Die Wirtschaft im hinteren Ahrntal
9. November 2018
L WIE LEBENSQUALITÄT
9. November 2018
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Bergbausagen

TEIL II – Vom wilden Leben der Knappen. Die Bergleute konnten sich in den Zeiten der Hochblüte ihres Wirtschaftszweiges ein Leben leisten, von dem ihre in der Landwirtschaft tätigen Zeitgenossen nur träumen konnten. So zahlten die Gewerken des Prettauer Kupferbergwerkes den Knappen und Schmelzern Monatslöhne, für die bäuerliche Dienstboten ein Jahr arbeiten mussten.

Daraus ergaben sich Lebensverhältnisse, die wesentlich höher waren als die im bäuerlichen Bereich gelebten. Eine Folge davon war die Tendenz zu mehr Freiheit, die das Leben der Knappen auszeichnete, auch wenn von der Obrigkeit her (fast) alles getan wurde, um keine Freiheiten aufkommen zu lassen. Und dabei spielten die weltliche und die geistliche Obrigkeit zusammen. Ein Beispiel dafür: Im Jahre 1681 wird der Knappe Michael Hofer „wegen fleischlicher Unzucht“ per 60 Gulden abgestraft. Das sind immerhin 60 Wochenlöhne. Die oö. Kammer zu Innsbruck bestätigt das Urteil, sie will aber wissen, mit wem er die Tat begangen hat.

Schwaz – Entstehungssage
Das berühmte Bergwerk in Schwaz verdankt sein Entstehen einer Begegnung zwischen einem Venediger und einem Bauern. Der Bauer traf im Walde einen Venediger, und da er wusste, dass diese Männlein viele Schätze besitzen, sagte er zu ihm, er solle ihm einen Hut voll Edelsteine bringen. Ohne Mühe gäbe es keinen Schatz, erwiderte ihm der Venediger; dabei verriet er ihm, wenn er nachgrabe, werde ein Strom von Reichtum aus dem Berge fließen.

Villanders – Entstehungssage
In grauer Vorzeit kamen alljährlich nach eingetretener Schneeschmelze einige Walchen (= Wale) aus dem Süden in die Gegend von Klausen und machten sich in geheimnisvoller Weise am Thinnebach zu schaffen, von allen gemieden, weil man ihre Sprache nicht verstand und ihrem verborgenem Tun und Treiben misstraute. Einst wanderten in früher Morgenstunde zwei Klausener Bürger nach Bozen; da beobachteten sie, wie eine ganze Schar Walchen schwer bepackt vom Villanderer Berg niederstieg und nach dem Süden zog. Ganz hinten kam noch ein verspätetes altes Männlein mit eisgrauem Barte schwer keuchend unter seiner Last. Die beiden Klausener erbarmten sich des schwächlichen Alten und erboten sich, ihm seine schwere Last abzunehmen, was das Männlein mit Dank annahm. Doch die Last wurde auch den kräftigen Klausenern bald zu schwer, und nach einer Stunde setzten sie sich zur Rast. Die Walche bedankten sich gar sehr und schenkten jedem der Männer ein silberglänzendes Erzgestein und bedeutete ihnen, dass sie hiervon große Mengen im Thinnebachtale finden würden, wenn sie beobachteten, wohin der Schatten der Säbener Turmspitze am Sonnenwendtage zur Zeit des Sonnenaufgangs fällt. Hierauf verschwand das Männlein, und die Walchen wurden nachher in der Klausener Gegend nicht mehr gesehen.
Als man in Bozen das Geschenk des Walchen für ein wertvolles Silbererz erklärte, suchten die beiden Klausener zur nächsten Sonnwendzeit nach dem Schatten der Säbener Kirchturmspitze und fanden ihn an einer steil abfallenden Felswand, „Gerstayn“ genannt, im Thinnebachtal. In einer Spalte dieser Felswand entdeckten sie einen von den Walchen getriebenen engen Stollen, der weit in den Berg führte und reiches Silbererz enthielt.
Etwa um das Jahr 1200 begann man die Erzgänge zu Gerstein im Rosstal und in der Rotlahn in der Gemeinde Villanders mit gutem Erfolg bergmännisch zu erschließen, und bald erlangte das Villanderer Siberbergwerk wegen seiner reichen Ausbeute einen hohen Ruf, um dessen Besitz von geistlichen und weltlichen Herren viel gestritten wurde. Sein Betrieb hat sich bei sehr wechselvollen Schicksalen bis in die Gegenwart erhalten.

Seeberg/Villanderer Alm:  Knappen- Freveltaten
Den Einschnitt in die Sarner Scharte, über den der Weg von Sarntein nach Klausen führt, nennt man „am Toten“. Nördlich davon, etwas tiefer, liegt die Alpe Seeberg. In dieser Gegend war im frühen Mittelalter ein großes Goldbergwerk.  Als dieses Bergwerk (im 11. Jh.) in voller Blüte stand und Kaiser und Reich vielen Ertrag einbrachte, schenkte einmal der Kaiser den Knappen auf dem Seeberg ein Kegelspiel aus massivem Gold, bestehend aus neun Kegeln und vier Kugeln. Die Knappen hatten die grösste Freude damit und spielten jeden Abend. Als sie aber einmal nach dem Spiel die Kegel im Freien vergessen hatten, benützte ein beleidigter Knappe die Gelegenheit und warf alle Kegel in den mittleren der drei Seen, die sich auf der gleichen Alm befinden, Seitdem heißt dieser See, der von unergründlicher Tiefe sein soll, der „schwarze See“. Vier Jahrhunderte lang lagen nun die Kegel im See, ohne dass es jemand gelungen wäre, sie zu finden. Einmal soll sie ein Bauer auf dem Wasser schwimmen gesehen haben, da er aber kein Fahrzeug hatte und nicht schwimmen konnte, war es unmöglich, sie zu erreichen. Ein anderer will, am Seeufer auf und ab gehend, kegeln gehört haben, obwohl weit und breit kein Mensch zu sehen war.

