Würzjoch – Die Alpinisten Simon Gietl und Mark Oberlechner sind eine neue Route an der Peitlerkofel Nordwand geklettert. Die neue Mixed-Route trägt den Namen Kalipe und wurde an einem Tag bewältigt.
Puschtra: Wie hastdu die Route gefunden?
Simon Gietl: Bereits vor vier Jahren war mir die imposante Eisspur auf der Nordseite des Peitlerkofels aufgefallen. Bei jeder Fahrt Richtung Bruneck zog dieser dünne hellblaue Streifen in der markanten Nordwand meine Aufmerksamkeit auf sich. Dennoch wurde aus der Idee nie ein konkreter Plan. Im heurigen Winter reifte dann die Idee zu einem fixen Plan.
Welche Vorbereitungen hast du getroffen, bevor du in die neue Route eingestiegen bist?
Im Januar fuhr ich auf das Würzjoch, um mir die Wand aus der Nähe anzuschauen und Fotos zu machen. Mehrere Tage musste ich ständig über die Eisspur nachdenken. Dieses Kopfkino musste real werden.
Wer hat dich begleitet?
Mit Mark Oberlechner fand ich einen sehr motivierten Partner. Einige Tage vorher wollte ich mir nochmals die Situation am Peitlerkofel genauer anschauen, dabei war Davide Prandini mein Seilpartner. Wir spurten die ersten sechs Seillängen und unser Augenmerk galt der Schneesituation und der möglichen Linienführung auf der Eisspur. Darüber hinaus wollten wir eine Ein-Tages-Begehung versuchen.
Wie ist der „große Tag“ abgelaufen?
Am 26. Januar um 6.30 Uhr stiegen Mark Oberlechner und ich dann voller Motivation und Konzentration ein. Dabei lag der Fokus bereits auf eine rasche Nonstop Ein-Tages-Begehung der Route. Material und Ausrüstung waren darauf abgestimmt. In den ersten Seillängen machte uns ein stürmischer kalter Nordwind das Klettern schwerer. Die ohnehin schon tiefen Temperaturen fühlten sich so noch um einiges frostiger an. Bis zum Einststieg der markanten Eisspur kletterten wir alles simultan. Die Eisspur war schließlich einiges heikel wie schwierig. Die Schlüsselseillänge entpuppte sich als sehr ernsthaftes Unternehmen, weil eine verlässliche Absicherung kaum möglich war. Mit voller Konzentration und größter Vorsicht gelang es uns diese Länge zu meistern. Nachdem die Eislinie ihre Steilheit verloren hatte, wurde das Klettern wieder entspannter und auch technisch einfacher. Wir waren mehr als glücklich die Schlüssellänge gemeistert zu haben. Neben der heiklen Art der Kletterei machten uns noch einige Spindrifts das Leben schwer. Nach ca. 200 Metern war die Eisspur zu Ende. Nachher zeigten uns ein logischer Kanal und ein Schneegrat die Linie zum Gipfel. Bis dorthin waren noch einige sehr anstrengende Höhenmeter im lockeren Tiefschnee zu absolvieren. Um 11.50 Uhr konnten wir uns überglücklich die Hände reichen und uns ein herzliches Bergheil wünschen. (TL)
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