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Van der Bellen auf Schloss Tirol: „Einendes vor Trennendes stellen“

Österreich werde auch in Zukunft an der Seite Südtirols stehen, das versicherte der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen heute beim Festakt auf Schloss Tirol.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen vertrat beim heutigen (23. November) Festakt zur Erinnerung an die hundert Jahre Vertrag von Saint-Germain und das halbe Jahrhundert seit Paketabschluss auf Schloss Tirol Südtirols Schutzmacht Österreich. Er trat als zweiter Redner nach Landeshauptmann Arno Kompatscher und vor dem italienischen Staatspräsidenten Sergio Mattarella ans Rednerpult um gemeinsam mit den über 150 anwesenden Ehrengästen der „Annahme des Südtirol-Pakets“ am 23. November vor 50 Jahren zu gedenken.

Paket als Wendepunkt
„Das Paket war entscheidend für die moderne Autonomie Südtirols“, betonte der österreichische Bundespräsident. Gemeinsam sei es gelungen, die zerstörerischen Kräfte des Gegeneinanders zu überwinden und Südtirol zu dem „blühenden und friedlichen Land“ zu machen, das es heute ist. Für Van der Bellen stellt das Paket einen Wendepunkt dar: „Die Südtirol-Politik wendete sich vom Konflikt, der auch mit Gewalt ausgetragen wurde, hin zum Gespräch und zum ehrlichen Bemühen um Lösungen.“

Spaltung überwinden
Van der Bellen ging in seiner Rede auf die Konsequenzen des Vertrags von St.-Germain vor hundert Jahren und auf die „menschenverachtenden Regime der Faschisten und Nationalsozialisten“ ein, die der „Bevölkerung unsägliches Leid bereitet haben“, sowie auf die Optionsregelung von Hitler und Mussolini von vor 80 Jahren, die die Menschen gegeneinander aufgebracht und die Gesellschaft gespalten habe.

Zusammenspiel kooperativer Kräfte
Mehrfach betonte Van der Bellen in diesem Zusammenhang, dass „tragfähige Lösungen nur durch das mutige Zusammenspiel der kooperativen Kräfte möglich“ seien und „die Suche nach Gemeinsamkeit zum Erfolg“ führe.  Dies gelte für die Angehörigen aller Sprachgruppen, für Politikerinnen und Politiker des Landes ebenso wie für die Repräsentanten Italiens und Österreichs.

Vorzeigemodell eines gelebten Minderheitenschutzes
Ein neues Kapitel eröffnete 1946 – so Van der Bellen – das Gruber-Degasperi-Abkommen mit seinem multilateralen Rahmen. Die Streitbeilegung von 1992, Österreichs Schengen-Beitritt, der Euro und die Europaregion zählte der österreichische Bundespräsident als Etappen der Annäherung auf, die Südtirol zu dem gemacht hätten, was es heute ist, „ein international anerkanntes Vorzeigemodell eines gelebten Minderheitenschutzes“.

Eigenständige Entwicklung Südtirols garantieren
„Die wesentliche Funktion der Autonomie ist und bleibt der Schutz der deutsch- und ladinischsprachigen Bevölkerung; sowie ihrer sprachlichen, kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Grundlagen“, erklärte Van der Bellen. Dabei bezeichnete er es als gemeinsame Verantwortung Österreichs und Italiens, die eigenständige Entwicklung Südtirols zu garantieren, zum Schutz der Sprache, Kultur und Tradition.

Das Einende vor das Trennende stellen
Aufgabe sei es, diese „Autonomie weiterzuentwickeln und den aktuellen Lebensbedingungen und Bedürfnissen anzupassen“, und zwar „Gemeinsam, im gegenseitigen Respekt und indem wir das Einende vor das Trennende stellen!“.  (LPA/jw)