Im November wurde er unter dem Arbeitstitel “Albina“ in Bozen offiziell vorgestellt und ist seither online: Der neue Lawinen.Report der Euregio-Länder Tirol, Südtirol und Trentino. Der Puschtra hat beim Südtiroler Lawinenwarndienst und bei Tourenleitern, Bergführern sowie Skitourengehern nachgefragt, wie der neue Dienst ankommt.
Ab der Wintersaison können sich Interessierte über die Lawinensituation in der gesamten Europaregion über die Website Lawinen.report informieren. Für dieses Projekt haben sich die Lawinenwarndienste von Tirol, Südtirol und dem Trentino zusammengeschlossen und in Zusammenarbeit mit der Europaregion und dem Institut für Geographie und Regionalforschung der Uni Wien das Projekt ausgearbeitet. Am 19. November wurde der Lawinen.Report in Bozen vorgestellt. Lawinenexperte Lukas Rastner vom Lawinenwarndienst des Landes Südtirol nennt als wesentliche Vorteile des neuen Lawinen.Reports dass er grenzüberschreitend, mehrsprachig und einheitlich ist. „Es gibt nach wie vor die drei verschiedenen Warndienste in Innsbruck, Bozen und Trient an diesen Strukturen hat sich nichts geändert, aber jetzt haben wir sozusagen eine gemeinsame Identität geschaffen.“ Die Website biete einen Überblick über die gesamten Warnregion der Euregio – also von Kufstein bis an den Gardasee – und wird durch ein Softwaresystem unterstützt, das Wetterstationsdaten, Beobachtungen, Schneeprofile und Lawinenereignisse des gesamten Gebietes zeigt und dazu den aktuellen Lawinenbericht beinhalte. „Jeder Lawinenbericht in Europa ist nach dem System der Informationspyramide aufgebaut, das bedeutet, dass das Wichtigste an erster Stelle steht, das sind die Gefahrenstufen und die Lawinenprobleme. Wir möchten, dass sich der Nutzer in dieser Informationspyramide nach unten arbeitet und so an im
mer mehr Information kommt“, erklärte Lukas Rastner. Ein gewisses Fachwissen über Wetter und Lawinen sei nach wie vor natürlich notwendig. Bei der neuen Website klickt der Nutzer auf der Gesamtübersicht das Gebiet das ihn interessiert an und erhält dazu die entsprechenden Gefahrenstufen und Lawinenprobleme. Über einen Klick auf Details komme er dann auf die vollständige Lawinenvorhersage mit noch detaillierteren Informationen zum Beispiel über Exposition und voraussichtlicher Entwicklung in den nächsten Tagen. Zudem seien hier der ausführliche Bericht mit Gefahren, Schneedeckenbeschrieb und die Tendenz ersichtlich, beschreibt der Lawinenexperte. „Also je weiter der Benutzer eintaucht, umso mehr Informationen erhält er. So kann eine Tour besser geplant werden.“ So könnten über die Startseite die Punkte Lawinenvorhersage, Schnee & Wetter, Ausbildung & Prävention, Blog und Mehr abgerufen werden, die wiederum Unterinformationen zu diesen Bereichen beinhalten würden. Ein wichtiger Unterschied zu vorher liege nicht so sehr in neuen Inhalten, sondern dass die Kommunikationswege verbessert und vielfältiger seien, meinte Lukas Rastner. „Über die zentrale Hompage www.Lawinen.report, einem E-Mail Abbonement sowie WhatsApp und Telegram Service können die Informationen eingeholt werden. Diese euregioweite Lawinenvorhersage beinhalte zudem auch Karten zu Schnee- und Neuschneehöhe, Lufttemperatur und Wind. Die Prognosen für den nächsten Tag werden täglich um 17 Uhr aktualisiert, was ebenfalls neu ist“, erklärte Lukas Rastner. Seit die Seite online ist, sind laut dem Lawinenexperten einige Rückmeldungen zur neuen Website eingetrudelt, „es gab insgesamt viele positive Rückmeldungen und auch solche, die wir nicht erwartet haben. Was besonders gefällt ist das grenzüberschreitende Prinzip. Jede Umstellung hat auch seine Schwierigkeiten, deshalb hat es auch Rückmeldungen zur Navigation gegeben, dass diese zum Teil – vor allem für ältere Generationen – etwas schwierig ist. Was auch verständlich ist, wenn jemand nicht alltäglich mit neuer Technik konfrontiert ist. Ansonsten war das Feedback wirklich super! Diese Anregungen werden wir natürlich Schritt für Schritt aktualisieren und die Seite weiter ausbauen“, sagte Lukas Rastner. So sei zum Beispiel der Dienst mittels Fax oder Telefonanruf den Lawinenbericht abhören zu können eingestellt worden, weil die Zugriffe so gering gewesen seien, dass es sich nicht gelohnt hätte.
