„ Es gibt zwei Dinge im Leben, die du nicht zurücknehmen kannst, den Pfeil, den du verschossen hast und das Wort, das du gesprochen hast.“
Er ist eine auffallende Erscheinung: Paul Masoni schreitet seit Jahrzehnten in Fransenjacke und Lederstiefeln, mit Cowboyhut und Indianerschmuck durchs Leben. Es ist seine Art, der „Normalität“ ein Schnippchen zu schlagen.
Sind Sie ein Cowboy?
(Lacht). Nein, aber es gefällt mir, mich so zu kleiden. Meine Kindheit ist geprägt mit Indianer- und Ritterspielen. Im Winter bauten wir uns eine Sprungschanze oder rodelten im Kettenzug die Hauptstraße hinunter, was heute schon wegen des überhöhten Verkehrs unmöglich wäre. Die Kinder des Sandner Oberdorfes trafen sich täglich im nahen Wald und wir gaben unserem Übermut freien Lauf. Wir hatten eine mords Hetz, es war eine wunderschöne Zeit, von der ich bis heute zehre. Ein bisschen davon habe ich in mein Erwachsensein herüber gerettet.
Wie wurden Sie erwachsen?
Noch im Volksschulalter schickte mich mein Vater zur Arbeit in die Hotellerie nach Corvara. Meine Jugendzeit dann war schon etwas wüst, es waren halt die berühmt-berüchtigten Sechzigerjahre und nicht alles, was ich damals tat, war O.K. Manches bereue ich heute und ich habe aus den Fehlern gelernt. Ich spielte Gitarre in einer Rockband, mit meinem Opel-Manta verbinden sich auch irre Geschichten und die Liebe fürs Motorrad ist mir bis heute geblieben. Meinen Cowboyhut ziert übrigens als Hutband ein Zopfmustergeflecht aus den Schweifhaaren der Mulis Biotta und Oriella, eine Erinnerung an meine Zeit beim Militär in Toblach. Meine Naia-Zeit war super, ich würde sie jederzeit wiederholen. Tagelang waren wir beim Campo mit den Mulis in Fanes unterwegs, trafen uns abends am Grillfeuer, es war wie ein Cowboyspiel für mich. Lange bevor es Rafting gab, banden wir uns einen Baggerradschlauch zusammen und ruderten damit die Ahr hinaus. Einmal trampte ich per Autostopp nach Essen, von dort direkt nach Rom. Dann ging mir das Kleingeld aus, ich hatte nichts mehr zum Essen. Auf einer Straße entdeckte ich einen totgefahrenen Fasan, den hab ich mir dann gegrillt und trampte wieder heim. Beruflich arbeitete ich 42 Jahre lang treu bei einer Baufirma. Anfangs war es ziemlich anstrengend, ich war im Lager zuständig, die Zementsäcke mussten alle per Hand geschleppt werden. Später dann war mein „Ross“ der Gabelstapler. Seit fünf Jahren bin ich in Pension.
Aber warum fasziniert Sie gerade der Cowboy-Stil?
Es waren anfangs die Spiele meiner Kindheit und dann die Filme mit Clint Eastwood. Der Typ fasziniert mich total. Ich wollte sogar unseren ersten Sohn Clint taufen, aber da hatte meine Frau ein paar Takte dagegen.
Wie füllen Sie Ihre Freizeit?
Mein heutiges „Ross“ ist eine Suzuki und eine Oldtimer-Honda, es ist für mich der Weg zur Freiheit. Ein richtiges Ross zu haben, wäre immer mein Wunsch gewesen, aber daheim war kein Platz und es auswärts in einem fremden Stall zu wissen, wollte ich nicht. Das Basteln ist heute mein großes Hobby, ich arbeite vorwiegend mit Holz, mache Blumentöpfe, Tröge, Tische und verziere sie mit Brandmalerei. Gerne mache ich auch Indianerschmuck, wo ich Federn und Steine verarbeite. Früher ging ich mit meinem Vater auf Mineraliensuche, wir fanden schöne Bergkristalle, die ich noch heute mit Stolz bewundere. Ich erinnere mich, wie ich mit Vater mit dem Fahrrad nach Weißenbach fuhr, und wie wir dann in den Bergen nach Steinen schürften. Heimwärts waren bei meinem Fahrrad die Bremsen kaputt, ich bremste mit der Schuhsohle am Hinterrad. Daheim angekommen hatte die Sohle eine halbrunde Aushöhlung des Fahrradmantels. Obwohl ich früher auf Rockmusik stand, gefallen mir heute Contrymusic oder Schlager von Helene Fischer. Die Natur ist mir auch sehr wichtig. Gerne streune ich allein durch die Wälder. Mein linker Unterarm ist mit einem Wolfsgesicht tätowiert und zwar so, dass ich ihm immer in die Augen sehen kann.
Was sagt Ihre Familie dazu?
Ich habe eine sehr tolerante Frau, sie ist gebürtig aus Essen, wir sind seit 40 Jahren verheiratet. Sie kleidet sich „normal“, ebenso wie meine drei Söhne. Ich bin stolz auf meine Söhne, sie haben alle einen guten Beruf und eine Wohnung. Meine Familie weiß mich zu nehmen wie ich bin, ich brauche einen gewissen Freiraum. Meine Frau und ich verbringen auch viel Zeit gemeinsam.
Wie sehen Sie die heutige Zeit?
Die Jugend tut mir in gewisser Weise Leid. Sie hockt nur mehr vor dem PC und bewegt sich zu wenig. Sie ist auch irgendwie fantasieloser als wir es mit unseren Spielen im Wald waren, uns fielen dabei die unmöglichsten Sachen zum Bauen und Spielen ein. Die heutigen öffentlichen Spielplätze sind relativ fantasielos und immer dasselbe. Es ist halt eine ganz andere Zeit.
Was wünschen Sie sich?
So sein zu dürfen, wie ich mit meinen 64 bin. Meiner Familie und mir wünsche ich die Gesundheit, das ist das Wichtigste im Leben.
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