120 Jahre Pferdezucht-genossenschaft

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120 Jahre Pferdezucht-genossenschaft

Enneberg – Der 24. Leonardiritt in St. Leonhard in Abtei stand heuer ganz im Zeichen des 120-Jahr-Jubiläums der Enneberger Pferdezuchtgenossenschaft. Ein buntes Stelldichein zu Ehren des Hl. Leonhards, Patron der Tiere, vor allem aber der Pferde.

Am 10. November fand in Abtei der 24. Leonardiritt statt. 150 Noriker, Haflinger, Araber und andere Rassen gaben sich beim Umzug durchs Dorf ein Stelldichein und holten anschließend Gottes Segen von Dekan Jakob Willeit. Gebührend gefeiert wurde bei dieser Gelegenheit speziell die Enneberger Pferdezuchtgenossenschaft, die 1904 gegründet wurde und derzeit über insgesamt 100 Norikerpferde zählt. Der diesjährige Leonardiritt war sozusagen der Höhepunkt dieses Jubiläumsjahrs, bei dem vor allem auch jene Personen eine wesentliche Rolle spielten, die die Geschichte der Enneberger Pferdezucht besonders geprägt haben: allen voran Enrico Nagler vom Runch-Hof/Abtei; er steht der Genossenschaft seit 1985 als Präsident vor. Vor ihm waren es Siegfried Dapunt vom Sotrù-Hof/Abtei, Vijo Castlunger vom Sompunt-Hof/Abtei und Davide Schanung vom Corjel-Hof/Welschellen.

Mit viel PS durch die Geschichte
Im April 1904, also vor 120 Jahren, wurde in Pikolein die Enneberger Pferdezuchtgenossenschaft gegründet. Peter Videsott, Wirt und Hengsthalter, hatte zur Gründungsversammlung einer Pferdezuchtgenossenschaft geladen. Als Fuhrunternehmer war er im ganzen Tal bekannt. Videsott erklärte den anwesenden Züchtern die Vorteile einer Pferdezuchtgenossenschaft: dass von guten Hengsten schöne Fohlen fallen, die sich im ganzen Land und in den Nachbarprovinzen gut verkaufen lassen.
Die Pferdezucht hat in Enneberg eine lange Tradition und wurde nach 1890 sogar staatlich gefördert. Der ursprüngliche Pferdeschlag wurde nach der Gegend – Enneberger Pferdeschlag – benannt. Man wurde sich rasch einig, dass der Sitz der Genossenschaft in Pikolein sein sollte. Die Züchter wählten Peter Videsott zum Obmann. Zwei Weltkriege und zahlreiche große Umwälzungen im vergangenen Jahrhundert hat die Enneberger Pferdezuchtgenossenschaft überstanden. Mit dem Einzug der Autos auf den ausgebauten Dolomiten-Straßen verschwanden die Pferdefuhrwerke im Gadertal mehr und mehr. „1975 schienen nur noch 6 Stuten in der Enneberger Pferdezuchtgenossenschaft auf, heute sind es wieder 60 und insgesamt kommen die Gadertaler Pferdehalter auf weit über 100 Noriker“, erzählt Enrico Nagler, seit fast 40 Jahren Obmann der Enneberger Pferdezuchtgenossenschaft. Heute gibt es noch eine kleine Gruppe passionierter Züchter, die das Noriker-Pferd erhalten und mit Stolz zu besonderen Anlässen, wie dem traditionellen Leonardi-Ritt in Alta Badia, einem interessierten Publikum präsentieren.

Vielseitige und starke Partner
Während der Noriker in den 1970er-Jahren aufgrund der fortschreitenden Mechanisierung stark zurückgedrängt wurde, hat er in den letzten Jahrzehnten einen beachtlichen Aufschwung erlebt. Die Nutzung als zuverlässiger Freizeitpartner hat wieder zu einer stärkeren Verbreitung dieser stolzen Tiere geführt. „Nur noch wenige Landwirte nutzen die Pferde für die landschaftliche Arbeit. Am ehesten werden die Norikerpferde heute noch zur Holzeinbringung im Wald eingesetzt“, weiß Enrico Nagler. Der sportliche Aspekt überwiege mittlerweile, fügt er hinzu. Denn der heute etwas schlanker gezüchtete und wendiger erscheinende Noriker wird zunehmend für Kutschen– und Schlittenfahrten eingesetzt. So auch in Abtei bei der Familie Nagler im Weiler Runch. Seit bereits fünfundvierzig Jahren züchtet Enrico Nagler dort seine geliebten Norikerpferde – genauso wie bereits seine Vorfahren es gemacht haben. Damit ist er einer von insgesamt ca. fünfzehn anerkannten Gadertaler Norikerzüchtern in der Enneberger Pferdezuchtgenossenschaft. Mit seiner Tätigkeit ist der Obmann auch überaus erfolgreich: Einige seiner Tiere haben bereits mehrere Auszeichnungen erhalten, was den Züchter natürlich stolz macht. Wegen des guten Charakters, der Zuverlässigkeit und des ansprechenden Äußeren erfreut sich diese uralte Zugpferderasse bei Gästen und Fahrsportanhängern besonderer Beliebtheit. So setzt auch die Familie Nagler ihre edlen Tiere auf Wunsch bei Hochzeiten oder anderen Veranstaltungen als Kutschpferde ein. Außerdem haben die Noriker aus dem Weiler Runch bereits zahlreiche Pferdeschlitten-Rennen gewonnen und nehmen an volkstümlichen Umzügen in ganz Südtirol teil. So konnte man sie wie zahlreiche andere Noriker aus der Talschaft auch beim 24. Leonardiritt bestaunen. Schätzungsweise an die 5.000 Besucher:innen waren es diesmal, die sich diese traditionsreiche Schau bei prächtigstem Herbstwetter nicht entgehen ließen.
SH