„Jeder Mensch trägt das Licht und die Finsternis in sich. Das Theater schenkt die Möglichkeit, in die Höhen und Tiefen seines Selbst einzutauchen.“
Sein Auftreten ist unaufdringlich, seine Stimme leise. Und doch vermag Franz Engl Menschen zu führen und ihnen ungeahnte Ausdruckskraft zu verleihen. Er ist Spielleiter der Heimatbühne Terenten und Bezirksspielleiter von rund 20 Bühnen des Unteren Pustertals.
Wie entstand der zündende Funke zum Theater?
Mit 18 Jahren bin ich aus reiner Neugier der Heimatbühne Terenten als Spieler beigetreten. Für ein Gastspiel trat man 1981 an mich heran, das Stück von Karl Schönherr „Glaube und Heimat“ zu leiten. Die Arbeit hat mich sofort gefesselt. Ich erinnere mich, dass ich aber nach den Proben oft stundenlang über meine Regieführung sinniert habe. Und doch spürte ich ganz stark, dass es das Richtige für mich sei. Diese Faszination empfinde ich bis heute. Das Stück kam recht gut an und so übernahm ich seitdem bis auf einige Ausnahmen die Regie der HB Terenten. Ich besuchte kontinuierlich Kurse in Spielleitung, Schauspiel, Dramaturgie und Textbearbeitung. Lehrreich waren auch Kurse in der Theaterschule des Brunecker Stadttheaters, bei denen ich Regisseuren und Schauspielern über die Schulter schauen und viel lernen durfte.
Worauf legen Sie bei der Regiearbeit besonderen Wert?
Typen zu finden und dem Spieler die geeignete Rolle zuzuweisen. Dazu muss er bereit sein, dass ich etwas in sein Lebensbuch hinein sehen darf. Außerdem lege ich Wert, das Instrument Körper richtig einzusetzen. Durch Übungen für die eigene Körpererfahrung sowie der Mitspieler zueinander, entsteht ein gutes Team. Der Schauspieler muss in seine Rolle schlüpfen. Wenn er den Text nur auswendig sagt, ist die Rolle nie ein Teil von ihm, und das merkt das Publikum. Ich kann den Spielern nur den Weg zum Schauspiel vermitteln, ihn gehen und ausfüllen müssen sie selbst. Durch das Theater kann die Person sich selbst besser kennenlernen, es ist eine Bereicherung für das Leben.
Welche Stücke bevorzugen Sie?
Ziemlich die ganze Bandbreite vom lustigen Volksstück bis zum anspruchsvollen Drama. Es muss alles Platz haben. Ich persönlich mag tiefgründige Inhalte lieber als „Schenkelklopfer-Stücke“, die halt beim Publikum meist gut ankommen. Doch auch bei diesen ist mir eine gewisse Ernsthaftigkeit wichtig und ich vermeide Banalität, Grobheit, Übertreibung oder das Abdriften ins Ordinäre. Viel Spaß macht mir das Experiment-Theater.
Nennen Sie uns ihre größten Erfolge…
Das gute Niveau der HB Terenten ist mittlerweile bekannt, wir haben tolle Spieler! Für die 1000-Jahr-Feier von Terenten 1998 schrieb die Gemeinde einen Autoren-Wettbewerb über den legendären Terner Hexenmeisters aus. Das Siegerstück „Schwarzwastl“ von Josef Feichtinger führten wir als Freilichtspiel mit einem Zuschauerrekord auf. Auch die „Teufelsbraut“ erhielt guten Anklang, genauso wie „Die Sieben Todsüden“ mit der HB Weißenbach. Der ungewöhnlichste Spielort war im Jahre 2002 das Winnebachtal in Terenten mit einem Experiment-Theater über die vier Elemente. Persönlich sehr in Anspruch genommen hat mich die Regiearbeit des „Prettauer Faust“ in Steinhaus. Zum 40-jährigen Bestehen der HB Terenten inszenierte ich „Die Siebtelbauern“ als gelungene Freilichtaufführung beim Stocknerhof. Erfolgreich beendet hab ich gerade die „Piefke Saga“ mit der HB Sand in Taufers.
Was fühlen Sie vor einer Premiere?
Ich halte mich nie hinter der Bühne auf, arbeite nie mit einem Souffleur, sondern verfolge das Spiel im Zuschauerraum. Vor der Premiere meditieren die Spieler und ich gemeinsam und mit einem angenehmen Gefühl schicke ich sie dann auf die Bühne. Wenn ich die Spieler für den ersten Auftritt entlasse, ist immer ein großer Moment für mich. Es ist etwas Unwiederbringliches. Ich fühle Freude, Genugtuung bis hin zu Melancholie, dass meine Arbeit nun zu Ende ist. Ich fühle Bangen, wie das Publikum reagiert, aber auch ein starkes Vertrauen, dass alles gut sei. Das Urvertrauen in das Gute hat mir meine Mutter mitgegeben.
Was erfüllt Sie mit Freude?
Wenn ich mit meiner Frau und mit unseren Kindern Sarah und Tobias unterwegs bin und die Natur genieße. Oder wenn mich meine Kinder und Geschwister auf der Bühne unterstützen. Geboren bin ich auf einem Bergbauernhöfl als Zehnter von zwölf Kindern und arbeitete als Hydrauliker und am Gemeindebauhof. Ab 1976 baute ich auch eine Jugend- und Pfadfindergruppe auf und war bis 1992 dabei. Ich bin glücklich, was ich für mich erarbeiten konnte und dankbar über das viele Schöne, das mir das Leben geschenkt hat. (IB)
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