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Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino hilft in Mittelafrika

Team von Landesbeamten hilft, ein Grenzgebiet zwischen Uganda und Tansania sozial und wirtschaftlich weiter zu entwickeln – mit Mitteln der Euregio.

Die mittelafrikanische Stadt Mutukula hat etwas mit dem Berlin vor der Wende gemein. Durch die Stadt verläuft nämlich von Ost nach West eine Staatsgrenze – und ein Streifen Niemandsland. Der Norden gehört zu Uganda, der Süden zu Tansania. Durch die Stadt führt eine Straße zum Grenzübergang. In dieser Zone ist alles zugeparkt mit Lastautos, die auf ihre Zollabfertigung warten – das sind 700 pro Tag. Rundherum spielen Kinder, im Staub und Ruß, dem hier kaum jemand entkommt.

Während in Nord-Mutukula überall Abfall herumliegt, vor allem Plastik, ist der Süden relativ sauber, zumindest dann, wenn die Putztruppe gerade ihren wöchentlichen Müllsammeltag hinter sich hat. „Das war nicht immer so, und wird in Zukunft auch in Nord-Mutukula klappen“, berichtet die Mitarbeiterin des Landesamtes für Kabinettsangelegenheiten, Bereich Entwicklungszusammenarbeit, Alexandra Pöder, die gerade von ihrem jährlichen Lokalaugenschein in Mutukula zurückgekehrt ist. Obwohl die Bevölkerung des Grenzgebietes sehr viel in Bezug auf Sprache, Kultur und Wirtschaft gemein hat, sorgen unterschiedliche Gesetzgebungen und Verwaltungsstrukturen der beiden Staatsgebiete immer wieder für unterschiedliche Maßnahmen zur Lösung ein und desselben Problems.

Seit 2010 betreut das Landesamt für Kabinettsangelegenheiten das Hilfsprojekt der Europaregion Tirol-Südtiro-Trentino zugunsten der Bezirke Rakai, Masaka, Bukomansimbi und Kalungu in Uganda sowie Missenyi in Tansania. Unterstützt von der Direktorin des Landesamtes für Landesplanung, Virna Bussadori, und von den örtlichen Nichtregierungsorganisationen (NGO) wie die Caritas trägt sie Schritt für Schritt dazu bei, dass beispielsweise die beiden Stadtbehörden, die ugandische und die tansanische, ihre Probleme besser in den Griff bekommen. Dazu setzt sie sich immer wieder mit beiden Beamtengruppen an einen Tisch und berät sie, wie sie das nächste Problem nachhaltig lösen können. „Gegen das Abfallproblem hatten wir vor etwa einem Jahr angeregt, einige Gruppen Frauen zu beauftragen, die einmal wöchentlich den Müll von den Straßen einsammeln. Wir hatten diese dazu mit angemessenem Werkzeug ausgestattet“, sagt Pöder. Nur Tansania hatte die Aktion konsequent durchgezogen. Uganda will sich nun auch verstärkt dafür einsetzen. Außerdem hatte 2016 eine Sensibilisierungskampagne in den Schulen dafür gesorgt, dass sich Kinder und damit auch deren Eltern mit dem Thema Abfall auseinandersetzen. „Nun steht die Mülltrennung auf dem Programm“, sagt Pöder.

Mit dem Ausbau der ostafrikanischen Wirtschaftsunion und der damit einhergehenden intensiven Handelstätigkeit hat Mutukula laufend an Bedeutung gewonnen. „Die Stadt ist in den letzten zehn Jahren extrem und unkontrolliert auf 22.000 Einwohnern gewachsen, jedes Jahr um 3,2 Prozent; bei uns sind es gerade mal 3 Prozent in zehn Jahren“, betont Bussadori. Als die vor vier Jahren schon einmal die Stadtbehörden vor Ort beraten hatte, hatten die Raumplaner der beiden Stadthälften einander noch nie getroffen. „Jetzt haben alle verstanden, dass viele Probleme der Stadt nur gemeinsam gelöst werden können.“ Das Niemandsland eigne sich beispielsweise hervorragend für eine dringend benötigte Grünzone.“ Auch hat Bussadori erreicht, dass die lokalen Beamten nicht mehr vom ugandischen und tansanischen Mutukula sprechen, sondern von Nord-Mutukula und Süd-Mutukula.

Der Vorstand der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino hatte beschlossen, das gemeinsame grenzüberschreitende Programm ab 2017 für weitere drei Jahre mit einem jährlichen Budget von etwa 100.000 Euro pro Land fortzusetzen. Mit diesen Mitteln soll nun unter anderem ein für beide Stadtteile einziges Gemeinschaftszentrum gebaut werden, mit einem Jugendzentrum, einem Spielplatz, einem Saal für Hochzeiten und einem Grünbereich. „Noch vor ein paar Jahren glaubten sie zwei Zentren zu brauchen“, sagt Pöder.

Mit beim heurigen Lokalaugenschein war auch der pensionierte Forstexperte Walter Verdross. Seit einigen Jahren bemühen sich die Forstbehörden mit Unterstützung des Landes Südtirol, das nahe Waldgebiet Minziro vor dem widerrechtlichen Abholzen von Edelhölzern zu schützen, vor allem seitdem dieser von tansanischer Seite im Jahr 2015 zum nationalen Naturpark erklärt wurde.  Verdross konnte den lokalen und nationalen Forstbehörden und den lokalen NGO vor Ort wertvolle Ratschläge geben.

Im Entwicklungsprogramm wurden bisher vorrangig grenzüberschreitende Maßnahmen für eine nachhaltige soziale und wirtschaftliche Entwicklung dieses Gebiets gefördert. Dazu zählen Initiativen im Bereich der Landwirtschaft, der Wasserversorgung, des Wald- und Umweltschutzes, in der Stadt Matukula hingegen die gemeinsamen  Herausforderungen der Raumordnungsplanung wie die Verkehrsbelastung, die Müllentsorgung oder die Planung von Kanalisationssystemen oder Verkehrsachsen. Diese Schwerpunkte werden auch im Folgeprogramm für die nächsten drei Jahre beibehalten. Dieses Jahr wird außerdem eine 13-köpfige Delegation aus der Partnerregion für einen dreiwöchigen Lehraufenthalt in der Europaregion erwartet, und zwar in den Landwirtschaftschulen Rotholz, San Michele und Laimburg.