Zahlen, Daten und Trends zu den Berufen von Arbeitnehmenden wurden heute (19. Juni) bei einer Pressekonferenz präsentiert.
Welchen Berufen die Südtiroler nach gehen oder n welchen Berufen besonders Frauen, Jugendliche oder auch Menschen mit Migrationshintergrund arbeiten: Zu solchen Fragen gab es bisher nur spärliche Informationen, die Antwort darauf gibt die neueste Ausgabe der ArbeitsmarktNews, die im Rahmen der Pressekonferenz vorgestellt wurde. Gerade für jene, die sich mit der Entwicklung am Arbeitsmarkt, mit Wirtschaft oder eben auch Berufsorientierung auseinandersetzen, ist es wichtig zu wissen, in welche Richtung sich die einzelnen Berufe entwickeln und welche davon vor dem Hintergrund des demographischen Wandels gefährdet oder aber im Aufblühen sind.
Diesen Fragen geht die aktuelle Arbeitsmarktstudie nach, die von Arbeitslandesrätin Martha Stocker gemeinsam mit dem Direktor der Abteilung Arbeit Helmuth Sinn und dem Direktor des Landesamtes für Arbeitsmarktbeobachtung Stefan Luther vorgestellt wurde. Sie bildet den Auftakt zu einer Serie von Veröffentlichungen, in denen berufsspezifische Statistiken genau analysiert werden. Schon im Juli soll in die Verdienststrukturen der verschiedenen Berufsfelder eingeführt werden.
Zukünftig mehr Frauen als Männer im Arztberuf
Arbeitslandesrätin Martha Stocker führte ein Beispiel an, um zu erklären, welche Erkenntnisse aus den statistischen Daten zu über 70 Berufen in den ArbeitsmarktNews gewonnen werden konnten: „Eine interessante Altersstruktur zeigt sich bei Ärzten: hier stellen Männer derzeit mit rund 53 Prozent noch knapp die Mehrheit. Sie sind jedoch durchschnittlich 50, die Frauen hingegen nur 43 Jahre alt. In Zukunft wird sich bei diesem Beruf das Geschlechterverhältnis also wohl umkehren, der Arztberuf wird zunehmend weiblich. Es ist wichtig, dass wir uns frühzeitig mit den Konsequenzen dieses Wandels befassen und Faktoren wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf berücksichtigen“.
In Bezug auf das Geschlechtsverhältnis in den unterschiedlichen Berufen lässt sich feststellen, dass es nur in sehr wenigen Berufen ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Männern und Frauen gibt. Ein Drittel der männlichen Arbeitnehmer arbeitet in männerdominierten Berufen mit einem Frauenanteil von weniger als 10 Prozent. Es handelt sich dabei um den Produktionsbereich, technische oder handwerkliche Tätigkeitsfelder. Frauen hingegen sind nur zu 14 Prozent in frauendominierten Bereichen wie Pflege-, Sozial- und Erziehungsberufen tätig.
Unterschiedliche Faktoren beeinflussen Entwicklung
Bei den vorgestellten Daten wurden nicht nur Faktoren wie Geschlecht, Staatsbürgerschaft, Vertragsdauer und Alter, sondern auch die einzelnen Wirtschaftssektoren dargestellt, in denen die jeweiligen Berufsgruppen arbeiten. Berücksichtigt wurden dabei die Entwicklungen in den letzten sieben Jahren.
Was die Altersstruktur betrifft, so lässt sich ein klarer Zusammenhang zwischen der Dauer der Ausbildung und dem Zeitpunkt des Einstiegs in den Beruf feststellen: so haben beispielsweise Arbeitnehmende in Handwerksberufen ein vergleichsweise jüngeres Durchschnittsalter als Berufe wie Direktor und Geschäftsführer, Tierarzt oder Theologe, für die oft ein Universitätsabschluss vorausgesetzt wird. „Für Berufe mit einem sehr hohen Altersdurchschnitt sind im Prinzip für die Zukunft zwei Szenarien möglich,“ erklärte Stefan Luther, „entweder sie sterben aus, oder es gilt die Herausforderung zu meistern, diese Berufe mit jungen Menschen neu zu beleben“.
Die analysierten Daten ermöglichen jedoch auch Rückschlüsse zu weiteren Themen, führte Landesrätin Stocker am Beispiel des Berufes der Tischler an: „Es ist interessant zu beobachten, dass es einige Berufe gibt, die branchenunabhängig ausgeübt werden können, andere wieder sind sehr spezifisch an eine Berufsbranche gebunden, wie bei Tischlern. Klarerweise hängen in letzterem Fall die Arbeitschancen stärker von den Entwicklungen der Branche ab. So war das Tischlern vor nicht allzu langer Zeit ein Beruf, der stark in Krise war. Nun setzt man auf Qualität und es ist zu einem neuen Aufschwung gekommen. Dementsprechend sind Tischler im Angestelltenverhältnis aktuell im Durchschnitt nur 34 Jahre alt“.
Die Erkenntnisse aus den Studien können im Detail für die Ausbildung und Berufsorientierung ebenso nützlich sein, wie für die Wirtschaft oder – durch eine ganzheitlichere Betrachtung – zur Analyse der Gesamtsituation in Südtirol, die laut Abteilungsdirektor Helmuth Sinn im Wesentlichen durch zwei Elemente charakterisiert wird: „Die Wirtschaft in Südtirol zieht stark an. Zugleich gibt es zu wenig Arbeitskräfte. Besonders gefragt ist dabei hoch qualifiziertes Personal“.
Berufstrends: Die meisten Südtiroler haben Bürojobs
Die Daten der Beobachtungsstelle für den Arbeitsmarkt belegen für das Jahr 2016: die meisten Arbeitnehmenden sind in Verwaltungs- und Büroberufen beschäftigt (fast 150 Personen auf 1000), zweite im Ranking sind Verkäufer (fast 67 Personen auf 1000) und Berufe im Baugewerbe. In all diesen Berufen liegt die Anzahl an unbefristet Beschäftigten bei über 75 Prozent.
Die Berufe mit der höchsten Anzahl an unbefristet Angestellten waren 2016 Förster und Forstwachen (100 Prozent), Straßenwarte (98,2 Prozent) und Schalterbeamte in Banken (97 Prozent). Am wenigsten unbefristete Verträge haben Obstsortierer (5,3 Prozent), Tagelöhner und Erntehelfer (7,6 Prozent), Masseure und Kindermädchen.
In diesem Zusammenhang ist auch zu erwähnen, dass Aushilfsberufe einen besonders hohen Anteil an ausländischen Staatsbürgern – zumeist Nicht-EU Bürger – aufweisen. (LPA)
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