Je weiter man ins Ahrntal Richtung Talschluss fährt, umso eindrucksvoller wird die Landschaft. Ab Steinhaus, dem unverkennbaren Verwaltungszentrum des einst blühenden Ahrntaler Bergbaus, bekommt das Tal einen ganz eigenen, beinahe schon hochalpinen Charakter. Vom wirtschaftlichen Standpunkt aus betrachtet spielen hier nach wie vor Landwirtschaft und Handwerk, aber auch der Tourismus eine ganz zentrale Rolle.
Wenige Fahrminuten nach Steinhaus grüßt vom „Bühel“ die Kirche zum hl. Jakobus herab. Dass man hier den Schutzheiligen der Pilger zum Kirchenpatron gewählt hat, steht höchst wahrscheinlich mit der Lage der Kirche in Verbindung: Hier zogen nämlich alle vorbei, die einen der früher viel begangenen Übergänge im hinteren Ahrntal benutzten. Ähnlich wie die Kirche von St. Jakob, so ist auch die Kirche von St. Peter weithin sichtbar, da sie markant auf einer Anhöhe steht. St. Peter ist ein ursprüngliches Dorf und ebenfalls ein idealer Ausgangspunkt für Wanderungen und Bergtouren. St. Jakob und St. Peter, sie sind die nördlichsten Dörfer der Gemeinde Ahrntal und sind seit jeher von den früher sehr wichtigen Übergängen, aber auch vom ehemaligen Bergbau in Prettau geprägt. Landwirtschaft und Handwerk spielen hier seit jeher eine zentrale Rolle, etwas später dazu gekommen ist der Tourismus und zusammen bilden diese drei nun die tragenden Säulen der örtlichen Wirtschaft.
Wirtschaft im Talschluss
Vom Peterer Kofl aus führt ein uralter Weg über das Hundskehljoch ins Zillertal. Die „Hundskehle“ war nach dem Krimmler Tauern der am meisten begangene Übergang im hinteren Ahrntal. Eng mit der Geschichte der verschiedenen Übergänge – und damit auch mit dem Handel und der Schmugglerei -, aber auch mit der Geschichte des Bergbaus verbunden ist Prettau. Dies ist nicht nur die nördlichste Gemeinde des Tauferer Ahrntals, sondern auch ganz Südtirols. Das Kupferbergwerk steht heute als Schaubergwerk den zahlreichen Besuchern offen und hat mit dem dazugehörigen Klimastollen eine italienweite Besonderheit aufzuweisen. Im Jahr 2003 wurde dieser im ehemaligen Bergwerk von Prettau eröffnet. Die Idee zu dieser besonderen Nutzung eines Stollens im Sinne der Höhlentherapie war bereits 1988 geboren. Aufgrund mangelnder gesetzlicher Bestimmungen hatte sich der Weg zur Umsetzung jedoch als ziemlich steinig erwiesen; was im wahrsten Sinne des Wortes eigentlich dem Charakter eines Bergwerks entspricht, hätte für ein Projekt dieser Größenordnung das Aus bedeuten können. Gut, dass sich die Klimastollen-Verfechter nie von ihrer Begeisterung abbringen ließen, denn der Rückblick beweist: Überzeugung und Aufwand haben sich gelohnt. Die absolut nebenwirkungsfreie Liaison von Bergwerksstollen und Gesundheit erfreut sich größter Beliebtheit. Der Großteil der Kunden, die nach Therapieende per Fragebogen um eine Bewertung gebeten wurden, bezeichnete die „Heilkraft“ des Stollens als gut bis sehr gut.
