BRUNECK – Im Rahmen der Brunecker „Frauen.Gespräche“ war am 8. März, dem Tag der Frau, eine Gesprächsrunde im Innenhof des neu renovierten Ragenhauses zusammengekommen, die darüber diskutierte, ob es typische Männerberufe und typische Frauenberufe nun wirklich gibt oder ob sie vielleicht doch nur eine „Erfindung“ der Gesellschaft sind?
„Geschlechtsstereotype aufzubrechen sollte in der heutigen Zeit eigentlich nichts Besonderes mehr sein“, meinte Diskussionsteilnehmerin Angelika Peer, die sich mit Ingenieurin/Fachgebiet Robotik einen Beruf gewählt hat, den man nicht unbedingt auf Anhieb mit der Berufswahl einer Frau in Verbindung bringt. Gemeinsam mit der gebürtigen Olangerin, die heute als Professorin an der Fakultät für Naturwissenschaften und Technik an der Universität Bozen tätig ist, waren bei der diesjährigen Gesprächsrunde: Schlosserin Margit Schwärzer, Konstrukteurin Linda Bachmann, Erna Holzer, Direktorin der Mittelschule Ursulinen, und Geburtshelfer Mirco Rizzi.
STEREOTYPE UNBEGRÜNDET
Da Geschlechterstereotype, d. h. vorgefertigte Meinungen über geschlechterspezifisches Verhalten, wie etwa „Frauen engagieren sich gerne sozial, Männer treten gerne in Wettstreit“, in unserer Gesellschaft immer noch vertreten sind, richtete Moderatorin Judith Steinmair die Frage an die Gesprächsteilnehmer: „Sind Stereotype wirklich ein evolutionäres „Übrigbleibsel“ der Steinzeit?“ Erna Holzer meinte dazu: „Geschlechtsstereotype sind ein Konstrukt der Gesellschaft. Voraussetzungen und Fähigkeiten für verschiedene Fachbereiche wie Mathematik, Informatik, Technik, Soziales, Bildung und Gesundheit sind keine Frage des Geschlechts.“ Den Beweis für diese Aussage lieferte Geburtshelfer Mirco Rizzi, heute Studiengangsleiter für Hebammen an der Landesfachhochschule Claudiana: „Das Interesse an der Arbeit der Hebamme veranlasste mich zu meiner Berufswahl. Erst im späteren Berufsalltag ist mir bewusst geworden, eigentlich einen typischen Frauenberuf gewählt zu haben.“ Auch bei Schwärzer und Bachmann spielte das Geschlecht keine Rolle für die Berufswahl. „Ich habe mir nie die Frage gestellt, ob mein Beruf ein typischer Männerberuf ist“, betonte die Schlosserin Margit Schwärzer, die die elterliche Schlosserei in Gais übernommen hat. Ähnlich ergeht es der 24-jährigen Konstrukteurin in der GKN Sinter Metals: „Erste Erfahrungen im Tüfteln und Werkeln sammelte ich bereits als Kind in der Werkstatt meines Vaters. Meine Leidenschaft für das Technische habe ich dann zu meinem Beruf gemacht.“
KLISCHEES IN DEN KÖPFEN
Geschlechterklischees sind aber dennoch in unseren Köpfen. Gesellschaft, Werbung und Industrie leisten ihren Beitrag dazu. Das wirkt sich auch auf die Berufswahl von Männern und Frauen aus. Und nicht zuletzt, so das Fazit der Gesprächsrunde, spiele es für die Berufswahl nach wie vor eine Rolle, dass Frauen selbstkritischer mit sich umgehen und einen höheren Anspruch daran stellen, ihr „Ding“ so perfekt wie möglich zu machen, während Männer schlicht davon ausgehen, das „Ding“ zu schaukeln. (SP)
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