Die Zeit, als Tirol ein Bergbauland von europäischer Bedeutung war, ist längst vorbei. Wenn wir mehr als 500 Jahre zurückschalten könnten, würden wir auf eine Zeit treffen, in der das Land von einem dichten Netz von Bergwerken überzogen war, die den Herrschenden Reichtum und den in Bergbau Arbeitenden Auskommen und Brot sicherten.
TIROL, DAS BERGBAULAND
Die in Tirol am häufigsten abgebauten Erze waren Silber und Kupfer, aber auch nach Eisen, Blei und Zink schürfte man landesweit . Die bedeutendsten Bergbauorte waren Schwaz im Unterinntal, Rattenberg, Kitzbühel, Imst, Hall (Salz), Gossenass, Prettau, Matrei im Osttirol, Lienz, Klausen, Terlan, Laas und mehrere Orte im Trentino. Relativ wenig bekannt sind die Goldbergwerke des Zillertales. Das Jahr 1533 scheint ein entscheidendes Jahr für den Zillertaler Bergbau gewesen zu sein. Damals wurde zwischen dem Salzburger Erzbischof Matthäus Lang und dem Tiroler Landesfürsten Ferdinand I. ein Vertrag abgeschlossen, nach dem sowohl der Ertrag als auch die Kosten der Zillertaler Bergbaue zu gleichen Hälften zwischen Tirol und Salzburg zu teilen waren. Von Gold ist in diesem Vertrag noch nicht Rede. Um 1630 glückte dann am Rohrberg in Zell am Ziller ein besonders reicher Fund an Golderzen, der – immer in der Zeller Gegend – auch den Hainzenberg, den Gerlosberg und den Zellerberg betraf. Daraufhin erkannte Salzburg die Gültigkeit des Vertrages von 1533 nicht mehr an und entsandte Militär, um sich die gesamte Erzgewinnung zu sichern. Die daraus entstehende Krise dauerte bis 1647, erst dann kam es zu einem friedlichen Miteinander von Erzbischof und Landesfürsten und zu einer Betriebsverlagerung von Westen – dort wurden die Bergreviere aufgegeben – nach Osten.
DER GOLDBERGBAU VON ZELL AM ZILLER IM 18. JAHRHUNDERT
Der Goldbergbau am Hainzenberg und am Rohrberg in der Gegend von Zell war im 18. Jahrhundert am erfolgreichsten. Gegen Ende dieses Jahrhunderts versank er aber immer mehr in Bedeutungslosigkeit, verursacht teilweise von Naturkatastrophen, von eher ineffizienten Aufbereitungsverfahren und von rückständigen Bergbautechniken, wodurch die Gewinnungskosten sprunghaft anstiegen. Sucharbeiten nach neuen Erzvorräten in früher aufgelassenen Bergrevieren waren erfolglos. Am Ende des 18. Jahrhunderts rang man sich zu relativ radikalen Maßnahmen durch, indem die Reviere Rohrberg und Tannenberg gänzlich eingestellt und der Bergbaubetrieb auf den Hainzenberg beschränkt wurde. Doch auch hier wurden große Veränderungen vorgenommen. So wurde 1799 der Abbau im Oswald-Schacht stillgelegt und der Schachtbau mit einer modernen wasserbetriebenen Pump- und Fördermaschine ausgerüstet und die Erzaufbereitung erneuert.
