Das Arbeitsinspektorat und das Paritätische Komitee im Bauwesen kooperieren auf dem Weg zu einer neuen Kultur der Arbeitssicherheit.
Der Bausektor erholt sich derzeit von einer langen Krise. Im letzten Halbjahr hat die Anzahl der Beschäftigten im Bauwesen um mehr als 4 Prozent zugenommen, derzeit sind 15.500 Personen in diesen Bereichen beschäftigt. Leider ist es jedoch in jüngster Zeit auf Südtirols Baustellen vermehrt zu Unfällen gekommen. Als Reaktion darauf soll auf Prävention gesetzt werden: Es gilt, den Schwerpunkt hin zu einer Kultur der Arbeitssicherheit zu bringen.
Um diesem Ziel näher zu kommen, sollen in Zukunft von seiten des Paritätischen Komitees im Bauwesen technische Baustellenbesuche stattfinden: es handelt sich dabei um eine Beratungskampagne zur Sicherheit der Arbeitsplätze und zur Überprüfung der Arbeitsorganisation auf Südtiroler Baustellen.
Die Details zu dieser Initiative wurden bei der heutigen Pressekonferenz (21. Juni) von Arbeitslandesrätin Martha Stocker, dem Direktor der Landesabteilung Arbeit Helmuth Sinn, dem Präsidenten des Paritätischen Komitees im Bauwesen Claudio Corrarati und dem Vizepräsident Maurizio d’Aurelio und der neuen Mitarbeiterin des Komitees, welche die Baustellen besuchen wird, Teresa Buffa vorgestellt.
„Mit dieser Kampagne setzen wir auf Prävention, um die Entstehung einer Kultur der Arbeitssicherheit zu fördern: Ziel der gesamten Tätigkeit ist es, alle auf der Baustelle beauftragten Personen, einschließlich der Sicherheitsbeauftragten, Vorgesetzten, Arbeitgeber und Bauleiter, vor allem aber die Arbeitnehmer zu einer Kultur der Prävention anzuregen, denn jeder Unfall ist einer zu viel“, erklärte Landesrätin Martha Stocker.
Dabei soll auch Selbstverantwortung vermehrt im Bewusstsein jener Menschen verankert werden, die auf den Baustellen arbeiten, wie Maurizio D’Aurelio betont.
Zusammenarbeit ist Sicherheit
Die Baustellenbesuche werden vom Paritätischen Komitee im Bauwesen durchgeführt, das auf eventuelle Unregelmäßigkeiten an der Baustelle hinweist und Verbesserungsmaßnahmen empfiehlt. Dabei wird auch überprüft, ob alle leitenden Akteure der Baustelle, auch der Bauherr, an der Prävention und am Schutz der Arbeitnehmer beteiligt sind und somit die Sicherheitskette als Ganzes funktioniert. Das Paritätische Komitee im Bauwesen, das sich vor allem für die Ausbildung und die Beratung von Unternehmen sowie Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen im Bausektor einsetzt, hat für die Besuche eigens die neue Mitarbeiterin Teresa Buffa eingestellt. Auch möchte das Paritätische Komitee im Bauwesen anhand neuer Technologien und Vorgehensweisen innovative Neuerungen wie die Digitalisierung in die Arbeitssicherheit einbringen mit dem Ziel, die Arbeitsweise der einzelnen Personen, die auf der Baustelle anwesend sind, zu aktivieren und zu koordinieren, angefangen vom Bauherrn und den beruflich qualifizierten Subjekten über die Verantwortlichen des Unternehmens und Vorgesetzen bis hin zu den Arbeitern und nicht zuletzt den Arbeitgebern.
Der Präsident des Komitees Claudio Corrarati betonte bei der Pressekonferenz, dass die Baustellenbesuche ausschließlich einen vorbeugenden Zweck haben und keinesfalls als repressive Maßnahme anzusehen sind: „Arbeitssicherheit ist kein Zwang, sondern sollte vermehrt zu einer alltäglichen Selbstverständlichkeit werden, genau wie das Anschnallen beim Autofahren.“
Die Landesabteilung Arbeit begrüßt die Besuche. Laut Abteilungsdirektor Helmuth Sinn stellt sie eine sinnvolle und wichtige Möglichkeit zur Zusammenarbeit und gegenseitigen Ergänzung dar: „Die Arbeitssicherheit ist in Italien gesamtstaatlich geregelt, Vergehen werden überall gleich geahndet. Ein Arbeitsinspektor ist also gesetzlich dazu verpflichtet, die vorgegebenen Strafbestimmungen anzuwenden, wenn er Übertretungen feststellt. Das Komitee hingegen hat als sozialpartnerschaftliches Gremium die Möglichkeit, zu beraten“. Um eine optimale Zusammenarbeit zu ermöglichen, sollen daher neben den Besuchen auch regelmäßige Treffen zwischen Komitee und Arbeitsinspektorat stattfinden, bei denen es zum Austausch über juridische und technische Aspekte kommt.
600 Inspektionen auf Baustellen geplant
Abteilungsdirektor Sinn gab bekannt, dass heuer vonseiten des Arbeitsinspektorates im Bauwesen rund 600 Baustellen kontrolliert werden sollen. Dies sehe der kürzlich im Landeskomitee für Arbeitssicherheit vorgestellte Inspektionsplan vor. Dabei werden die Arbeitsinspektoren inhaltlich den Schwerpunkt auf die Absturzsicherung, auf die Verschüttungsgefahr, Stromschlaggefahr, Maschinensicherheit und die Ausbildung der Arbeitnehmer setzen. Diese Bereiche sind vielfach mit jenen Schwerpunkten identisch, auf die auch das paritätische Komitee im Bauwesen bei seinen Baustellenbesuchen achten wird. (LPA)
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