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Verena Obermair Oberhuber aus Lappach

„Jungbäuerin zu sein bedeutet Durchhaltevermögen, aber auch eine gewisse Eigenständigkeit und Freiheit zu haben.“
Verena Oberhuber hat eine gewinnende Ausstrahlung, ein erfrischendes Lächeln und ihr Herz schlägt für den Bauernstand. Die 28-Jährige lebt seit zehn Jahren am Redenhof in Lappach, gebürtig ist sie aus Stefansdorf. Kürzlich hat sie mit ihrem Mann Hannes den heurigen Raiffeisen-Jungbauernpreis erhalten.Beschreiben Sie uns Ihr Reich als Jungbäuerin…
Zum Redenhof gehören 12,5 Hektar Wiesen, wovon etwa ein Hektar noch mit Hand gemäht werden muss, weiters 13 Hektar Bergwiesen, ein Hektar Interessentschaftsweide und 28 Hektar Wald. Im Stall sind rund 20 Melchkühe und ein Stier, wir haben auch Ziegen, Hennen und Hasen. Im Stall schafft mein Mann, hauptberuflich arbeitet er aber in einer Fabrik. Wir sind dabei auf Bio-Milch umzustellen und sind kurz vor Erreichen des Zertifikates für Bio-Milch, zudem produzieren wir auch Heu-Milch. Unser Hof liegt 1,5 Kilometer von der Hauptstraße entfernt, ins Dorfzentrum ist es noch weiter. Es ist wichtig, dass wir eine gute Verbindungsstraße haben, auch wenn diese im Winter teils lawinengefährdert ist. Ich habe Hannes kennengelernt als ich sehr jung war und es war für mich klar, dass ich zu ihm auf den Hof ziehen würde. Ich bin ebenso auf einem Bauernhof aufgewachsen und kenne also die Arbeit gut, auch wenn ich mich beruflich anders orientierte.

Was ist Ihre berufliche Ausbildung?
Ich habe Konditorin gelernt. Ein wenig vermisse ich meinen Beruf, aber ich kann meine Familie mit Kuchen, Brot oder selber eingemachten Marmeladen und Säften verwöhnen. Auch mache ich Butter, Frischkäse oder Krapfen. Ich mag das „Gepreschtige“, das Selbergemachte, es ist wie ein Hobby für mich.

Fühlen Sie sich manchmal etwas abgeschieden?
Anfangs bedeutete die Abgeschiedenheit des Hofes einiges an Umstellung für mich. Aber ich liebe auch die Ruhe und Stille. Wir bieten auch Urlaub auf dem Bauernhof und der Umgang mit den Gästen bereitet mir Freude und Abwechslung und ich bin erstaunt, wie sehr auch sie immer mehr die Ruhe und das Naturnahe suchen und einen Urlaub fern vom Trubel.

Lebt Ihre Familie allein am Hof?
Nein, meine Schwiegereltern sind auch am Hof. Wir haben das alte Haus von 1860 abgerissen und ein neues Wohnhaus errichtet, wo nun jeder seine eigene Wohnung hat. Ich finde es von den Schwiegereltern sehr weitsichtig, dass sie den Hof bereits übergeben haben, so können mein Mann und ich unsere Ideen und unser Herzblut hineinstecken. Andererseits bringen sie immer noch ihre Erfahrung ein, helfen mit und unterstützen uns, wofür ich sehr dankbar bin.

Ein Bauer kennt keinen Urlaub…
Das stimmt, aber es stört mich nicht. Es gibt Zeiten, wo es auch am Hof etwas ruhiger ist und da nehmen wir uns die Zeit, etwas zu unternehmen. Es ist alles eine Sache der Einteilung, der Einstellung und irgendwo auch der inneren Zufriedenheit.

Worin liegt die große Herausforderung auf einem Berghof?
Vor allem im Finanziellen, ohne zusätzlichen Beruf wäre es nicht oder kaum mehr möglich. Auch bedarf es eines relativ großen Maschinenparks. Früher arbeiteten viel mehr Leute am Hof, das ist alles ganz anders geworden, heute wollen junge Leute ihre Freizeit genießen und nicht nach der Arbeit noch einen Hof bewirtschaften. Es braucht die Liebe zum Beruf und auch Durchhaltevermögen.

Was bedeutet für Sie der Jungbauernpreis?
Wir haben eine große Freude damit. Es ist eine Anerkennung für unsere Arbeit. Ich denke, viele können sich gar nicht vorstellen, was es bedeutet, berufstätig zu sein und dann noch einen Hof zu bewirtschaften.

Haben Sie Hobbys?
Dazu bleibt kaum Zeit. Gerne besuche ich Weiterbildungskurse, es bedeutet Abwechslung für mich, ich komme unter Leute und lerne etwas dazu, das mir dann im Leben hilft. Worauf ich mich immer freue ist die Tauferer Straßenküche im Sommer, wo ich bei einem Standl mithelfe. Da ist mächtig was los, das gefällt mir.
Was macht Sie glücklich?
Wenn ich sehe, wie unsere drei Kinder fröhlich spielen, am nahen Bergbach oder rund um den Hof. Diese Freiheit und Ungezwungenheit ist ein großes Geschenk und für Kinder von heute alles andere als selbstverständlich. Es macht mich glücklich, wenn Schwierigkeiten, die im Leben auf einen zukommen, gemeistert werden können. Ich lerne auch immer mehr, das Jetzt zu genießen und die schönen Stunden mit der Familie, die für uns alle so kostbar sind. Und auch das Schöne in der Natur zu sehen, jetzt die warmen Tag im Frühling und sich am Wachsen und Werden zu erfreuen.

Was ist Ihre Botschaft an Jungbäuerinnen?
Mutig zu sein und es zu probieren. Es ist ein Beruf, wo man sich entfalten kann und der nicht eintönig ist. (IB)