VON DER NAPOLEONISCHEN ÄRA BIS ZUM ENDE DES 19. JAHRHUNDERTS
Die napoleonische Ära veränderte die politische Landschaft des Zillertales einmal durch die Säkularisierung des Erzbistums Salzburg (1803), dann durch die Angliederung des nördlichen Teiles Tirols an das Königreich Bayern und durch die Vereinigung des Zillertales mit Tirol. Was die Förderung des staatlichen Bergbaus angeht, ist vor allem dessen technische und organisatorische Umgestaltung zu erwähnen, die von der bayrischen Verwaltung mit viel Energie angestoßen wurde. Diesbezüglich waren aber die im darauf folgenden Vormärz durch den Staat getroffenen technischen Maßnahmen wenig innovativ. Nach der Revolution von 1848 veränderte sich manches zum Positiven, vor allem ging vieles in Richtung Abbau des öffentlichen Einflusses auf die Wirtschaft, was eine weitgehende Privatisierung dieser Betriebe zur Folge hatte. 1857 wurden die Goldbergbaue Gastein, Rauris und Zell zum Kauf angeboten. Es folgten dann die Veräußerung der staatlichen Kupferbergbaue im Pinzgau, der Verkauf sämtlicher im öffentlichen Eigentum stehender Eisenhütten und Eisengruben in Tirol und in Salzburg und vieler anderer Betriebe in der gesamten Donaumonarchie. 1858 wurde dann der staatliche Goldbergbau Zell wieder bischöflich, als es durch die Bischöfe von Brixen und Salzburg zur Gründung der „Vincenzi-Goldbergbau-Gewerkschaft“ kam, welche den Bergbau übernahm, der damals ausschließlich am Hainzenberg betrieben wurde. Aber die damit eingeleiteten neuen Besitzverhältnisse waren nicht von Dauer, sodass 1870 die Arbeiten wegen zu geringen Ertrages eingestellt wurden. Dann versuchten englische, amerikanische und deutsche Gesellschaften die Produktion rentabel zu gestalten. Der Bau der Zillertalbahn schien dem Unternehmen eine neue Chance zu geben, aber der Krieg war stärker. Während des Ersten Weltkrieges kam das Bergwerk allmählich zum Erliegen. Der Neustart nach dem Kriege war holprig, im Jahre 1930 kam es dann zur vollständigen Einstellung der Arbeiten. Neun Jahre später ging dann der Zeller Goldbergbau an das Jenbacher Berg- und Hüttenwerk über, was aber keine definitive Rettung bedeutete.
DAS ERSTE GOLDSCHAUBERGWERK TIROLS
1996 wurde das alte Bergwerk vom Tourismusverband Zell am Ziller übernommen und innerhalb weniger Monate zum ersten Goldschaubergwerk Tirols umgebaut. Das von einer industriellen zu einer touristischen Struktur gewordene Bergwerk wird von den Touristen akzeptiert und ist viel besucht. Die Stollenbefahrung (270 m) ist der Höhepunkt einer geführten Wanderung von etwa 2 Stunden, die am Hainzenberg beginnt und dann nach Zell ins Tal hinunterführt, vorbei an der Wallfahrtskirche Maria Rast und an alten, verfallenen Stollen. In der 18 m hohen Radstube wird den Besuchern durch eine mehrsprachige Multimediashow viel Wissenswertes über den Zeller Goldbergbau vermittelt.
DAS ZILLERTALER BERGGERICHT
Einst gab es ab 1538 ein für den Zeller Goldbergbau zuständiges Berggericht. Der erste namentlich bekannte Zillertaler Bergrichter war Matheus Rainer (1538-1546). Er wurde ernannt, nachdem mit dem Salzburger Erzbischof ein Vertrag über die Berggerichtsbarkeit im Zillertal abgeschlossen worden war. Es folgen dann weitere sieben Zillertaler Bergrichter: Leonhard Perger (1546-1555), Georg Neckherl (1555-1570), Gabriel Vogl (1570-1586), Sebastian Mörtl (1586-1593), Hans Mall (1593-1605), Onofrius Marstaller (1593-1605) und Sigmund Klotz (1625-1631). Als die Dienstzeit von Sigmund Klotz zu Ende ging, wurde am 28. August 1631 dem Bergrichter von Schwaz, Hieronymus Schönberger, mitgeteilt, dass das Bergwerk im Zillertal nun seiner Jurisdiktion unterstehe und nicht mehr der des Zillertaler Bergrichters. Das blieb dann so bis 1727. Damals wurde dann das Rattenberger Berggerichtsrevier um die Herrschaften Kropfsberg und Zillertal erweitert, womit der Rattenberger Bergrichter auch für das Zillertal zuständig wurde. Der erste für das Zillertal zuständige Bergrichter von Rattenberg war Johann Jakob Kröll, der von 1720 an Bergrichter von Rattenberg und von 1727 an auch für das Zillertal zuständig war.
