Die Alpenverein-Sektion und die Bergrettungsstelle Sand in Taufers feiern ihre 150- und 75-jährigen Jubiläen. Die Alpenverein-Sektion Taufers wurde im Deutsch-Österreichischen Alpenverein (DuÖAV) im Jahr 1873 als 5. Sektion im heutigen Südtirol gegründet, gleich nach Bozen, Hochpustertal, Bruneck und Meran. Damals entwickelte sich ein wahrer Ansturm auf die bislang unbestiegenen Gipfel im Tal. Der Sandner Gemeindearzt Dr. Josef Daimer (1845-1909) erkannte die Zeichen der Zeit und übernahm mit der Sektionsgründung als 28-Jähriger den Vereinsvorsitz. Als Vereinsziel ist protokolliert „die Naturschönheiten und lohnenden Punkte des Tätigkeitsgebietes selbst genau kennen zu lernen, im engeren und weiteren Kreise auf sie aufmerksam zu machen, für Heranbildung von Führern zu sorgen, bestehende Wege auszubauen und neue anzulegen, endlich die Unterkunftsverhältnisse im Tal wie im Hochgebirge zu verbessern und dadurch den Fremdenverkehr in Taufers zu heben“. In Ermangelung einer anderen Institution übernahm der Alpenverein die Aufgaben eines Tourismusbüros. Er kümmerte sich um Zimmerreservierungen, Werbemaßnahmen, Koordinierung von Kutschenfahrten und wirkte als „Verschönerungsverein“– rund 10 Jahre bevor im Tal ein Tourismusverein im heutigen Sinne entstand.
4 Schutzhütten in 8 Jahren
Mit großem Eifer begann die junge Sektion den Bau von Schutzhütten und ihr gelang das wohl Einmalige in der Geschichte des gesamten Alpenvereins, nämlich der Bau von 4 Schutzhütten innerhalb von 8 Jahren: 1786 die Sonklarhütte am Speikboden ((2.400 m; im 1. Weltkrieg zerstört und nicht wieder aufgebaut); 1877 die Hochgall Hütte (2.274 m; heute Kasseler Hütte) 1880 die Nevesjochhütte ((2.419 m; heute Chemnitzer Hütte) und 1884 die Daimerhütte (1.862 m; heute Alm). Ebenso entstanden die eindrucksvollen Höhenwege wie der Kellerbauer-, Arthur-Hartdegen- und Neves-Höhenweg. Heute beträgt das zu betreuende Wegenetz der Sektion 250 km.
Bergführerausbildung
Ein weiteres Anliegen Dr. Daimers war die Ausbildung von Bergführern und so verfügte die Sektion um die Jahrhundertwende über 26 Bergführer, eine Anzahl, die seitdem nie mehr erreicht wurde. Einer der erfolgreichsten Bergführer war der Sandner Johann Niederwieser (1853-1902), genannt Stabeler. Als Bergsteigerpionier der Ostalpen wurde er durch seine 25 Erstbesteigungen in den heimischen Bergen, in der Schweiz und in der Hohen Tatra bekannt. In die Alpingeschichte gemeißelt bleibt der Name Stabeler mit der Erstbesteigung des nach ihm benannten Stabeler Turms (2.805 m) an den Vajolet-Türmen in der Rosengartengruppe im Jahr 1892.
Alpenverein wird verboten
Mit dem Ausbruch des 1. Weltkriegs kam der Alpinismus im Land zum Erliegen, Schutzhütten wurden geplündert oder mutwillig zerstört. Das faschistische Regime verbot in Südtirol den DuÖAV, enteignete 1923 dessen Hütten und übertrug sie dem Club Alpino Italiano (CAI).
Alpenverein Südtirol entsteht
1946 wurde der Alpenverein Südtirol gegründet und am 6. März 1948 entstand auch die Sektion Sand in Taufers wieder. Mit ihr ebenso die Tauferer Bergrettungsstelle, die auf das Jahr 1902 zurückgeht.
AVS-Sektion Sand in Taufers heute
Heute zählt die AVS-Sektion Sand in Taufers 1.851 Mitglieder, Vorsitzende ist seit 5 Jahren Gaby Ratschiller. Das Jubeljahr wurde diesen Sommer mit einer Wanderung am Daimerweg zum Speikboden eröffnet und im Oktober mit einer Wanderung zum Eggespitzl in Lappach beendet. Beim Bergsteigerfest im Bürgersaal waren unter den Ehrengästen Ingrid Beikircher, Vize-Präsidentin im AVS, die Vertreter der Sektionen Bruneck und Ahrntal sowie der Ortstelle St. Lorenzen und eine Delegation der ÖAV-Sektion Zillertal, neben Bürgermeister Josef Nöckler mit den Ausschussmitgliedern Reinhard Innerhofer und Herbert Seeber. Im Anschluss zeigte Erich Seeber aus Mühlwald Bilder zu seiner Tirol-Trilogie 2021. Bei einer Bergsteigermarende und mit der musikalischen Umrahmung der 5-Takta fand das Jubeljahr einen zünftigen Ausklang.
IB
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