„Mein Beruf ist genauso wichtig wie viele andere auch.“
Gekehrte Straßen und Fußgängerwege, saubere Dorfplätze und geleerte Mülleimer – so sieht eine fein herausgeputzte Ortschaft aus, wie wir sie uns wünschen. Dies alles ist nicht selbstverständlich, und Heinzelmännchen, die fleißig und unauffällig manch unangenehme Arbeit verrichten, kennen wir nur aus Märchen. Ein Heinzelfrauchen aber gibt es: Klara Aschbacher hat den für sich idealen Beruf als Straßenkehrerin gefunden. Seit dem Jahr 2004 ist die 50-Jährige für die Reinigung von öffentlichen Freiräumen in der Marktgemeinde Sand in Taufers zuständig.
Haben Sie Freude in Ihrem Beruf?
Ja, auf jeden Fall. Ich freue mich jeden Tag, zur Arbeit zu gehen. Ich bin auf der frischen Luft und kann mir die Arbeit einteilen, wie sie mir passt. Vor allem freue ich mich, wenn ich Menschen treffe, die meine Arbeit zu schätzen wissen. Und ich muss sagen, dass dies in Sand in Taufers sehr viele sind, ich bekomme immer wieder mal ein Lob oder ein gutes Wort gesagt.
Wie kamen Sie zu diesem Beruf?
Nach dem Besuch der Haushaltungsschule in Dietenheim arbeitete ich hauptsächlich als Haushaltsgehilfin und im Gastgewerbe. Mir gefiel auch das recht gut und ich bin froh, diese Erfahrung gemacht zu haben. Allerdings war es gerade im Gastgewerbe recht anstrengend und stressig. Im Jahr 2003 hatte ich einen Schlaganfall und ab da musste ich kürzer treten. Als sich für mich der Job als Straßenkehrerin anbot, hab ich sofort zugesagt und ich habe es bis heute nicht bereut.
Wie sieht Ihr Arbeitstag aus?
Morgens um halb acht beginne ich mit Straßenkehren im Dorfbereich von Sand in Taufers, da um diese Zeit noch wenig los ist, auch leere ich die Müllkübel, den Müll muss ich trennen und Papier, Glas und Plastik aussortieren. Einmal die Woche kehre ich auch in Kematen und einmal die Woche putze ich die Büroräume und die Werkhalle des Recyclinghofs. Gegen halb zwei ist meine Arbeit beendet und ich fahre mit dem Bus nach Hause. Manche meinen, Straßenreinigen sei eine mindere Arbeit, ich finde das nicht und bin froh, diesen Job zu haben. Was ist schon Schlimmes dabei? Jemand muss diese Arbeit ja tun und viele andere neben mir tun sie auch.
Gibt es besondere Plätze, wo viel weggeworfen wird?
Am Schlimmsten sieht es oft auf den Kinderspielplätzen aus, wo sogar leere Flaschen oder Zigarettenstummel herumliegen. Auch Hundekot auf Wegen und Anlagen müsste nicht sein, wenn jeder Hundebesitzer das Häufchen aufsammeln würde. Zur Hauptsaison, wenn viele Gäste da sind, ist schon auffallend mehr zu tun, von Pizzaresten bis zu schmutzigen Babywindeln findest du alles in den Müllkübeln.
Ist die Arbeit nicht auch anstrengend, bei jedem Wetter draußen zu sein?
Nach meinem Schlaganfall brauchte ich eine Weile, mich zu erholen. Jetzt merke ich, dass mir diese Arbeit, wo ich viel Bewegung hab und an der frischen Luft bin, gut tut. Einen Regenschutz hab ich ja, und wenn’s mal ganz scheußlich ist, muss ich’s halt lassen.
Was sind Ihre Hobbys?
Kochen, backen und lesen. In meiner Zeit, wo ich im Gastgewerbe arbeitete, half ich in der Küche und habe die Leidenschaft für das Kochen entdeckt. Es vergeht kein Wochenende, wo die Klara nicht einen Kuchen, eine Roulade oder eine Torte bäckt. Ja, und bis Sonntagabend ist alles verputzt. (lacht) Wenn mir etwas schmeckt, muss ich es aufessen, ich bin halt so. Auch Knödel gibt es bei mir in allen Sorten, jetzt ist die Jahreszeit für Erdbeer-Topfen- oder Marillenknödel. Sehr gerne mag ich Panna cotta in allen Variationen. Ich liebe es, neue Rezepte auszuprobieren, stöbere in Kochbüchern und habe ein österreichisches Kochjournal abonniert. Ansonsten interessieren mich Bücher die Gesundheit betreffend. Ich achte auf meine Gesundheit und finde, dass vor allem viel Schlaf wichtig ist.
Was machen Sie am Wochenende?
Das Angenehme an diesem Job ist, dass ich am Wochenende immer frei hab, was bei der Arbeit im Gastgewerbe nicht so war. Da bin ich oft wochenlang nicht nach Hause gekommen. Neben den Hobbys mag ich gern Fernsehen, ich schaue Sendungen wie Supertalent, ZDF-Fernsehgarten oder Schlagersendungen, meine Lieblingssänger sind Beatrice Egli und die Gruppe Fantasy. Aber auch Nachrichten interessieren mich, die ich im deutschen und italienischen Fernsehen verfolge, um einen Überblick über das Weltgeschehen zu gewinnen. Schön finde ich auch, wenn ich mich mit meinen Geschwistern treffen kann und ich freue mich, wenn ich zum Mittagessen eingeladen werde. Ich habe zwei Schwestern und zwei Brüder.
Wie würden Sie sich charakterisieren?
Ich lass mich nicht runterkriegen, denke positiv und lache gern. Wenn ich mal schlechte Laune hab, lass ich es mein Gegenüber nicht spüren und bin trotzdem freundlich. Wenn mich irgendwelche Gedanken plagen, was ja jedem mal passiert, versuche ich, mich durch Lesen abzulenken. Das ist viel besser als grübeln und raunzen, denn das bringt nichts. Und am nächsten Tag schaut’s eh alles wieder viel besser aus. Auch die Arbeit an der frischen Luft, macht einen im Kopf frei.
Gibt es für Sie ein Lebensmotto?
Es lautet: Du kannst alles schaffen, wenn du nur willst. Ja, und wenn etwas nicht auf Anhieb klappt, muss man es halt mehrmals versuchen. Es ist wichtig, nicht alles gleich hinzuschmeißen, wenn es mal Probleme gibt.
Haben Sie Wünsche?
Als Kind wollte ich Konditorin werden, aber die Leckereien backe ich jetzt für mich selbst. Ich wünsche mir, gesund zu bleiben und diese Arbeit noch eine Weile machen zu können. Sonst hab ich keine besonderen Wünsche. Ich bin zufrieden. (IB)
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