Luttach – Ein Politiker mit Herz und Humor, das ist Bernhard Zimmerhofer. Doch genauso können ihm die Attribute Ausdauer und Durchsetzungskraft zugeschrieben werden. Was den Luttacher, der sich gerade in seine zweite Amtszeit als Landtagsabgeordneter eingelebt hat, beruflich und privat beschäftigt, lesen Sie hier.
Herr Bernhard Zimmerhofer, Sie sind bereits zum zweiten Mal als Landtagsabgeordneter tätig. Zwischen beiden Amtszeiten liegt eine fünfjährige Pause. Haben Sie den Landtag zwischen 2018 und 2023 denn vermisst?
Bernhard Zimmerhofer: Um ehrlich zu sein, mich hat es schon gewurmt, dass ich 2018 so knapp am zweiten Mandat gescheitert bin. Schließlich hatte ich ja noch viele offene Projekte, die ich zu Ende bringen wollte. Das hat meinen Ehrgeiz neu angefacht und ich habe mich nochmal voll reingekniet, wie man so schön sagt. Und dieser Einsatz hat sich voll ausgezahlt, die Wähler haben mir nochmal das Vertrauen geschenkt, wofür ich sehr dankbar bin.
Wie sehen Sie das: Hat sich die Arbeit als Landtagsabgeordneter in den vergangenen zehn Jahren stark verändert?
Ganz klar: Ja! Zum einen in technischer Hinsicht, weil im Landtag vieles nur mehr papierlos abgewickelt wird. Einen positiven Nebeneffekt hatte z. B. auch die Coronazeit, und zwar in dem Sinne, dass es nunmehr selbstverständlich ist, wenn viel Arbeit über „Homeoffice“ erledigt und nicht wenige Sitzungen online durchgeführt werden können.
Und wie sieht es generell mit der Stimmung aus?
In der Tat, auch die Stimmung hat sich seit meinem Amtsantritt 2013 sowohl im Landtag als auch bei der Bevölkerung wesentlich verändert. Die Parteienlandschaft im Landtag ist vielfältiger geworden, die früher allmächtige Volkspartei hatte immer leichtes Spiel bei den Koalitionsverhandlungen und bei der Regierungsbildung. Nun sind vier Juniorpartner mit in der Regierung, darunter erstmals auch eine deutschsprachige Oppositionspartei.
Was konkret bedeutet…?
Das macht das Regieren natürlich nicht leichter, wenn man die unterschiedlichen Interessen unter einen Hut bringen will. Außerdem steht die Geschlossenheit innerhalb der Volkspartei auf tönernen Füssen. Das hat man zuletzt bei der Wahl zum Präsidium im Landtag und im Regionalrat deutlich gesehen.
Geben Sie uns einen kleinen Einblick: Wie sieht Ihr Arbeitsalltag derzeit aus?
Ich stehe meist um 5.30 Uhr auf. Nach dem Frühstück wird die aktuelle Tagespresse durchforstet. Bei – aus meiner Sicht – interessanten Themen oder bei Hinweisen, Zuschriften und Telefonaten von Bürgern werden Pressemitteilungen, Landtagsanfragen, Beschlussanträge, Begehrensanträge oder sogar Gesetzentwürfe erstellt. Wenn nicht gerade eine Pressekonferenz, oder eine Landtags-, Regionalrats- Gesetzgebungskommissions- oder Fraktionssitzung ist, bin ich ‘draußen‘ unterwegs bei öffentlichen Veranstaltungen wie z.B. Vereins- oder Bürgerversammlungen, Einweihungen, Wirtschaftsschauen, politischen Treffen im In- und Ausland. Sprechstunde halte ich mittwochs im Büro in Bozen.
Welche sind die großen Themen, mit denen Sie sich zurzeit beschäftigen?
Zurzeit ist es beispielsweise das Thema Sicherheit, das mich stark beschäftigt. In der Bevölkerung spürt man eine wachsende Besorgnis über die Sicherheitslage. In der Kurstadt Meran ist es schon so weit, dass italienisches Heer als Unterstützung zur Überwachung der Sicherheit herangezogen werden muss. Das ist eine Bankrotterklärung für einen Rechtsstaat! Weitere Themen sind leistbares Wohnen für Einheimische; Energieautarkie des Landes, Risiko Altersarmut; die Zukunft in der Gesundheitsversorgung und die ausufernde Verkehrsbelastung.
Welche sind Ihre großen Anliegen, sprich: Was möchten Sie verändern, bewirken oder umsetzen?
In der Landesregierung spielt die Musik! Deshalb ist es natürlich unser Bestreben mitzuregieren, um unsere Heimat auch nach unseren Vorstellungen mitgestalten zu können. Wir haben fähige Leute, denen man einen Posten in der Landesregierung ohne weiteres zutrauen kann.
Welche persönlichen Werte beeinflussen Ihre politischen Entscheidungen am meisten?
Ich stehe für konservative Werte, also den Schutz altbewährter Grundwerte und Gesellschaftsstrukturen. Heimat, Familie, Naturschutz, Föderalismus sind mir ein großes Anliegen. Das heißt aber nicht, dass ich mich grundsätzlich gegen Neuerungen ausspreche! So habe ich z.B. zuletzt einen Antrag zur Durchführung von Wahlen und Bürgerbefragungen über ‘e-voting‘ eingereicht, was einen erheblichen Bürokratieabbau bedeuten würde.
Was ist Ihrer Meinung nach ausbau- oder verbesserungsfähig in der Südtiroler Politik?
Es braucht wieder mehr Zusammenhalt gegen externe und vor allem interne Kräfte, die es mit unserer Sonderstellung nicht gut meinen! Wir sind eine kleine Minderheit in einem fremdnationalen Staat mit 60 Millionen Einwohnern, da gilt es sich tagtäglich für unsere verbrieften Rechte einzusetzen. Das sind wir vor allem auch jenen schuldig, die dafür viele Opfer gebracht haben.
Gibt es berufliche oder private Ziele, die Sie mittel- bis langfristig erreichen möchten?
Ein Ziel wäre, mit meiner politischen Arbeit einen Mehrwert für die Steuerzahler herauszuholen, also mehr als das, was ich den Steuerzahlern gekostet habe.
Was macht Bernhard Zimmerhofer, wenn er gerade nicht mit Politik beschäftigt ist?
Ich bin viel und gerne in der Natur unterwegs, sommers wie winters. Das brauch ich als Ausgleich um fit zu bleiben und den Kopf frei zu bekommen.
Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?
In zehn Jahren genieße ich meine Pensionszeit und kümmere mich um hoffentlich viele Enkelkinder.
SH
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