Die Tagung „Bürgergenossenschaften in Südtirol und im Trentino“ geht am Mittwoch, 29. Jänner der Frage nach, ob sich daraus neue Formen direkter Beteiligung und Entwicklung vor Ort ergeben können.
Egal ob Nahversorgung, Schülertransport, kulturelle Angebote und soziale Inklusion, aber auch Tourismus oder Wieder-Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen: In abwanderungsgefährdeten Regionen Italiens erfüllen Bürgergenossenschaften (Cooperative die comunità) bereits heute wichtige Dienste für die Gemeinschaft, die sonst nicht oder unzureichend angeboten würden. Ob diese neue Form der gemeinschaftlichen Organisation auch in Südtirol und im Trentino sinnvoll sein kann und ein Regionalgesetz eventuell die entsprechenden Voraussetzungen schaffen soll, damit beschäftigt sich die Tagung „Bürgergenossenschaften in Südtirol und im Trentino – Neue Formen für direkte Beteiligung und Entwicklung vor Ort“.
Der für das Genossenschaftswesen zuständige Landesrat Thomas Widmann sieht in Bürgergenossenschaften durchaus gewisse Chancen: „Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass sie für gerade in abwanderungsgefährdeten oder strukturell unterversorgten Gebieten eine wirksame Lösung sein können, von denen die ganze Gemeinschaft profitiert.“ Die Zusammenarbeit zwischen den Akteuren auf Landes- und regionaler Ebene sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg hin zu einer angemessenen Unterstützung dieser Initiativen.
Die regionale Kommission für genossenschaftliche Körperschaften hat die Tagung angeregt. Organisiert wird die Veranstaltung in einer Zusammenarbeit der Region Trentino-Südtirol, der Länder Südtirol und Trentino sowie der fünf regionalen Vertreterverbände der Genossenschaften: Raiffeisenverband Südtirol, AGCI, Cooperadolomiti, Coopbund und Federazione Trentina della Cooperazione. Das Europäische Forschungsinstitut EURICSE begleitet die Veranstaltung wissenschaftlich.
Bei Bürgergenossenschaften ergreifen die Bürger selbst die Initiative, um für sich und die Bewohner eines Gebietes wichtige Dienste in verschiedenen Sektoren zur Verfügung zu stellen. Ihr Ziel ist eine nachhaltige, wirtschaftliche Entwicklung. Auch in Südtirol gibt es Beispiele: So haben die Energie- und Umweltbetriebe Moos in Passeier ursprünglich nur die Energieversorgung angeboten, dann schrittweise auch Dorfläden, eine Tankstelle und eine Kfz-Werkstatt übernommen. Seit 2016 gibt es auch die Bürgergenossenschaft Obervinschgau.
Mehrere Regionen, darunter Apulien, Emilia Romagna, Abruzzen und Sardinien haben die Bürgergenossenschaften bereits in eigenen Gesetzen definiert. Auf staatlicher Ebene muss ein vorliegender Gesetzesentwurf noch diskutiert werden. Die Regionalkommission möchte nun auch in Trentino-Südtirol ein auf die lokalen Gegebenheiten zugeschnittenes eigenes Modell erarbeiten.
Die Tagung, an der auch die zuständigen Landesräte aus Südtirol und Trentino, Thomas Widmann und Mario Tonina, teilnehmen, findet statt amMittwoch, 29. Jänner um 8.30 Uhr im Innenhof des Landhauses 1 Bozen, Silvius-Magnago-Platz 1. (LPA/gst)
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