Der Wohnraum in Südtirol ist jetzt schon knapp und er wird immer teurer. Deshalb brauche es neue Wohnmodelle wie jenes des Co-Housing. Doch Italien sei Schlusslicht bei der Entwicklung neuer Wohnmodelle, da es auch keine Gesetzgebung dafür gäbe, meinte Martina Dandolo, ökosoziale Designerin aus Meran, im Rahmen der Podiumsdiskussion im Rahmen der 34. Toblacher Gespräche, die vom 29. September bis 1. Oktober in Toblach abgehalten wurden. Das Motto der diesjährigen Ausgabe war: „Genug gebaut! Von der Resilienz und Regeneration unserer Städte in Zeiten des Klimachaos“.
Neue Konzepte für Baukultur
„In Südtirol findet zu wenig sozialer Wohnbau statt,“ kritisierte Philipp Rier, Raum- und Stadtplaner aus Kastelruth, der den überhitzten Wohnungsmarkt positiv beeinflussen würde. Der neue Klimaplan der Südtiroler Landesregierung sei laut Rier sehr schwammig und weise im Bereich Baugewerbe große Lücken auf.
Paola Viganò, Professorin für Stadtplanung und Städtebau in Lausanne und Venedig plädierte dafür, neue Konzepte des Städtebaus zu entwickeln, die die ökologische, soziale und räumliche Dimension zusammenführen.
Susanne Waiz, freischaffende Architektin aus Bozen, mahnte an, der korrekte Umgang mit historischer Bausubstanz sei nach wie vor schwierig. In den vergangenen Jahrzehnten wurden stets Neubauten forciert, Sanierungen aber wenig Beachtung geschenkt.
Klimaneutrales Bauen und Baustopp
In der EU sollen nach dem Willen des Rates der Mitgliedstaaten ab 2030 nur noch klimaneutrale Wohnhäuser gebaut werden dürfen. Ab 2050 müssen sie emissionsfrei sein. Der Wohnwendeökonom Daniel Fuhrhop zeigte sich überzeugt: „Der komplette Wohnungsbau könnte ohne Flächenverbrauch auskommen, wenn man alternative Modelle fördern würde.“
Simone Ines Linke, Professorin für Stadtplanung der Hochschule Weihenstephan, plädierte dafür mehr Grünflächen im Siedlungsbestand anzulegen und intelligente Maßnahmen umzusetzen: Bäume pflanzen, Dächer und Hausfassaden begrünen. Eine 80 Jahre alte Linde, das belegen Studien, hat eine kühlende Wirkung von 208 Kühlschränken.
Domenico Finiguerra, Bürgermeister von Cassinetta di Lugagnano in Mailand, erinnerte daran, dass in Italien im Vorjahr täglich 22 Hektar verbaut und versiegelt wurden. Das Forum Salviamo il Paesaggio, das Finiguerra auch mitbegründet hat, hat im römischen Parlament einen Gesetzentwurf eingebracht, der einen sofortigen Baustopp in ganz Italien fordert.
pm/red
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