Geliebt von den Gästen und nicht selten mit Skepsis einheimischen Ursprungs bedacht, führen die Weihnachtsmärkte ein Dasein als Musterschüler und Stiefkind zugleich. Die Studie „Südtiroler Christkindlmärkte – Die Einschätzung der Besucher, Standbetreiber und Geschäfte“ des Instituts für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen (WIFO) wartet mit interessanten Fakten auf.
Bruneck, zur Weihnachtszeit: Ob auf dem Graben, in der Oberstadt oder am Rathausplatz – der Christkindlmarkt ist omnipräsent, mit ihm all seine positiven wie weniger angenehmen Auswirkungen. Laut der im November letzten Jahres veröffentlichten Analyse der Handelskammer Bozen, welche Daten aus der Saison 2016/2017 mit jenen der Jahre 2007/2008 vergleicht, wird das Event bei der Bevölkerung nach wie vor zum Teil als Belastung empfunden, vor allem in Sachen Verkehr. Zudem würde gemäß den Verantwortlichen der Studie ein gezielteres Angebot für Herrn / Frau Südtiroler nicht schaden.
FOKUS AUF MEHRWERT
Der Befragung unterzogen sich nicht weniger als 1.895 zufällig ausgewählte Christkindlmarkt-Besucher (davon 341 in der Rienzstadt), des weiteren 252 Standbetreiber und last, but not least, 313 Einzelhändler sowie Gastronomiebetriebe in der Nähe der Märkte. Knapp 47 Euro gaben die Gäste unmittelbar am Markt für Essen bzw. Geschenksartikel aus, einen weiteren Umsatz in Höhe von gut 93 Euro bescherten sie den städtischen Geschäften und Betrieben.
GESUCHT: DER TYPISCHE BESUCHER
Interessant erscheint die Tatsache, dass es den Brunecker Veranstaltern gelungen ist, sich in mehrfacher Hinsicht von den anderen „Original Südtiroler Christkindlmärkten“ abzuheben: Einerseits wird der höchste Anteil an nicht-italienischen Besuchern verbucht (knapp 20% gegenüber den durchschnittlich 6% in Bozen, Meran, Brixen sowie Sterzing), was für die Attraktivität beim Auslandsgast spricht. Auf der anderen Seite dürfen wir uns mit den meisten Mehrtagestouristen rühmen – diese machen in Bruneck ungefähr 75% aller Besucher aus, gegenüber den beispielsweise nur wenig mehr als 50% Merans. Unterm Strich steht dies für wirtschaftliche Effizienz, zumal ein Mehrtagesgast im Durchschnitt 4,2 Tage bleibt und ist ökologisch nicht minder ein Pluspunkt, da beim An- und Abreiseverkehr eingespart wird.
DIE MEINUNG DER GÄSTE UND ANBIETER
Verbesserungspotential sehen die Christkindlmarkt-Besucher hinsichtlich der Verfügbarkeit von Toiletten, nicht unwichtig wären auch ausreichend Parkplätze. Sehr gut schneiden laut Erhebung Aspekte wie Atmosphäre sowie Sauberkeit ab. Die größte Kritik der Brunecker Standbetreiber gilt wiederum dem Dilemma Parkmöglichkeiten, gefolgt von der Erreichbarkeit und den Standmieten. Mit einer besseren Wertung versehen werden die Information der Besucher und das Rahmenprogramm.
WAS GILT ES IN ZUKUNFT ZU TUN?
Primär sollte an den vorgenannten, angebots- und nachfrageseitigen Schwachpunkten gearbeitet werden, aber auch Fortschritte bei der Green Mobility wären wünschenswert – das Privatfahrzeug stellt nach wie vor das Transport- und Fortbewegungsmittel Nr. 1 dar. Wenn schlussendlich noch die wirtschaftlich-touristische Bedeutung der Märkte von allen erkannt wird, können sich die Veranstalter getrost zurücklehnen – auf dass es wieder Weihnachten werde. (MP)
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