Pustertal – Beim Vereinsabend der Pustertaler Mineraliensammler am 13. Dezember wurden zwei Themen ausführlich behandelt: die archäologischen Neufunde im Hochgebirge und die Rolle der Mineraliensammler im jungen Fachgebiet der Gletscherarchäologie.
Mineraliensammler bewegen sich bekanntlich in abgelegenen Berggebieten, die kaum ein Wanderer oder Bergsteiger je durchstreift. Dass sie deshalb aufmerksamen Schrittes unterwegs sein sollten, ist nicht allein wegen der Gefahren im Hochgebirge ratsam, sondern auch deshalb, weil das vermeintlich ewige Eis ab und zu wahre Geheimnisse preisgibt. Damit kommt den Mineraliensammlern im Bereich der Gletscherarchäologie eine wichtige Rolle zu. Über eindrückliche Beispiele von archäologischen Funden im Hochgebirge und zum richtigen Umgang mit eventuellen Fundstücken informierte Dr. Hubert Steiner, stellvertretender Amtsdirektor des Amtes für Bodendenkmäler in Bozen, beim Vereinsabend der Pustertaler Mineraliensammler.
Die Geheimnisse der Gletscher
Das Schmelzen der Gletscher führt zur Freilegung von Jahrhunderte-, ja teilweise sogar Jahrtausendealten „Eis-Archiven“. „Der Alpenhauptkamm ist ganz wesentlich“, sagt Dr. Hubert Steiner, „Man darf gespannt sein, was die Gletscher in den nächsten Jahren dort noch preisgeben werden.“ Das schwindende Eis ist übrigens eine große Herausforderung für das junge Fachgebiet der Gletscherarchäologie. Denn organisches Material zerfällt schnell, wenn es mit Luft in Kontakt kommt. Um möglichst wenige Funde zu verlieren, sollen Alpinisten, Bergführer und Hüttenwirte für diese Thematik sensibilisiert werden. „Derartige Funde sind für die Archäologie und ihre Nachbarfächer von großem Interesse; sie liefern grundlegende Informationen über die bisher wenig bekannte frühe Nutzung hochalpiner Landschaften und sind zudem durch die hervorragenden Erhaltungsbedingungen im Eis – insbesondere für organische Materialien – von großer Bedeutung“, so Hubert Steiner. Aus diesem Grund gibt er wertvolle Tipps, wie Alpinisten sich bei einem Fund verhalten sollten: „Kleinere Gegenstände sollten am besten vor Ort fotografiert und – falls möglich – behutsam geborgen werden“, rät der Experte. Zudem sollte man sich die Fundstelle merken oder gegebenenfalls auch kennzeichnen, um diese im Fall wieder aufzufinden. Und natürlich sollte jeder Fund dem Amt für Bodendenkmäler in Bozen mitgeteilt werden, damit ihn die zuständigen Experten eingehend untersuchen können. Es bleibt also spannend, welche Geheimnisse das vermeintlich ewige Eis in nächster Zukunft noch preisgibt!
Beispiele spektakulärer Funde
Wenn sich die Eismassen zurückziehen, fördert das nicht selten Überreste vergangener Kulturen ans Tageslicht. Dabei kommen archäologisch interessante, oft sogar spektakuläre Objekte zum Vorschein, die während Jahrzehnten, Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden im Eis lagerten. Damit wird die Gletscherarchäologie zu einem immer bedeutender werdenden Schlüssel zur Rekonstruktion früherer Lebensweisen. Das wohl bekannteste Beispiel eines unvergesslichen Eisfundes ist die 5.300 Jahre alte Eismumie „Ötzi“, die 1991 am Tisenjoch entdeckt wurde. In Südtirol konnten in den vergangenen Jahren weitere hochinteressante Funde verzeichnet werden: So zum Beispiel am Langgrubenjoch auf ca. 3.000 Metern Meereshöhe, wo römische Bauhölzer sowie bronzezeitliche Dachschindeln aus Lärchenholz geborgen wurden, die einen ehemaligen Gebäudestandort anzeigen. Eine weitere Fundstelle am Gurgler Eisjoch konnte dank der privaten Fundmeldung eines Schneereifs aus der ersten Hälfte des 4. Jahrhundert v. Chr. eingehend untersucht werden. Zudem konnten Funde aus Pfelders, wo Reste von Steinböcken aus der Bronzezeit zum Vorschein kamen, und vom Umbaltörl in Prägraten, wo hochinteressante Holzobjekte mit Inschriften gefunden wurden, geborgen werden. Historiker, Archäologen, Geographen und Experten aus anderen Disziplinen beleuchten Funde wie diese aus unterschiedlichen Blickwinkeln. (SH)
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