Die Zahl der Alleinerziehenden in Südtirol ist im Steigen. Mutter, Vater, Kind – das klassische Familienbild wird zunehmend verschwommener. Betroffene stehen vor Problemen und Herausforderungen, wie eine alleinerziehende Mutter dem „Puschtra“ erzählt.
Immer mehr Kinder wachsen heute bei nur einem Elternteil auf, über 50.000 Kinder und Eltern leben in Südtirol in einer Einelternfamilie. Der Grund sind die steigenden Trennungs- und Scheidungsraten, denn bei rund drei Viertel aller Scheidungen sind Kinder betroffen. Diese und ihre alleinerziehenden Eltern zu vernetzen, ihnen Hilfe, Informationen und Unterstützung im Alltag zu geben, ist das Ziel der Südtiroler Plattform für Alleinerziehende. Der Verein versucht, die Einelternfamilien bestmöglich zu unterstützen und die Gesellschaft dafür zu sensibilisieren, dass es sich zwar um keine klassischen, aber dennoch richtige Familien handelt. Schließlich beginnen die Probleme bereits in der gesellschaftlichen Akzeptanz, wie Monika H. (Name von der Redaktion abgeändert), eine betroffene Mutter, berichtet: „Eine meiner zwei Töchter kam mehrmals weinend von der Schule nach Hause, weil sie dort gehänselt wurde, keinen Vater zu haben. Dabei gibt es diesen Vater ja, nur hat er sich nach der Trennung von mir auch von seinen Töchtern abgewandt.“ Neben dieser seelischen Belastung hatte Monika H. auch für längere Zeit finanzielle Sorgen; einen Job zu finden war so gut wie unmöglich, solange ihre Töchter noch klein waren. Heute sind sie zwölf und vierzehn Jahre alt, ein Teilzeitjob geht sich aus und zusammen mit der Unterhaltszahlung, die ihr Ex-Partner mittlerweile regelmäßig zahlt, lässt es sich einigermaßen gut leben. Dafür hat Monika H. allerdings jahrelang kämpfen müssen: „Ich musste eine Rechtsanwältin zu Rate ziehen, sonst hätte ich kein Geld von meinem Ex-Partner bekommen. Ich weiß nicht, ob ich den Alltag damals ohne ihre Hilfe gemeistert hätte“, erinnert sie sich an die schwierige Zeit zurück. Wieviel Unterhaltspflichtige zahlen müssen hängt unter anderem von Vermögen und Einkommen beider Eltern ab. Der genaue Betrag wird vom Landesgericht festgelegt. In Fällen, in denen der Unterhalt nicht gezahlt wird, kann bei der Unterhaltsvorschussstelle der Provinz um eine Vorschusszahlung angesucht werden.
Alleinerziehend – eine Armutsfalle
Vor allem sind es die alleinerziehenden Mütter, die leicht in eine finanzielle Schieflage geraten. Wie auch Monika H. bestätigt, ist es nicht leicht, eine passende Arbeit zu finden, „denn als Alleinerziehende ist man um einiges unflexibler als beispielsweise Mütter, die von ihren Partnern unterstützt werden“, sagt sie. Die Südtiroler Plattform für Alleinerziehende teilt in einer Pressemitteilung mit, dass viele Südtiroler alleinerziehende Frauen in Niedriglohnverhältnissen und überwiegend in Teilzeit arbeiten, um die Kinder angemessen versorgen zu können. Darüber hinaus erhalten viele Mütter den geschuldeten Kindesunterhalt der Väter nicht und oft wird über die Unzuverlässigkeit seitens der Väter bei den Besuchswochenenden geklagt. Natürlich gibt es vereinzelt auch Fälle, in denen Kinder bei ihren Vätern leben, schließlich gibt es viele Seiten der Teilfamilien. Und natürlich stehen auch Trennungsväter und Verwitwete vor denselben Problemen. Zu 90 Prozent leben in Südtirol die Kinder allerdings bei ihren Müttern. Diese sollten daher von der Politik verstärkt wahrgenommen werden, fordert die Südtiroler Plattform für Alleinerziehende. (SH)
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