Die Wirtschaft in Welsberg-Taisten

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Die Wirtschaft in Welsberg-Taisten

Welsberg und Taisten sind lebendige Dörfer, die durch einen bunten Branchenmix gekennzeichnet sind. Mitunter ist es diesem Umstand zu verdanken, dass die örtliche Wirtschaft bereits seit vielen Jahren ziemlich stabil ist. Die ausgewogene Vielfalt macht diese nämlich „widerstandsfähig“ gegen die Schwankungen einzelner Marktsegmente.

Welsberg, die hübsch gelegene Ortschaft im Hochpustertal auf 1085 Metern Meereshöhe, besticht durch die gepflegte Landschaft und die vielen traditionellen, einladenden Betriebe. Der Geburtsort des berühmten Künstlers Paul Troger, einer der Großen der alpenländischen Barockmalerei, hat einiges an Kultur zu bieten. Im Dorf erinnert eine Büste an diesen bedeutenden Künstler, der unter anderem auch die Pfarrkirche seines Heimatortes mit prachtvollen Altarbildern ausgestattet hat. Einige Zeit früher hat bereits Michael Pacher seine Spuren in Welsberg hinterlassen: Ein kostbarer Bildstock am Margarethenplatz mit Bildmotiven aus seiner Hand gehört ebenfalls zu den Kunstschätzen dieses Dorfes. Genauso wie das nahegelegene Schloss Welsperg, das vom gleichnamigen Kuratorium betreut wird, das heuer sein bereits 30-jähriges Jubiläum gefeiert hat. In der Romanik des 12. Jahrhunderts entstand die Hauptburg von Schloss Welsperg, in der auslaufenden Gotik und beginnenden Renaissance des 16. Jahrhunderts wurden Erweiterungen angefügt. Ein Schlosslehrpfad, der von alten Zäunen und kunstvoll gestalteten Elementen gesäumt wird, führt die Wanderer hinauf zu diesem altehrwürdigen Gemäuer, in dem Kunstausstellungen, Konzerte und weitere interessante Events veranstaltet werden.

