„Die Musik bedeutet mir einfach alles.“
Am Stefanitag vor 50 Jahren traten die „Lustigen Tauferer“ bei einem Ball beim Hasenwirt in Mühlen zum ersten Mal auf. Peter Oberhollenzer hat zusammen mit seinem Bruder Hans diese legendäre Volksmusikgruppe aus der Taufe gehoben, die bis 1984 erfolgreich unterwegs war. Mit etwas Wehmut im Herzen blickt der heute 73-Jährige auf diese Zeit zurück.
Wie kam es zur Gründung der „Lustigen Tauferer“?
Musik war immer schon meine große Liebe.1956 bin ich als Klarinettist in die Mühlener Musikkapelle eingetreten. Es juckte mich schon damals, als Tanzmusikgruppe aufzutreten und erste Versuche unternahm ich 1958. Als sich 1961 die Musikkapelle auflöste, konzentrierte ich mich voll auf die Tanzmusik. Mit meinen Brüdern Franz und Hans traten wir als Trio auf mit Schlagzeug, Ziehharmonika und Klarinette. Meine erste Klarinette habe ich mir übrigens durch Schafe hüten und mit „Schöldra machen“ finanziert. Beim Hasenwirt gab es eine Kegelbahn und der Schöldra war zuständig, die umgefallenen Kegel aufzustellen, wofür man ein Taschengeld bekam. 1962 kaufte ich mir dann auch noch ein Saxophon. Im Herbst 1967 habe ich die Gruppe „Die lustigen Tauferer“ gegründet mit meinen Brüdern Hans und Franz, mit Josef Prenn und Karl Oberhollenzer. Im Laufe der Jahre änderte sich die Besetzung einige Male. Wir spielten hauptsächlich Volksmusik im Oberkrainer-Stil.
Wo waren die Auftritte?
Wir haben fast jedes Wochenende und auch unter der Woche auf Bällen und bei Tirolerabenden gespielt. Manchmal hatten wir über 10 Auftritte pro Monat und das alles neben der Arbeit, ich arbeitete als Maurer und später in einer Fabrik. Auch in der Schweiz sowie in Deutschland und Österreich waren wir sehr gefragt.
Was waren Ihre größten Erfolge?
Zweimal spielten wir beim Tirolerball in den Sophiensälen in Wien. 1980 erhielten wir von der Freien Welle Südtirol eine Auszeichnung als erfolgreichste Gruppe Südtirols. Wir haben auch vier Singles und sechs Langspielplatten aufgenommen und selbst Stücke komponiert.
Welches war Ihr erfolgreichstes Stück?
Das war ohne Zweifel das „Tauferer Lied“ mit dem Text von David Oberhollenzer und der Melodie aus meiner Hand. Ich habe am 3. April 1968 abends damit angefangen, habe die ganze Nacht geschrieben und in der Früh war das Lied fertig. Es muss wohl eine Art Eingebung gewesen sein. Das Stück in Fis-Dur klingt ganz bewusst etwas melancholisch und beginnt mit einem Klarinettensolo.
Haben Sie auch andere Stücke komponiert?
Ja, es werden etwa 45 Stücke sein, die ich komponiert und teilweise auch getextet habe. Oft fiel mir neben der Arbeit eine Melodie ein, oft auch nachts, wenn ich nicht schlafen konnte. Es war ganz verschieden, manchmal machte ich zuerst den Text, manchmal zuerst die Musik.
Die Gruppe hat sich 1984 aufgelöst, was machen Sie heute auf musikalischem Gebiet?
Seit der Neugründung der Musikkapelle Mühlen 1981 bin ich wieder als Klarinettist dabei. Als Duo oder Trio spiele ich in verschiedenen Besetzungen bei kleineren Feiern, denn ohne Musik kann ich einfach nicht sein. Ich spiele Schlagzeug, Klarinette, Saxophon, Trompete, Harmonium und steirische Ziehharmonika. Diesen April sind wir ausnahmsweise nach 33 Jahren beim Heimatfernentreffen in St. Johann noch einmal als Gruppe aufgetreten. Ich merke aber, mit dem Alter wird es für mich auch immer anstrengender. Wollte man heute als Tanzmusikgruppe auftreten, bräuchte es schon echt Dampf dahinter!
Wie sehen Sie die heutige Volksmusik?
Was soll ich sagen. Wir hatten eine sehr schöne, gesegnete Zeit. Unsere Musik war noch zu 100 Prozent per Hand gemacht. Heute ist vieles anders. Angefangen bei den Bällen, die früher viel besser gingen, sie begannen um 20 Uhr und dauerten bis 4 Uhr früh, da war schon was los! Die heutige Jugend hat auch ganz andere Möglichkeiten, schon allein durch die gute Grundausbildung in den Musikschulen, wir mussten uns fast alles selbst beibringen. Erfolgreich sind heute vor allem Show-Bands. Außerdem hat sich die elektronische Musik dermaßen perfektioniert, dass es heute auch schon einem Solisten durch Halb-Playback möglich ist, einen guten Sound zu erzeugen. Ich bin halt mehr für das Handgemachte.
Welche Art von Musik ist die Ihre?
Wenn sie gut gemacht ist, gefällt mir fast jede Art von Musik. Sie muss aber unbedingt „handgemacht“ sein. Neben Volksmusik mag ich sehr gerne Jazz, da lässt es sich großartig improvisieren!
Was wünschen Sie sich?
Musik bedeutet mir einfach alles. So lange ich’s ein bissl „derschnauf“, möchte ich Musik machen. Den Menschen aus nah und fern wünsche ich eine frohe Weihnacht und uns allen eine glückliche, friedvolle Zeit.
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