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12. September 2017
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Dürer und Michelangelo in Taufers

Sand in Taufers – Die größten Kunstschätze der Welt waren während des Zweiten Weltkriegs in Sand in Taufers gelagert. Eine Freilichtausstellung erzählt davon.

 

 

Nach der Landung der Alliierten auf Sizilien im Juli 1943 und der Amtsenthebung Mussolinis besetzten deutsche Truppen Italien. Als im Frühsommer 1944 die Aliierten Richtung Florenz vorrückten, beschloss man in Absprache mit General Karl Wolff etwa ein Viertel aller florentinischen Kunstwerke nach Südtirol in Sicherheit zu bringen. So wurden insgesamt 735 Kisten mit 37 LKWs vom 8. August bis 9. September 1944 nach Südtirol verfrachtet. Ziel der Aktion war es, die Kunstwerke vor den Wirren des Krieges zu bewahren. Die abgelegenen Orte in der Operationszone Alpenvorland galten den nationalsozialistischen Kunstexperten als bombensichere Unterbringungsmöglichkeiten. Der Abtransport erfolgte heimlich. Von August 1944 bis Juli 1945 wurden somit der Ansitz Neumelans und das angrenzende ehemalige Wagenhaus in Sand in Taufers sowie das ehemalige Gerichtsgebäude in St. Leonhard in Passeier Aufbewahrungsort hunderter florentinischer Kunstschätze.

 

SENSATIONELLE WELT-KUNSTWERKE IN SAND
Im Haupthaus von Neumelans wurden Gemälde von Botticelli, Filippino Lippi, Raffael (Selbstbildnis, Donna Velata, Porträt eines Kardinals), Tizian, Correggio, Crespi, Barrocchio, Sebastiano Ricci, Guardi, Piazetta, Trevisani gelagert; von deutschen Meistern Werke von Albrecht Dürer (Kalvarienberg, Apostel), Hans Holbein (Selbstbildnis), Lucas Cranach (Selbstbildnis), Christof Amberger, Adam Elsheiner vertreten, von den Niederländern und Holländern u.a. Hans Memling, Gerard David, Rembrandt, Peter Breughel, Pieter von Laer, Rachel Ruysch. Ins Wagenhaus nebenan wurden gebracht: Eine Ceres, ein Apollo, Mars und Bacchus und die berühmte Niobe aus den Uffizien. Die Statue Kaiser Hadrians, der Speerträger nach Polyklet, mehrere Satyrn, der Hl. Georg, David und eine Madonna mit Kind von Donatello, der Bacchus von Michelangelo, Reliefs und Terracotten von Verrocchio, die Tabernakelskulpturen von Santa Croce in Florenz und zahlreiche Werke der Robbia sowie Skulpturen aus dem Museo Nazionale und aus der Kirche Sand Michele in Pistoia.

DIE RÜCKFÜHRUNG
War die Aktion ein Kunstschutz oder ein als Kunstschutz getarnter Kunstraub? Die Historiker beurteilen die Frage bis heute kontrovers. Heinrich Schwazer, der Kurator der Ausstellung, meint, dass die Annahme eines getarnten Kunstraubes mehr als berechtigt sei.
Am 21. Juli 1945 fuhr eine Kolonne von amerikanischen LKWs in einem feierlichen Festzug vom Bahnhof Florenz zu den Uffizien: Die florentinischen Kunstwerke wurden wieder zurückgebracht. Fotos hierzu und Hintergrundtexte sind bis Spätherbst bei der Freilichtausstellung im Park beim Tourismusbüro von Sand in Taufers kostenfrei zu sehen. Die Ausstellung ist eine Privatinitiative von Robert Innerbichler, Wolfgang Mair und Hermann Engl. (IB)

Verladen der Holzkisten am damaligen Bahnhof Sand in Taufers