Frühe touristische Entwicklung
Schon früh haben die schöne Landschaft, die gute Luft und die diversen Sehenswürdigkeiten Menschen aus nah und fern nach Welsberg gelockt. So geht die touristische Entwicklung von Welsberg zurück auf die Zeit um 1871, in der die Pustertalbahn fertiggestellt wurde und auf die berühmte Wirtin und Pionierin der Tiroler Gastronomie Emma Hellenstainer, die in Niederdorf die Grundsteine für den Pustertaler Tourismus gelegt hat. Ein Hauch des Flairs dieser vergangenen Zeiten ist in Welsberg heute noch zu spüren. So spielt der Tourismus in Welsberg-Taisten schon seit geraumer Zeit eine wichtige Rolle. Welsberg war schon um die Jahrhundertwende um 1900 beim europäischen Adel und bei Dichtern wie Hugo von Hofmannsthal bekannt, die sich entweder in einem der bekanntesten Pustertaler Heilbäder oder in einem der anderen Traditionsbetriebe im Dorfzentrum erholten. Auch der Kaiserbesuch am 18. September 1886 trug zum Bekanntheitsgrad Welsbergs bereits zur damaligen Zeit wesentlich bei. Auch heute noch ist der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftszweig im Gemeindegebiet, Traditionsbetriebe stehen neben jungen und modernen Unternehmen; der Gast, der nach Welsberg und Taisten kommt, sucht und schätzt beides. Im 46,56 Quadratkilometer großen Gemeindegebiet von Welsberg-Taisten sind zahlreiche gut ausgestattete touristische Betriebe zu finden, die es den Gästen an nichts fehlen lassen. Einerseits profitieren die touristischen Betriebe von der schönen Landschaft im Gemeindegebiet, andererseits steigt auch der Bekanntheitsgrad der Gemeinde durch verschiedene Qualitätsbetriebe wie diese an. Ein Gewinn für beide Seiten also. Dennoch gibt es ein kleines Manko: Die zu geringe Betriebs- und Bettenanzahl ist eine kleine Schwäche des örtlichen Tourismus, der letzthin aber durch Baumaßnahmen sowohl quantitativer als auch qualitativer Art durch die bestehenden Betriebe verbessert wird. Zudem konnte durch intensive Marketingmaßnahmen in den vergangenen Jahren in allen Saisonzeiten bemerkenswerte Steigerungen der Nächtigungszahlen erreicht werden, was die örtlichen Tourismustreibenden der weiteren Entwicklung des Tourismus in Welsberg-Taisten recht zuversichtlich entgegenblicken lässt. Auch der Zusammenschluss der drei Tourismusvereine Welsberg, Gsieser-Tal und Taisten war ein Meilenstein in der Entwicklung des Hochpustertaler Tourismus. Dieses Zusammenwachsen machte die drei vorher bestehenden sogenannten „Verschönerungsvereine“ zu einem der größeren und wichtigen Vereine im oberen Pustertal, der sich so mit gemeinsamen Kräften neu positionieren konnte. Schließlich hat jeder dieser drei Orte seine ganz besonderen Stärken und es hat sich herausgestellt, dass sich diese in der Vermarktung sehr gut ergänzen. Während das Gsieser-Tal als ideales Rückzugstal mit seinen vielen ursprünglichen, bewirtschafteten Almen und im Winter als das Langlaufeldorado schlechthin gilt und Taisten mit seiner wunderschönen Natur auf der Sonnenseite des Pustertales besticht, ist für den Hauptort Welsberg vor allem sein strategisch günstiger Ausgangspunkt für Wanderungen sowohl in die genannten nahen Almgebiete in nördlicher Seite als auch für Ausflüge in das UNESCO-Weltnaturerbe Dolomiten vor der Haustür in östlicher und südlicher Seite wichtig. Vor allem im Winter ist durch die direkte Pistenanbindung durch den Ski-Pustertal-Express ein großer Vorteil für passionierte Skifahrer entstanden, die in nur wenigen Minuten den Kronplatz erreichen, aber auch in kürzester Fahrtzeit im Skigebiet „Drei Zinnen Dolomites“ auf ihre Kosten kommen können. Der Skigast, der gerne variiert und die Abwechslung sucht, weiß Welsberg als idealen Ferienort zu schätzen und nimmt eine bedeutende Rolle ein. Das beweist auch der verstärkte Verkauf von Dolomiti-Superskipässen, was auf Gäste schließen lässt, die sich nicht mehr nur auf ein einziges Skigebiet festlegen wollen.

Innovative Vorhaben
Durch die strategisch günstige Lage von Welsberg wurde das Thema „Skigenuss mitten in den Dolomiten ohne eigenes Auto“ zu einem gefragten Buchungsgrund. Um diese Anbindung durch den Zug noch weiter zu optimieren, wurde vor einigen Jahren ein provisorisches, beheiztes Skidepot direkt am Bahnhof eingerichtet, wodurch die Gäste flexibel sind und am Morgen frei entscheiden können, ob sie mit der Mobilcard „Premium Holidaypass“ entweder links ins Hochpustertal „Drei Zinnen Dolomites“ oder rechts zum „Kronplatz“ fahren möchten. Darauf aufbauend würde ein weiteres zukunftsorientiertes Projekt namens „Mobilität in unserer Ferienregion“ zum Tragen kommen. Sein Schwerpunkt liegt auf Fahrrad, E-Bike und „Urlaub ohne Auto“ mit perfekt organisierten Transfermöglichkeiten in die ganze Tourismusregion Welsberg-Taisten-Gsieser Tal, was wiederum ein neues Publikum und neue Märkte eröffnen könnte. Schließlich sind sich die Tourismustreibenden von Welsberg-Taisten einig, dass es zukunftsorientiert und zielführend ist, auf dieser Schiene weiter aufzubauen. Welsberg hat aber nicht nur als Tourismusdestination einiges zu bieten, es ist auch als Wirtschaftsstandort für Handwerk, Handel und Industrie durchaus beliebt. So ist die Wirtschaft durch einen bunten und ausgeglichenen Branchenmix gekennzeichnet. Ein Umstand, der als großes Glück gewertet werden kann, denn genau dadurch bleibt die Wirtschaft im Gemeindegebiet relativ stabil; so ist sie nämlich den Schwankungen einzelner Marktsegmente nicht allzu stark unterworfen. Unternehmer freuen sich über eine gute Auftragslage sowohl im Handwerk als auch in der Industrie, über den regen Handelsbetrieb in den zahlreichen Geschäften und über das große Angebot an kulturellen und touristischen Veranstaltungen in den lebhaften Ortschaften mit dem ganz besonderen Charme.

