Teil 2 – Der Bergbau war schon sehr früh ein Arbeitsbereich, der industrielle Züge trug. Einmal gab es schon im Mittelalter große Bergbaubetriebe, die Hunderte von Arbeitern beschäftigten. Zusätzlich war schon sehr früh das Phänomen der Gast- und Fremdarbeiter verbreitet, die sich nach den Bedürfnissen der Arbeitswelt richteten und diese akzeptierten.
Wenn wir die berufliche Vielfalt betrachten, die den Knappen und den anderen Arbeitern im Bergbau geboten wurde, erkennen wir moderne Züge. Darauf soll der zweite Teil dieses Artikels vor allem hinweisen.
Häuer beim Schießlochbohren
Die Arbeitsweise des Bergmannes hat sich durch den Einsatz des Schießpulvers eigentlich kaum verändert, nur die Förderleistung wurde gesteigert. Beim Schießen wurde zunächst mit einem Meißel ein 40-50 Zentimeter tiefes Loch in das Gestein gebohrt, das dann etwa zur Hälfte mit Schwarzpulver gefüllt und bis auf den Zündkanal so fest wie möglich verrammt wurde, damit bei der Zündung die Explosionskraft des Pulvers besser wirkte. Die neue Technik setzte sich nur langsam durch, weil sie schwer zu beherrschen und das Schießpulver teuer war. In Prettau findet sich Schießpulver ab 1637 in den Rechnungsbüchern, zehn Jahre nach dessen ersten erfolgreichen Einsatz im europäischen Bergbau.
Holzknechte
Die Holzknechte hatten das Holz für die Auszimmerung der Gruben, das Bauholz für die Bergwerksgebäude und vor allem das Kohl- und Röstholz zu schlagen sowie für dessen Transport zu sorgen. Die meisten Holzknechte kamen aus dem Bauern- und Dienstbotenstande. Die Holzarbeit war sehr hart und der Lohn entsprach dem der Knappen. Der enorme Holzverbrauch hatte zur Folge, dass ganze Wälder für den Bergbau abgeholzt wurden. Die Landschaft im Ahrntal zeugt davon.
Köhler
Holz bzw. Kohle war der einzige Energieträger, mit dem das Schmelzen des Erzes möglich war. Es war die Aufgabe der Köhler, aus Holz Kohle zu brennen. Sie schichteten das Kohlholz zu Meilern, überwachten deren geregelten Brand und verfrachteten die fertige Kohle unter den „Kohlscherm“ (Magazin), wo sie von den Kohlführern abgeholt wurde. Die Köhler verdienten deutlich weniger als die Holzknechte, doch waren sie, wenn sie sich im Winter auch als Kohlführer betätigten, ganzjährig beschäftigt. Im 18. Jahrhundert entfielen auf einen erzeugten Zentner Feinkupfer bis zu 20 Zentner verbrauchte Holzkohle.
Pochknechte
Die Arbeiter im Pochwerk wurden anfangs Poch- und später Sumpfknechte genannt. Sie „schürten“ das Erz unter die Pochstempel, um es zu zertrümmern. Dabei war es wichtig, das gepochte Erz zum richtigen Zeitpunkt den Pochkästen zu entnehmen und es dann ins Waschwerk weiterzuleiten. Die Hauptbelastungen der Poch- oder Sumpfknechte waren der Lärm, den die Pochstempel verursachten, und der Staub, wenn das Erz trocken gepocht wurde.
Röster
Weil das Erz relativ viel Schwefel enthielt, musste es vor dem Schmelzen „geröstet“ werden. Schwefel macht das Kupfer spröde und minderwertig. Zum Rösten wurde es auf einen Rost gelegt, dem Feuer ausgesetzt und immer wieder umgerührt. Dieser Vorgang wurde in Prettau bis zu 17-mal wiederholt. Das Rösten des Erzes war die Arbeit des Rösters unter dem Röstmeister. Ihre Arbeit war anstrengend und ungesund, da sie dem schwefelhaltigen Rauch ungeschützt ausgesetzt waren.
Schiner
Die Vermessung des Berges und der Gruben übernahm der „Markscheider“, der in Tirol „Schiner“ genannt wurde. Er vermaß das Grubenfeld, innerhalb dessen das Schürfen erlaubt war. Im Falle von Grenzstreitigkeiten zwischen Inhabern von benachbarten Schurflizenzen war der Schiner der wichtigste Helfer des Bergrichters. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts holte man sich Schiner von anderen Bergwerken (Gossensass, Hall, Schwaz). Erst danach hatte Prettau eigene Vermesser, die eine große Anzahl von Grubenkarten anfertigten. Das gebräuchlichste Längenmaß war der Bergklafter, in Prettau betrug er 1,77 Meter.
(RT)
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