Zusammenarbeit und Erfahrung zählen
Für Alpinist und Bergführer Simon Gietl liegen die Vorteile der neuen Website vor allem darin, dass die drei Regionen Tirol, Südtirol und Trentino auf einen Blick auf einer Seite ersichtlich sind.
„Die Website ist einheitlich und in drei Sprachen angelegt, das ist ein sehr großer Vorteil. So kann ich auf einer Seite alle Informationen abrufen und muss nicht auf drei Seiten schauen, um zu den gewünschten Informationen zu gelangen“. Zugleich schätzt der Berg-und Skiführer den super Austausch zwischen den internen Teams der Website. Es werden Situationen durchgespielt und Informationen weitergegeben. Hier kocht nicht jeder seine eigene Suppe, sondern die Teams arbeiten zusammen. So wird die Seite einheitlich in allen Regionen um 17 Uhr aktualisiert, was zu früher auch einen Vorteil darstellt.“ Diese Zusammenarbeit sei laut Gietl ein großer Schritt gewesen, denn es sei sehr wichtig Informationen und Erfahrungen auszutauschen. Vor allem deshalb, „weil es hier um die Sicherheit geht“. Wenn Simon Gietl alleine oder mit Gästen unterwegs ist, informiere er sich bereits die Tage vorher damit er auf dem Laufenden ist. Ganz gewiss sei er kein „Computerfreek“ laut ihm sei die Handhabung der Website „relativ leicht“, es gehöre einfach dazu sich mit solchen Seiten „ein bisschen auseinanderzusetzen“ und bei weiteren Fragen bestünde ja immer die Möglichkeit sich direkt bei den Mitarbeitern des Lawinenwarndienstes zu melden.
Gebietsübergreifend ist ein Pluspunkt
Konrad Auer benötigt als Berg- und Skiführer Informationen rund um Lawinen und Wetter, weil er ständig mit seinen Gästen unterwegs ist. Deshalb nutze er auch fast täglich den neuen Lawinen.Report, informiert er. „Was für uns Bergführer natürlich sehr interessant ist, ist das Gebietsübergreifende Prinzip des neuen Lawinen.Reports.
Das ist sicher ein Pluspunkt. Die grafische Darstellung in der alten Version des Lawinenberichtes war klarer und übersichtlicher. Hat man die Seite aufgerufen waren die nötigen Informationen (Gefahrenstufen, Lawinenprobleme usw.) sofort sichtbar. Ruft man die neue Version des Lawinenreports auf, erscheint zuerst die Karte mit der Europaregion Tirol, in der man sich in das entsprechende Gebiet erst hinein zoomen muss. Das ist mit dem Smartphone schon gewöhnungsbedürftig, mit dem PC von zuhause aus, geht das relativ gut. Hat man das jeweilige Gebiet gefunden, würde ich mir mehr Bezugspunkte (Täler, Berge) auf der Karte wünschen, die die Orientierung erleichtern. So sind bekannte Skitourentäler wie beispielsweise das Weißenbachtal oder Reintal auf der Karte nicht angedeutet. Vor allem für Gebietsfremde könnte dies hilfreich sein.“ Verführerisch wirkt laut Konrad Auer auch die Darstellung der Gefahrenstufen. „So könnte manch einer auf den ersten Blick und ohne genaueres Nachforschen die Gefahr unterschätzen.“ Nach wie vor habe sich aber nichts an den umfassenden und qualitativ hochwertigen Informationen geändert, die der Lawinenreport täglich liefere, betonte der Berg- und Skiführer.