Zahlreiche Arbeitsplätze
Welsberg und Taisten sind vor allem wegen ihrer interessanten Lage und der relativ großen touristischen Nachfrage zu beliebten Standorten für qualitätsvolle Geschäfte sowie für professionelle Handwerksbetriebe geworden. Hier reihen sich Handelsbetriebe an Handwerksunternehmen neben verschiedenen Dienstleistern und einer gut ausgestatteten Hotelerie und Gastronomie. In der Nahversorgung sind beide Dörfer gut aufgestellt. Es ist eine gute Mischung von kleinen und größeren Geschäften, die der Konsument im Gemeindegebiet vorfindet. Auch wenn die Handelsbetriebe und –tätigkeiten seit den letzten zwei Jahrzehnten einem starken und schnellen Wandel unterworfen sind, weist Welsberg-Taisten mit seinen zahlreichen Verkaufspunkten eine durchaus gute Versorgungsquote auf und kann als mittelgroßer Einkaufsort bezeichnet werden. Das Entscheidende dabei ist, dass der Einzelhandel noch direkt in den Orten stattfindet, denn damit sorgt dieser für ein attraktives, lebendiges und lebenswertes Dorfleben. Die Leute schätzen das Angebot vor Ort und den umfassenden Service, der geboten wird. Der traditionelle Dorfladen ist eben nicht nur Nahversorger mit Gütern des täglichen Bedarfs, sondern auch Treffpunkt und ein wesentlicher Faktor im sozialen Gemeinwesen – nämlich Arbeitgeber, Ausbilder und Investor. Darüber hinaus trägt er ganz wesentlich zur Entwicklung der Ortskerne bei. Viele Traditionsbetriebe, die seit Jahrzehnten in Welsberg angesiedelt sind, konnten in den letzten Jahren sogar deutlich expandieren. So kommt es auch, dass die Arbeitslosenquote in der Gemeinde Welsberg-Taistens auffallend niedrig ist. Zahlreiche Arbeitsplätze befinden sich direkt im Ort, besonders viele davon in den insgesamt vier Gewerbezonen. In den vergangenen Jahren wurden zwei dieser sogenannten Handwerkszonen erweitert, was wiederum vom Wachstum der Betriebe zeugt.