EINIGE NOTIZEN ZUR ZILLERTALER GOLDGEWINNUNG
Die ausgedehnte Goldlagerstätte Hainzenberg östlich von Zell am Ziller stellt die wichtigste Goldvererzung des Zeller Bergbaues im Innsbrucker Quarzphylitt dar. Die lagerförmige Goldanreicherung ist an quarzitreiche Horizonte im Phylitt gebunden, die gleichzeitig mit dem tauben Nebengestein entstanden sind. Im Gebiet von Zell am Ziller ist der Edelmetallgehalt der quarzitischen Lager von beiden Talseiten her bekannt. An der westlichen Talseite wurden die Reviere Laimacherberg und Zellberg erschlossen. Östlich des Zilllers sind von Norden nach Süden die Reviere von Rohr, Hainzenberg mit der östlichen Fortsetzung in die Scheibenwände sowie ganz im Süden der Tannenberg vorhanden.
1619 Aufnahmen des geregelten Bergbaus in Zell. Bergherren: Ferdinand I. und Kardinal Matthäus Lang.
1630 Fund eines reichen Erdganges.
1700 Lohnsenkungen und Entlassungen.
1759 und 1786 Gewaltsamer Raub von Goldkonzentrat.
1800 Belegschaftsstand: 95 Mann.
1803 Ausstieg des Salzburger Erzbischofs aus dem Goldbergbau.
1814 Belegschaftsstand: 44 Mann.
1870 Die Vincentigewerkschaft stellt den Bergbau ein. Eine amerikanische und eine deutsche Gewerkschaft übernehmen den Bergbau und arbeiten bis 1914.
1940 Prospektion des Reichswirtschaftsministeriums, jedoch kein weiterer Abbau.
1996 entsteht die Idee eines Goldschaubergwerkes mit Wanderlehrpfad, Eröffnung desselben am 2. Mai 1997.
Fast das gesamte gewonnene Zeller Edelmetall entstammte als sogenanntes „Berggold“ dem Berginnern. Es wurde händisch abgebaut und gefördert. Die Fördermengen waren entsprechend bescheiden. Das reichste Lager, das sogenannte Friedrichlager, liegt in der Mitte des sogenannten Lagerzuges. Seine Mächtigkeit betrug durchschnittlich 1,0 bis 1,5 Meter, gelegentlich aber auch mehrere Meter. Die bergmännische Erschließung wies die Goldführung desselben auf nahezu 900 Meter im Streichen sowie 200 Meter Teufe nach. Die Lagerstätte Hainzenberg hat von 1660 bis 1866 Metern aus insgesamt 160.000 Tonnen Roherz rund 900 Kilo Gold geliefert. Der daraus erzeugte Goldwürfel hätte eine Kantenlänge von vierzig Zentimetern. Der Bergbau Hainzenberg lieferte als reichste Grube mehr als die Hälfte des verarbeiteten Golderzes sowie mehr als zwei Drittel der Zeller Goldgewinnung. Der Zeller Bergbau beschäftigte in guten Zeiten an die hundert Personen, die allmählich auf etwa vierzig vermindert wurden. In erfolgreichen Betriebsjahren waren im Zeller Bergbau zehn bis fünfzehn Kilo Goldausbeute zu verzeichnen, wozu tausend bis zweitausend Tonnen Erz verpocht werden mussten.
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