Lukas Troi aus St. Johann

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Lukas Troi aus St. Johann

„Die größte Kunst ist, sein Leben so zu gestalten, wie man es sich vorstellt.“

 

 

Die Sensibilität, um aus einem Lindenholz eine filigrane Rose zu schnitzen, die Schlagkraft, um den Pickel Halt bringend in eine Eiswand zu setzen – Lukas Troi ist als Bildhauer und staatlich geprüfter Berg- und Skiführer ein Meister in beidem.

Wie entstand Ihr Zugang zu diesen Berufen?
Es stellte sich früh heraus, dass ich handwerklich recht geschickt bin. Die Schnitzschule in St. Jakob übte auf mich eine Anziehungskraft aus, ich fühlte mich dort auch gleich wohl und spürte, dass es die richtige Wahl war. Für vier Jahre besuchte ich dann auch noch die Schnitzschule in Gröden, um Fertigkeit und Technik zu vertiefen. Jetzt arbeite ich in der Schauwerkstatt des Krippenmuseums in Luttach. Mittlerweile schnitze ich seit 24 Jahren, seit meinem 14. Lebensjahr. Es ist in all der Zeit wohl kaum eine Woche vergangen, in der ich nicht geschnitzt hätte.

Welche sind Ihre Hauptmotive im künstlerischen Schaffen?
Ich schnitze hauptsächlich profane Motive, Rosen, Menschenporträts und in letzter Zeit auch Krampusmasken. Seit Neuestem mache ich Wandreliefs mit Bergmotiven, welche eine indirekte Beleuchtung integriert haben, wodurch eine mystische Lichtstimmung entsteht. Es sind Motorsägearbeiten mit einer eher rauen Strukturierung. Ich habe einen besonderen Zugang zu den Bergen und deren Formen und versuche, dies in diesen „Bergen im Licht“ auszudrücken. Meine Inspirationen erhalte ich durch Schauen und Betrachten. Ich denke, dass ich ein guter Beobachter bin. Was ich sehe und empfinde, versuche ich in meiner Formensprache mit Holz auszudrücken.

Sehen Sie sich als Künstler?
Ein Künstler ist, wem es gelingt, sein Leben so zu gestalten wie man es sich vorstellt. Kunst an sich ist etwas ganz Individuelles, jeder sieht sie anders. Ob meine Objekte Kunst oder Handwerk sind interessiert mich im Grunde nicht. Darüber lässt sich streiten. Auf einen Berg eine neue Route mit einer schönen Linie zu eröffnen, sehe ich als Kunst. Auch das vermag nicht jeder zu tun.

Wobei wir bei Ihrem zweiten Job sind…
Er hängt insofern mit meinen Hauptjob zusammen, als dass ich einen Arbeitgeber hab, der viel Verständnis für meine Passion, das Bergsteigen, hat. Ich kann mir die Arbeit gut einteilen und zwischendurch in die Berge oder zu Führungstouren gehen. Dafür arbeite ich in der Schnitzerei aber auch übers Wochenende oder über Weihnachten, wenn es nötig ist.

Wie kamen Sie zum Bergsteigen?
Als Kind war ich eher kränklich und schwach. Mit etwa 14 Jahren zog ich alleine los, immer weiter hinauf und ich merkte, wie mir das körperlich gut tat. Ich ging bei jedem Wetter, wodurch mein Immunsystem gestärkt wurde und ich mir relativ schnell eine gute Kondition aufbaute. Später ging auch mein Bruder mit und wir bestiegen die Berge im Ahrntal, dann kamen Skitouren und als Letztes das Klettern hinzu. Und allmählich perfektionierte ich mich. Bergsteigen gefällt mir deshalb so sehr, weil man ständig beobachten und das Gelände lesen muss. Auch gilt es, geduldig zu sein und den richtigen Moment für gute Verhältnisse abzuwarten. Die klassischen Nordwände in den Westalpen sind mir geglückt, am meisten beeindruckten mich die Abfahrt mit Skiern von der Monte Rosa Ostwand und die Nordwand der Droites an einem eiskalten Februartag. Ich war auch schon auf Gipfeln in Patagonien und Peru; auf den großen Höhen ist interessant zu beobachten, wie dein Körper reagiert. Nach der Akklimatisierung ging es mir meist recht gut. Einige besondere Gipfelziele hab ich noch, man braucht sie, um weiter träumen zu können.

Was haben Holz und Berge gemeinsam?
Die Vielseitigkeit an Gestaltungsmöglichkeit und die Abwechslung. Ich bin nicht nur Bildhauer und nicht nur Bergführer, sondern eine Mischung aus beidem. Beim Schnitzen muss ich Entscheidungen treffen, wie ich das Eisen setze, es ist aber nicht so folgenschwer wir beim Bergsteigen. Wenn ich dort falsch entscheide, hat dies direkte Konsequenzen und kann fatal enden. Der Reiz bei beidem ist, mit dem was mir die Natur vorgibt, zu spielen, zu gestalten, zu meinen Gunsten auszunutzen. Bei Beidem sind Neugier, intensives Beobachten und richtige Schlüsse ziehen wichtig. Doch nur beim Bergsteigen spüre ich die elementaren Regeln der Natur.

Was geben Ihnen die Berge?
Die Freiheit, draußen unterwegs zu sein. Es gefällt mir, mit Freunden in den Bergen unterwegs zu sein, Freundschaften sind mir sehr wichtig. Und es erfüllt mich, die Freude am Berg mit jemandem zu teilen.

Was bedeutet für Sie Südtirol?
Ich bin mit dem Ahrntal verankert. Es ist eine ziemlich raue, archaische Landschaft. Durch meinen Vater liegen meine Wurzeln aber auch in den Dolomiten, ich spüre das. Einiges auf dieser Welt hab ich gesehen, aber es gibt kaum ein Land, das für mich so lebenswert ist wie Südtirol.