen hat alles im Jahre 1932, als Romans Großvater, Emilio Castlunger, in St. Martin in Thurn eine Werkstatt für Metallverarbeitung gründete. „Hauptsächlich hat mein Großvater Metallteile für die hiesigen Bauern angefertigt, die für die Landwirtschaft damals gebraucht wurden. In den 60er-Jahren hat mein Vater dann den Betrieb übernommen und damit begonnen einen innovativeren Weg einzuschlagen. Seither werden auch Kunstschmiedearbeiten angefertigt“, berichtet der Chef. Heute sei der Schlosserei- und Kunstschmiede-Betrieb sehr facettenreich und maschinell gut ausgerüstet und ist Arbeitsstätte für elf Mitarbeiter:innen, betont der Unternehmer. Die Auszeichnung hängt mittlerweile in Eingangsbereich des Betriebes und hält die langjährige Tätigkeit als Erinnerung fest.
53 Jahre
Die Elpo GmbH wurde für die 53-jährige Handelstätigkeit ihres Baumarktes mit dem Südtiroler Wirtschaftspreis 2023 ausgezeichnet. „Wir fühlen uns geehrt diese Auszeichnung von der Handelskammer Bozen entgegen nehmen zu dürfen. Unser Baumarkt hat tiefe Wurzeln im Unternehmen, eröffnet von meiner Mutter, Pohlin Herta, welche ihn über Jahre geführt hat. Es ist schön zu sehen, dass wir uns selbst treu geblieben sind und darauf aufgebaut haben“, hält der Geschäftsführer Robert Pohlin fest. Der Betrieb, der die fünf Fachbereiche Elektrotechnik, Green Energy, Automation, Photovoltaik und Service umfasst, blickt bereits auf eine über 75-jährige Tätigkeit zurück. Das Erfolgsgeheimnis sind die Mitarbeiter:innen, die jeden Tag im vollen Einsatz für das Unternehmen stehen. Sie sind die Zugkraft, die bei Elpo den entscheidenden Unterschied ausmachen. Alle seien ausgebildete Elektriker und alle würden gemeinsam am gleichen Strang ziehen und das Unternehmen vorantreiben. Dazu Robert Pohlin: „Die Mitarbeiter:innen sind unser wichtigster Bestandteil. Als Familienbetrieb gibt Elpo ihnen das Gefühl von Sicherheit, Fortbestand und Treue. Der:die Mitarbeiter:in kann am Erfolg des Unternehmens teilhaben, es mitgestalten, jederzeit findet er einen ehrlichen Ansprechpartner. Elpo ist als Familienbetrieb lokal verwurzelt und wird in vielen Jahren auch noch den Kindern und Enkeln unserer Mitarbeiter:innen eine Arbeit bieten. Der Familienbetrieb ist ‘Enkeltauglich‘. Ein internationaler Konzern kann dies nicht bieten.“
51 Jahre
Gemeinsam mit seinen Eltern Paul und Annelies Hofer hat Jens Hofer, der Chef vom Unternehmen “Die Hofers GmbH“, den Südtiroler Wirtschaftspreis 2023 für das 51-jährige Bestehen in Bozen entgegengenommen. Die Auszeichnung sei ein „Meilenstein in der Firmengeschichte, aber auch für unsere Familie, denn sie zeigt, dass man gemeinsam viel schaffen kann, wenn der Zusammenhalt da ist“, erzählt Jens Hofer erfreut. Der heutige Familienbetrieb mit 20 Mitarbeiter:innen wurde 1972 als Ein-Mann-Unternehmen von Paul Hofer gegründet. „Sein Spezialgebiet waren damals die Beratung, Verkauf und Verlegung von Fliesen, Mosaik und Naturstein. „Fliesen Hofer“, wie die Firma damals hieß, entwickelte sich ständig weiter. 2008 wurde der Betrieb dann von Jens in zweiter Generation übernommen, auch seine Frau Yvonne und sein Bruder Joachim, arbeiten heute im Familienbetrieb mit. Ob Holzböden, Tapeten oder Keramik – und Outdoormöbel, heute gelten „Die Hofers“ als Komplettanbieter wenn es um Innenausstattung geht. „Im Gegensatz zu früher sind heute die Materialien sehr hochwertig und müssen professioneller bearbeitet werden. Auch unsere Ausrüstung, so zum Beispiel unser Fuhrpark, hat sich im Laufe der Zeit wesentlich verändert, damit wir gut arbeiten können. Was zudem immens wichtig geworden ist der Faktor Mensch: Mitarbeiter:innen, die sich gut verstehen und Freude an der Arbeit haben, sind für den Betriebserfolg entscheidend“, betont der Chef. Bei den Hofers herrscht ein Betriebsklima, wo sich alle auf „Augenhöhe“ begegnen: „Bei uns gibt es keine klassische Hierarchie, jede:r kann und soll ihre:sein Talent miteinbringen, egal, ob Lehrling oder Meister“, so Jens Hofer. So können die nächsten 50 Jahre kommen!
TL
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