Gsies – Der große Klassiker unter den Volkslangläufen kommt in die Jahre – in die besten Jahre allerdings. Der „Gsieser“ startet 2025 in sein fünftes Jahrzehnt.
Das Puschtra-Magazin hat mit Walter Felderer, dem Präsidenten des Organisationskomitees über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Gsiesertal-Laufes gesprochen.
Was ist das Erfolgsrezept hinter dem „Gsieser“?
Walter Felderer: Nun, abgesehen vom Corona-Jahr ist der Gsiesertal-Lauf in 40 Jahren nicht ein einziges Mal ausgefallen. Konstanz und Ausdauer prägen unsere Veranstaltung. Zudem sind wir quasi für alle Langläuferinnen und -Läufer attraktiv, weil die Kurzdistanz über 30 Kilometer recht machbar ist. Wir hören immer wieder, dass man beim „Gsieser“ eine Top-Verpflegung bekommt, dass die vielen Mitarbeiter freundlich sind und das Flair beim Rennen ebenso wie das Rahmenprogramm echt toll sind.
Walter Felderer
Welche wesentlichen Entwicklungsschritte hat der „Gsieser“ in den vergangenen vier Jahrzehnten gemacht?
1984, als alles begann, waren gerade mal 300 Athleten am Start. Acht Jahre später hatten wir das Fünffache an Meldungen zu verzeichnen, 1996 gingen erstmals mehr als 2.000 Personen in Gsies an den Start. Diese Zahl hat sich seither mehr oder weniger stabil gehalten. Bei der Ausgabe 2024 konnten wir einen neuen Rekord verbuchen: 2.400 Läuferinnen und Läufer sind vor einem Jahr über die Loipen gezogen.
Welche großen Veränderungen gab es in der jüngeren Vergangenheit?
Ein ausgeklügeltes Kunstschneeprojekt, das von der Tourismusgenossenschaft Gsiesertal-Welsberg-Taisten umgesetzt wurde, garantiert uns mittlerweile eine perfekte Loipe, unabhängig vom Naturschnee, auf den nicht immer Verlass ist. Außerdem sind wir am Ausbau des europaweiten Langlauf-Netzwekrs „Euroloppet“ beteiligt und letztes Jahr sind wir der Rennserie ‚Ski Classics Challenger‘ beigetreten. (Anm. d. Red.: der ‚Gsieser‘ ist der achtgrößte Volkslanglauf weltweit)
Wie steht es nach 40 Jahren um den Generationenwechsel im OK-Komitee des „Gsieser“?
Von den heute 13 Mitgliedern im Organisationskomitee sind noch deren vier seit der ersten Stunde im Jahr 1984 mit dabei. Bei unserer Vollversammlung 2025 erfolgt voraussichtlich eine weitere ‚Verjüngungskur‘. Und wir sind auch bestrebt, Frauen in das Organisationskomitee aufzunehmen.
Der „Gsieser“ ist ein sogenanntes „Green-Event“. Inwiefern ist Langlaufen ein Gegenpol zum nicht sehr nachhaltigen Ski-Tourismus in den Skigebieten?
Wer das Prädikat „Green-Event“ tragen will, muss dafür sehr viel tun. Die Anforderungen dafür sind hoch, die Herausforderungen für jeden Veranstalter dementsprechend groß. Wie in jeder Sportart gibt es auch im Langlauf Akteure, die mehr oder auch weniger auf die Umwelt achten. Grundsätzlich kann ich aber sagen, dass das Verständnis für den Schutz unserer wunderbaren Umwelt mittlerweile doch stark gestiegen ist.
Wie steht es eigentlich um den Langlauf-Nachwuchs im Alter zwischen 16 und 20 Jahren?
In den letzten drei Jahren konnten wir einen beträchtlichen Anstieg der Teilnehmerzahlen bei jungen Leuten registrieren. Diese Tendenz spiegelt sich auch im Durchschnittsalter wider: das mittlere Alter sämtlicher Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist von 49 im Jahr 2020 auf 46 Jahre bei der Ausgabe 2024 gesunken.
Der Langlauf steht bei Jugendlichen etwas im Schatten der modernen Action-Sportarten wie Freestyle-Ski, Snowboard oder auch Ski Alpin. Was kann man tun, um Jugendliche für den Ausdauersport Langlaufen zu begeistern?
Ich denke, wir sind da auf einem guten Weg, wie die eben genannten, steigenden Teilnehmerzahlen im Jugendsektor belegen. Der „Mini-Gsieser“, die stark verkürzte Distanz für Kinder und Jugendliche, verzeichnet jährlich an die 300 Teilnehmer. Ich finde, das belegt eindrucksvoll, wie attraktiv das Langlaufen für die junge Generation ist.
Vielen Dank für das Gespräch!
RF