Telfes bei Sterzing: Knappen- Freveltaten
In Telfes waren früher 300 Knappen, die waren so viel stolz, dass sie kein Madl mehr gekriegt haben zum Heiraten. Brot haben sie genommen, um die Kinder abzuputzen. Einmal schunden sie einen Ochsen bei lebendigem Leibe und streuten Salz auf ihn. Der Ochse schaute zum Himmel auf und rêrte (weinte). Da hat man von den Bergen ein Klingen von Silber und Gold gehört, und das Bergwerk ist eingefallen, und da ist einer, der außen die Wache gehalten hat, den Frauen, die ihren Männern Essen bringen wollten, entgegen gegangen und hat ihnen gemeldet, dass das Bergwerk eingefallen ist und die Knappen alle tot sind. Der Ort, wo er sie getroffen hat, heißt heute noch das Witwenbrünnele. Beim Witwenbrünnele haben sie später immer noch weinen gehört.

Gossensass: Knappen-Freveltaten
Früher haben ja die mehristen Häuser in Gossensass den Knappen gehört, auch das Warbles-Kirchl und fast das ganze Pflerschtal. Sie haben in den Bergen gearbeitet und viel Erz gefunden, Silber und Blei. Ehnder sie eichn gangen sein in die Löcher, haben sie alm lange gebetet (Ehe sie in die Löcher hineingegangen sind, haben sie immer lange gebetet). Einer konnte hier noch das Gebet:

O, heilige Barbara, du edle Braut,
Mein Seel und Leib sind dir anvertraut.

Ihr Hochmut war groß; sie  hatten selbst silberne Schuhnägel. Als es am ärgisten mit ihnen war, hat ein Bauer, wenn er heiraten wollte, keine Dirn kriegt; sie gaben alle den Knappen den Vorzug.

Alpachtal – Tirol:  Venediger Mandl
Zu alten Zeiten sind alljährlich zwei Venediger auf die reichen Felder gekommen und haben Gold genug ausgeführt. Sie hatten einen Eingang in das Innere der Berge, der befand sich bei den Greitalpenköpfen an der Azwand, da gingen sie hinein, arbeiteten und schleppten schwere Lasten klaren Goldsandes heraus. Als sie nicht mehr kamen, weil sie entweder genug hatten oder verstorben waren, hat sich von jenem Eingang jede Spur verloren. Aber da war – so erzählte es gerne der alte Pröglerwirt Andre Maier zu Alpach, ein redlicher und erfahrener, sagenkundiger Siebziger, der die Alpe „Bangorscht“ (Baumgart) besaß – ein Talbauer an der Linden, Peter Wörgler, aber kurzweg der Lindpeter geheißen, der hatte durch seinen Vater etwas los von den Venedigermandln, machte sich hinter den reichen Feldern ein Tröglein zurecht und ließ ein Quellbrünnlein, das aus dem Berge kam, darüberlaufen und seinen Sand darin absetzen; davon wurde das Tröglein in jedem Jahre zweimal voll und trug dann den Sand in eine Schmelze, wo er ihn so gut bezahlt bekam, dass er sich bald genug selbst ein Hüttenwerk ankaufen konnte. Selbiger Lindpeter ist erst 1843 gestorben.

Venediger Mandl: Welschnofen/Südtirol
Die Venediger Mandln sollen existiert  haben. Und die waren so herum bald da bald dort. Sie müssen  klein gewesen sein, weil in Welschnofen die alten Leute erzählt haben, dass es kleine Mandl waren und die sind so herum gegangen. Und ein alter Gastermuch hat im Karerwald Buren gekloben (Späne von langem Holz). Da haben sie mit dem angefangen zu fragen, und da haben sie gefragt, wie es geht. Ja mein Gott, wie´s geht, ich bin halt da arm und muss fest arbeiten und hab einen Haufen Kinder daheim, ich muss schauen, dass ich weiter komm. Ja da haben die Mandeln gesagt, ja wenn du dich recht schwer tust, da wird schon zu helfen sein. Und der Much hat dann gesagt, ja bei mir wird niemand kommen mit einer Hilfe, ich bin ein alter unbeholfener Mensch. Da haben sie gesagt, Mensch wir sagen dir was, komm du am Sonnwendtag hinauf zum Latemar, da kannst du abtragen so viel Gold, wie du dertragst. Und er ist dann hinaufgegangen am Sonnwendtag und da ist einer oben gewesen und der hat gesagt, geh nur ins Knappenloch hinein, da wirst du´s schon finden. Und der Mensch ist hineingegangen und hat pures Gold gefunden und hat so viel genommen, was er hat tragen können. Da ist ihm geholfen worden, da hat er nimmer gebraucht zu arbeiten und zu schinden. Und jedes Kind, er hat 5 Kinder gehabt, hat 5000 Gulden gekriegt. Etwas muss da schon sein gewesen, er hat Jahre lang  4 Stück Vieh gehabt, und 5000 Gulden, das haben die reichsten Bauernsöhne gekriegt. (RT)