Expansions- und Innovationskraft aus dem Pustertal
Einer der größten Arbeitgeber in Welsberg ist die Firma GKN Sinter Metals, die nach über 50 Jahren erfolgreicher Tätigkeit in Bruneck im letzten Jahr eine neue Produktionsstätte in Welsberg eröffnet hat. Damit wurde die bereits vierte Pustertaler Produktionsstätte der Firma GKN Sinter Metals in Betrieb genommen, die sich als führender Betrieb in der pulvermetallurgischen Erzeugung von Bauteilen etabliert hat. Anfang des Jahres erhielt die neue Produktionsstätte in Welsberg einen neuen Namen, nämlich „Walterscheid Welsberg AG“. Sie gehört zu den modernsten Anlagen für die Herstellung von Doppelgelenkwellen weltweit. Unter Doppelgelenkwellen versteht man lenkfähige Antriebswellen, die vornehmlich bei Maschinen im Bau- und Landwirtschaftssektor zum Einsatz kommen. Kaum zu glauben, aber schon jetzt sind in jedem zweiten Traktor mit Allradantrieb zwei Gelenkwellen des Südtiroler Werks enthalten. Und ebenfalls beeindruckend ist die Tatsache, dass von der Skizze bis zur Serienproduktion der gesamte Lebenszyklus der Produkte vor Ort in Welsberg betreut wird: Entwicklung, Versuche, Test, Produktion und schließlich der Vertrieb – alles aus einer Hand! Die Walterscheid Welsberg AG ist zusammen mit den beiden deutschen Werken in Lohmar und Sohland, sowie weiteren Werken in den USA, in Südamerika und in China Teil der neu gegründeten Walterscheid Powertrain Group. Die Walterscheid Welsberg AG, die ursprünglich unter dem Namen GKN Driveline Bruneck AG firmierte, blickt auf eine eindrucksvolle Firmengeschichte zurück. Im Landwirtschafts- und Baumaschinensektor steht der Name Walterscheid für höchste Qualität und Zuverlässigkeit. Der Produktionsstandort in Welsberg mit seinen rund 200 Mitarbeitern besticht nicht nur durch eine der modernsten Fertigungsanlage für Doppelgelenkwellen und Antriebswellen weltweit.
Die Walterscheid Powertrain Group ist zudem ein weltweit führender Anbieter für Gelenkwellen, Antriebssysteme und Services rund um das Thema Power Management. Das Unternehmen setzt konsequent auf die stete Weiterentwicklung seiner Produkte zur Steigerung von Effizienz und Produktivität in sämtlichen Off-Highway Anwendungen wie Landmaschinen, Bau- und Nutzfahrzeuge oder Industrieanwendungen. In insgesamt zehn Produktions- und 22 Servicestandorten beschäftigt die Walterscheid Powertrain Group rund 2200 Mitarbeiter in 16 Ländern.

Schätze auf der Sonnenterrasse
Nördlich über Welsberg auf 1212 Metern Meereshöhe liegt die sonnengeküsste Ortschaft Taisten mit ihren sehenswerten Kunstdenkmälern. Die auffallend schöne Pfarrkirche im Barockstil zu den Heiligen Ingenuin und Albuin ist nur eines davon. Das ursprünglich wirkende Dorf inmitten sanft geneigter Wiesen besitzt einige weitere Kunstschätze, die Zeugen seiner bedeutsamen Vergangenheit sind. So fällt dem Besucher als erstes der gut erhaltene, freistehende Taistner Bildstock ins Auge, der wohl zu den schönsten und interessantesten in ganz Südtirol zählt.
Mit der St.-Georgs-Kirche, an der sich der romanische Grundcharakter deutlich erkennen lässt, besitzt Taisten eines der ältesten Gotteshäuser weit und breit. Das beeindruckende Christophorusbildnis an seiner Außenfassade ist das Werk eines bedeutenden einheimischen Künstlers, nämlich des 1460 geborenen Simon Marenkl, der als “Simon von Taisten“ in die Kunstgeschichte eingegangen ist. Hinter Taisten steigt das sanfte Gelände der sonnenexponierten Terrasse mäßig zum Rudlhorn auf 2448 Metern an, das mit einigen weiteren über 2000 Meter hohen Gipfeln den höchstgelegenen Abschnitt von Welsberg-Taisten bildet. Hier liegt auch das südliche Ende des Villgratner-Bergkamms, der das Gsieser Tal im Osten und das parallel verlaufende Antholzer Tal im Westen voneinander trennt. Wanderer und Bergsteiger, Tourengeher und Mountainbiker genießen die vielen Tourenmöglichkeiten dieses Gebietes. Neben den Touristen fühlen sich hier natürlich auch die Einheimischen wohl, schließlich wissen auch sie die ruhige Lage dieser schönen Ortschaft zu schätzen.
(SH)