Innichen – Anfang Mai fand ein Informationsabend rund um die weibliche Harninkontinenz statt. Verschiedene Referentinnen sprachen über Ursachen, Therapien, richtige Ernährung und psychologische Hintergründe einer Reizblase.
Frauen fanden am Abend des 6. Mai im Krankenhaus Innichen Rat und Hilfe bei einer schwachen Blase. Leiterin der frauen.gesundheit pustertal, Gynäkologin Sandra Ladstätter, erklärte zu Beginn die Ursachen der Harninkontinenz. Häufig sei diese ein Tabuthema, jedoch aber eine häufige Erkrankung, nicht nur bei der Frau im höheren Alter. „30 Prozent der gesamten weiblichen Bevölkerung leidet an Harninkontinenz. Bei den über 60-Jährigen sind es 40 Prozent“, so Ladstätter. Das Hauptproblem sei, so die Gynäkologin, das Becken der Frau. Hormonelle Veränderungen während der Menopause, die kurze Harnröhre, Harnwegsinfekte, Geburten, OPs und Bindegewebeschwächen können Ursachen für eine vorhandene Harninkontinenz bilden. Wichtig sei es, eine korrekte Diagnose stellen zu können um die richtige Therapie anzuwenden. „Es gibt verschiedenen Therapien: Beckenbodentraining, Verabreichung von Östrogen oder operative Therapien.“ Auch Hebamme Sabine Durnwalder sprach über das Beckenbodentraining. „Gezielte Übungen gelten als Prävention. Auch korrektes Alltagsverhalten kann eine Harninkontinenz vorbeugen“, erklärt Durnwalder. Beim Beckenbodentraining wird nicht nur der Beckenboden trainiert, man entwickelt ein Bewusstsein für den Beckenboden, trainiert gleichzeitig Bauch- und Rückenmuskulatur, Atmung, Haltung und Balance. Physiotherapeutin Stefanie Depaul erklärte das Training anhand des Vergleichs mit einer Schachtel. „Bauch, Rücken, Atmung und Beckenboden beeinflussen sich gegenseitig. Unsere Mitte muss ein Verhältnis zwischen Belastbarkeit und Belastung, wie z.B. das Niesen, entwickeln.“ Ladstätter, Durnwalder so wie auch Depaul machten jedoch darauf aufmerksam, das Beckenbodentraining nicht alleine zuhause auszuprobieren, es könnte falsch gemacht werden und sich negativ auf den Beckenboden auswirken. Ernährungsberaterin Kathrin Niederwolfsgruber erläuterte den Zusammenhang von Ernährung und Harninkontinenz. „Ein Risikofaktor ist das Übergewicht durch den Druck in der Bauchhöhle. Verstopfungen belasten den Beckenboden zusätzlich und auch Diabetes Mellitus schädigt durch den dauerhaft erhöhten Blutdruck die Nerven, welche das Entleeren der Blase steuern. Deshalb ist es wichtig auf die Ernährung achtzugeben. Richtiges Trinken ist dabei wichtig. Auf Kaffee, schwarzen und grünen Tee sowie auf Alkohol verzichten. Diese fördern die Blasenreizung. Gut wären Kürbiskerne und Cranberries.“
Viele Frauen kennen die Reizblase. Die Betroffenen können den Harn zwar halten aber müssen ständig die Toilette aufsuchen. „Nur ein geringer Teil der Betroffenen sucht einen Verhaltenstherapeuten auf“, erklärt Psychologin Doris Winkler. „Das Thema ist noch sehr schambehaftet aber kann zu schweren Folgen wie Vereinsamung oder sozialen Rückzug führen.“ Auslöser seien oftmals Beruf, Familie, Partner, Tod einer nahestehenden Person oder wirtschaftliche Probleme. „Einigen schlägt der Stress auf den Magen, anderen auf die Blase!“, zitierte Winkler abschließend Marlies von Siebenthal, Inkontinenzfachfrau aus der Schweiz. (LP)
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