Infos zu Wind und Neuschnee nützlich
Hildegard Bacher ist aktives Mitglied der Tourenleiter im AVS-Ahrntal und holt sich auch täglich ihre Informationen zur Lawinensituation.
Am Anfang habe sie sich auf die neue Website erst gewöhnen müssen, mittlerweile komme sie zurecht, aber man sei gefordert, sich damit zu beschäftigen, meinte Hildegard Bacher. Was Hildegard Bacher als sehr gut und nützlich beurteilt sind die neuen Infos, die Wind und Neuschnee betreffen und auch die Voraussagen. „Diese Informationen hatte man vorher nicht. Was ich allerdings schon vermisse ist, dass man den Lawinenbericht nicht mehr per Tonbanddienst abhören kann.“ Laut Hildegard Bacher ist es auch hilfreich, wenn noch mehr Detailinformationen gegeben werden könnten: „Wenn Gebiete, zum Beispiel Osttirol oder das Tauferer Ahrntal um zwei zu nennen, im Detail mit verschiedenen Farben gekennzeichnet wären. Das wäre hilfreich, so ist mir der Lawinenbericht zu ungenau, weil neben der Lawinenwarnstufe ist es zudem notwendig den Bericht zu lesen und dieser ist zusätzlich jedes Mal als pdf-Datei zu öffnen.“ Auch der direkte Zugang zu den einzelnen Informationen sei umständlicher als zuvor.
Schade um telefonischen Auskunftsdienst
Tourenleiter Albin Hainz ist seit 25 Jahren begeisterter Bergsteiger und kennt die Südtiroler, Tiroler und auch Trentiner Berge aus eigener Erfahrung. Er bemängelt ebenfalls, dass die aktuelle Lawinensituation nicht mehr mittels Telefon abgefragt werden kann, „das ist sehr schade. Man hätte bedenken müssen, dass es noch Skitourengeher gibt, die nicht alle mit modernen Handys ausgestattet sind und daher keine Möglichkeit mehr haben sich über die Lawinensituation zu informieren, was ich sehr bedenklich finde“. Informiert hat sich Albin Hainz vor dem Start der neuen Website vorwiegend über den telefonischen Auskunftsdienst oder über die Meldungen über Mail. Diese jetzt zu abonnieren und richtig zu öffnen ist seiner Ansicht nach für einen Laien am Computer nicht gerade einfach. Sind die technischen Hürden erst einmal überwunden, sei der Lawinen.Report wirklich sehr detailliert und gut beschrieben, sagte der Tourenleiter.
Alle drei Regionen im Blick
Fabian Brugger ist seit 30 Jahren Skitourengeher der regelmäßig im Winter unterwegs ist.
Er nutze den neuen Lawinen.Report über eine App. „Am Anfang war die Anwendung auch für mich nicht ganz einfach nachzuvollziehen bzw. zu wenig erläutert, was die nächsten Schritte sind, um zum Beispiel zum vollständigen Lawinenbericht zu kommen.
Die graphischen Darstellungen und den Lawinenbericht selbst finde Brugger aber sehr gut. Ich denke, dass speziell Menschen, die technisch nicht so versiert sind ihre Schwierigkeiten damit haben – ich kenne auch einige, vor allem ältere Kollegen, die die Informationen mittels E-Mail bekommen oder sie mit Telefonnachricht abgehört haben“, erklärte Fabian Brugger. Vor allem für gebietsfremde Tourengeher sei eine leicht verständliche Handhabung von großer Bedeutung. Die Tatsache, dass die Informationen von allen drei Regionen eingesehen werden können ist laut Brugger aber eine sehr feine Sache. (TL)
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