Heute (19. Oktober) fiel in Latsch der Startschuss für die Sensibilisierungskampagne „Heizen mit Holz… aber richtig“ der Landesagentur für Umwelt.
Circa 90.000 Holzheizungen gibt es in Südtirol: 80 Prozent davon sind kleinere Anlagen wie Kachelöfen, Herde, Kaminöfen usw. Während größere Anlagen meist über eine automatische Steuerung verfügen, hängt bei den kleinen Anlagen die Güte der Verbrennung vor allem vom Betreiber ab. Darauf hat heute (19. Oktober) in Latsch die Landesumweltagentur hingewiesen. Aus diesem Grund wurde in Zusammenarbeit mit den Kaminkehrern und den Gemeinden die Sensibilisierungskampagne „Heizen mit Holz… aber richtig“ initiiert, für die heute der Startschuss fiel. „Ziel der Kampagne ist es, die Feinstaubbelastung und vor allem die Belastung durch Benzo-a-pyren im ländlichen Raum zu reduzieren“, erklärt Georg Pichler, Direktor im Amt für Luft und Lärm der Landesumweltagentur. Denn laut dem Emissionskataster 2015 sind Holzheizungen für über 60 Prozent des gesamten in Südtirol emittierten Feinstaubs verantwortlich. Zum Vergleich: Der Verkehr liegt bei 18 Prozent. Beim Benzo-a-pyren liegt der Anteil der Holzheizungen sogar bei über 90 Prozent. Seit 2007 habe es in Südtirol zwar keine Überschreitung des Jahresgrenzwertes für PM10 mehr gegeben, dafür werde aber der Zielwert für Benzo-a-pyren regelmäßig überschritten. „Dieser lagert sich bevorzugt an die Staubteilchen an und ist erwiesen krebserregend. Beides sind feste Stoffe, die vor allem bei einer unvollständigen und unsachgemäßen Verbrennung entstehen“, betont Pichler.
Holzöfen und Holzherde richtig betreiben
In der Vergangenheit sei es speziell in Orten mit vielen kleinen, händisch betriebenen Holzöfen und häufig ausgeprägten Inversionslagen immer wieder zu erhöhten Schadstoffkonzentrationen in der Luft gekommen. Damit ist klar: Holzöfen und Holzherde privater Haushalte müssen richtig betrieben werden, um gesundheitsschädliche Emissionen zu mindern. „Eine gut betriebene Holzheizung produziert tausend Mal geringere Emissionen als eine schlecht betriebene“, unterstreichen die Kaminkehrer Richard Schupfer und Manfred Baumgartner, Obmann und Vizeobmann der Kaminkehrer im LVH. Auch moderne Holzöfen würden dank der Befeuerung mit Pellets, einer effizienteren Verbrennungstechnik und einer elektronisch gesteuerten Luft- und Brennmaterialzufuhr deutlich geringere Emissionen aufweisen. Wie man nun richtig mit Holz heizt, zeigte die Landesumweltagentur und die Berufsvereinigung der Kaminkehrer im Rahmen einer praktischen Vorführung mit zwei beheizten Öfen: Entscheidend sei das verwendete Brennmaterial, das richtige Befüllen des Ofens und die richtige Anfeuermethode (siehe beiliegendes PDF). Als Brennmaterial eignet sich trockenes, unbehandeltes Stückholz oder Holzbrennstoffe wie Briketts oder Pellets. Das Verbrennen von Papier, Abfall und behandeltem Holz ist hingegen verboten. Bisher wurde zum Anfeuern meist Zeitungspapier verwendet und die Holzscheite darüber aufgeschichtet.
Feuer von oben nach unten in Brand setzen
„Nach neuesten Erkenntnissen kann der Ausstoß an Schadstoffen jedoch stark verringert werden, wenn das Feuer von oben nach unten in Brand gesetzt wird. Auf diese Weise ist das Feuer wenige Minuten nach dem Start rauchfrei“, erklären die Experten. Dazu werde das Anfeuermodul oben auf das eingeschichtete Holz gelegt. Zudem müsse während der Verbrennung auf ausreichende Luftzufuhr geachtet werden. Auch eine regelmäßige Reinigung und Wartung des Ofens durch einen Fachmann sei unerlässlich. Der Latscher Bürgermeister Helmut Fischer unterstreich die Bedeutung der Kampagne: „Holz ist ein traditionsreicher und ökologischer Brennstoff. Kleine Holzöfen sind jedoch nicht dazu da, um Abfall zu verbrennen. Mit gezielten Informationen wollen wir daher alte Verhaltensmuster ändern, denn die Luft, die durch unkorrektes Heizen belastet wird, ist auch die Luft, die wir alle einatmen.“ „Die Auswirkungen auf die Luft, die sich durch eine schlechte Holzfeuerung ergeben, lassen sich entscheidend mindern: Durch das Befolgen einfacher Regeln und Vorkehrungen können wir alle auf einfache Weise etwas für die Verbesserung der Luftqualität tun“, fordert Umweltlandesrat Richard Theiner alle Bürger auf, ihren Beitrag für eine saubere Luft zu leisten. „An den Daten der Luftmessstation in Latsch wird zudem ersichtlich, wie wichtig der Bau des Fernheizwerks vor genau zehn Jahren war, um die Luftwerte zu verbessern“, ergänzt Theiner.
Vorträge, Puppentheater, Beratungen
Wer sich genauer informieren will, hat dazu heute Abend um 19.30 Uhr im Culturforum Latsch die Gelegenheit: Im Rahmen eines Informationsabends der Umweltagentur, an dem auch Landesrat Theiner teilnimmt, können sich Interessierte Auskünfte und Tipps zum Thema „Richtig Heizen mit Holz“ holen. Auf Aufklärung setzt die Landesumweltagentur zudem in den Schulen: Im Rahmen der Umweltbildung wird in der Grundschule das Puppentheater „Feuer frei mit Fritz“ aufgeführt. Zudem haben die Schüler Zeichnungen zum Thema „Heizen mit Holz“ angefertigt, die im Rathaus zu sehen sind. Die Mittelschüler, die bei der heutigen Präsentation am Lacusplatz dabei waren, können am Workshop „LebensmittelLuft“ teilnehmen. „Insgesamt 1.500 Schüler in den teilnehmenden Gemeinden beschäftigen sich im Rahmen der Kampagne mit dem Thema Luft. Es ist wichtig, dass mit der Sensibilisierung bereits im Kindesalter begonnen wird“, betont Heidi Thaler vom Bereich Umweltbildung der Landesagentur für Umwelt. Acht Gemeinden sind Partner der Sensibilisierungskampagne „Heizen mit Holz… aber richtig“. Vor Ort steht auch das Energieforum Südtirol jeweils mit einem Stand für Beratungen zur Verfügung. Nach dem heutigen Startschuss in Latsch folgen bis März 2018 weitere Informationstage in Sand in Taufers (26. Oktober), Eppan, Sarnthein, St. Lorenzen, Algund, Sterzing und Schluderns. (mpi)
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