Tourismus und Abwanderung
Wenn Sehnsucht nach Schnee und Wintervergnügen aufkommt, ist das Tauferer Ahrntal die Antwort darauf. Hier kann man nicht nur Lebensenergie und Kraft tanken, sondern vor allem auch genießen – und das auf vielfältigste Weise. Mit unzähligen Möglichkeiten von Skifahren etwas weiter talauswärts bis Rodeln auf gut präparierten Bahnen, von Schneeschuhwandern und Eisfallklettern bis zu den romantischen Mußestunden am Kaminfeuer in herrlichen Hotelanlagen der verschiedensten Kategorien, lässt das Ahrntal keine Wünsche offen: Eine Talschaft eben, die seinen Gästen viel zu bieten hat. Das ursprüngliche Tal der 84 Dreitausender, eingerahmt von steilen Hängen und majestätischen Gipfeln, lockt das ganze Jahr über sportbegeisterte Bergfreunde an. Es zählt sieben schmucke Schutzhütten, an die 190 bewirtschaftete Almen und an die 900 Bauernhöfe, die teils im Tal, teils am steilen Berg traditionell bewirtschaftet werden. All das macht sich natürlich im Tourismus spürbar und setzt einen wichtigen Multiplikatorprozess in Gang. Besonderes das hintere Ahrntal verströmt mit seinen hohen Bergregionen eine unwiderstehliche Magie: Die archaischen Landschaften, die Ruhe und der Drang nach Bewegung locken Alpinisten sommers wie winters auf diesen ursprüngliche Flecken Erde. Am großen Parkplatz von Kasern steht das Naturparkhaus, das über die örtlichen Gegebenheiten sowie die Flora und Fauna dieses Gebietes informiert. Von hier aus kann man auch die prächtige Dreiherrenspitze bewundern. So kann Prettau beispielsweise ausnehmend viele Tagestouristen verzeichnen. Während also der Talschluss sein Hauptaugenmerk auf den Tourismus und Landwirtschaft richtet, sind es in St. Peter und St. Jakob neben der Landwirtschaft das Handwerk, Dienstleistungsunternehmen und der Handel, die das Wirtschaftstreiben bestimmen. Ab Prettau hat das Tal hochalpinen Charakter und seine Besiedlung hört mit dem kleinen Ort Kasern praktisch auf. Der Talschluss birgt aber noch etwas ganz Besonderes: die Wallfahrtskirche Heilig Geist vor dem großen Schliefstein. Ursprünglich handelt es sich um eine Knappenkirche, die den vielen Reisenden, die vor allem den Krimmler Tauern als Übergang in den Pinzgau und nach Salzburg benutzten, Schutz bot. Während des ganzen Jahres besuchen zahlreiche Touristen diese Orte und beeinflussen damit das Wirtschaftsgeschehen im hinteren Ahrntal. Die Arbeitsplätze, die aufgrund des hohen Besucheraufkommens geschaffen werden konnten, wirken der Abwanderungstendenz entgegen, die in Prettau in den letzten Jahrzehnten deutlich spürbar wurde.
Lebensqualität durch örtliche Wirtschaft
Doch trotz der hohen Abwanderungsrate in Prettau muss betont werden, dass sich im hinteren Ahrntal ganz sicher nicht allein die Touristen wohl fühlen. Neben genügenden Wohnmöglichkeiten, Kindergärten und Schulen sowie dem gut organisierten öffentlichen Nahverkehr, der gewährleisteten Nahversorgung und den professionell arbeitenden Handwerksbetrieben schätzen Familien auch die verschiedenen Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten. Diese sind in St. Jakob und St. Peter vor allem im Handwerk, im Bau- und Gastgewerbe und bei den verschiedenen Dienstleistungsanbietern zu finden. Vor allem die Handwerksbetriebe sind stark vertreten und zwar in den verschiedensten Sparten. Einige von ihnen sind in der Gewerbezone untergebracht, in der sich in den letzten Jahren einiges getan hat. Das Handwerk hat in St. Jakob und St. Peter übrigens eine lange Tradition und so ist hier mitunter auch noch altes Handwerk wie Schnitzen oder „Schindlkliebm“ zu finden. Insgesamt hält sich die Arbeitslosenquote in St. Jakob und St. Peter extrem niedrig, was natürlich auch daher kommt, dass viele Arbeitnehmer Tal auswärts zur Arbeit pendeln. Einige von ihnen fahren täglich nach Sand in Taufers oder Bruneck, wo das Arbeitsangebot bedeutend größer ist. Trotzdem kann man behaupten, dass die örtliche Wirtschaft gut funktioniert, was mitunter darauf zurückzuführen ist, dass es gelungen ist, einen Bogen über die verschiedenen Wirtschaftszweige zu spannen. Vor allem die drei großen, ineinandergreifenden Bereiche der hiesigen Wirtschaft – Tourismus, Handwerk und Landwirtschaft – gehen in St. Jakob, St. Peter und auch in Prettau zum Teil Hand in Hand. (SH)
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