Jahrhundert-Weltmeisterschaften Antholz 2020

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Jahrhundert-Weltmeisterschaften Antholz 2020

Antholz – „Passion is ours!“ das WM-Motto traf genau ins Schwarze! Das wars, die Weltmeisterschaften 2020 sind Geschichte, die zwei Wochen voller Highlights und Spektakel vorüber. Der Puschtra zieht ein Resümee und fasst die wichtigsten Ereignisse nochmals zusammen.

Solange das Warten und das Hinfiebern auf das Biathlon-Großereignis gedauert hat, so schnell waren die Antholzer Festspiele auch wieder vorüber. Aber was waren das für Weltmeisterschaften! Gold-Doro ließ die Südtirol Arena mehrmals erbeben, Zehntausende Fans aus aller Welt verbreiteten elektrisierendes Biathlon-Fieber und die traumhafte Kulisse in Antholz sorgte für unvergessliche Biathlon-Momente auch abseits der Loipe. Negatives gab es über die zwei Wochen gesehen kaum zu berichten, wäre da nicht kurz das lästige Thema Doping wieder einmal aufgekommen; und höchstens der tiefe Schlamm auf den aufgetauten Parkplätzen in Antholz-Mittertal brachte einige Bedenken mit sich. Ansonsten waren es zwölf herausragende Tage an denen Biathlon-Geschichte geschrieben wurde. Eingeläutet wurde das Großereignis mit der stimmigen Eröffnungsfeier, unter tosenden Jubel marschierten die 39 Nationen ein. Überhaupt sorgte die neugeschaffene Medal Plaza, die mit ihren urigen Häschen und dem prunkvollen Südtirol Haus, wo sich jeden Tag die Prominenz tummelte, für ein tolles Biathlon-Flair an den Abenden nach den Rennen. Highlights waren mit Sicherheit die vier Siegerehrungen an denen Publikumsliebling Dorothea Wierer aufs Treppchen kletterte und von dort oben auf ein Fahnenmeer hinunterblicken konnte. Noch vor dem ersten Wettkampfstag gab es für den Antholzer Biathlon-Nachwuchs ein tolles Erlebnis, sie durften als Generalprobe für das internationale Fernsehen ein Testrennen in der WM-Arena laufen. Die mit Spannung erwartete Mixed-Staffel brachte auf Anhieb die Erlösung für das italienische Lager, mit einem nahezu perfekten Rennen heimste die Pustertaler Nationalmannschaft mit Dorothea Wierer, Lukas Hofer und Dominik Windisch und Lisa Vittozzi aus Sappada als Startläuferin die Silbermedaille ein. Nur den übermächtigen Norwegern mussten sie sich geschlagen geben. Als es Dominik Windisch in der vorletzten Runde wagte am Biathlon-König Johannes Thingnes Bø vorbeizuziehen, blieb jedem im Stadion der Atem stehen. Vor allem von Dorothea Wierer viel ein großer Ballast ab, sie wirkte fortan befreit und flog in der Verfolgung förmlich zu Einzel-Gold in ihren Wohnzimmer, den Zieleinlauf konnte sie dabei so richtig auskosten. Mit ihrer sympathischen Art und unglaublichen Leistungen auf den Skiern und mit dem Gewehr zog Dorothea Wierer die Massen in ihren Bann, sorgte für neue Rekord-Einschaltquoten und schaffte es auf die Titelseite der Gazzetten. Doro ist auf den Höhepunkt ihrer Karriere angekommen. Als in einen einzigartig spannenden Einzelwettkampf, soll noch mal wer sagen, dass das härteste Wettkampfsformat für den Zuschauer langweilig sei, noch der zweite WM-Titel folgte, explodierte die Stimmung auf der Tribüne endgültig. Das letzte Wettkampfs-Wochenende stand da noch bevor. Im Massenstart, der Königsdiziplin sah es nach dem letzten Schießen gar nach dem dritten Gold für Doro aus, kurz vor der Ziellinie wurde sie von der Außerirdischen Marte Olsbu-Røiseland noch abgefangen. Die Norwegerni holte in jedem Rennen eine Medaille und mit ihren fünften! Titel ließ sie sich endgültig zur Königin dieser WM küren. Die Großmächte Norwegen und Frankreich duellierten sich bei allen Wettkämpfen um die Medaillen, zwischenzeitlich waren im Massenstart der Männer alle acht Athleten beider Nationen ganz vorne – Ausdruck von purer Dominanz. Trotz öfters schwierigen Wind-Bedingungen am Schießstand gab es diesmal keine großen Überraschungen am Podium. Unerwartet war einzig die Bronzene von Dominik Landertinger, der als gestandener Mann nach dem Rennen tränenaufgelöst erzählte, dass er zwei Monate zuvor mit seiner Karriere eigentlich schon abgeschlossen hatte und alles hinschmeißen wollte. Ansonsten höchstens noch das Abschneiden der von bis dato Gesamtweltcupführenden Tiril Eckhoff; mit sechs Saisonsiegen hintereinander zur WM angereist, ging sie in den Einzel-Rennen leer aus. Auch die Südtiroler Herren blieben trotz guter Form, etwas hinter ihren Erwartungen zurück, verdienten sich dennoch mit ihrer super Leistung in der der Single-Mixed-Staffel die Silbermedaille. Auch für die einheimischen Trainer im Ausland verlief die Weltmeisterschaft hervorragend, Armin Auchentaller holte mit den US-Girls Silber und Patrick Oberegger gewann mit seinen Norwegern den Medaillenspiegel. Nach dem finalen Rennen verneigte sich OK-Chef Lorenz Leitgeb und übergab die Flagge an den nächsten WM-Austragungsort Pokljuka, die Biathlon-Weltmeisterschaften 2020 waren damit offiziell vorüber. So gut wie jeden Tag Kaiserwetter, bunte und fröhliche Zuschauermassen, makellose Organisation und vor allem Top-Leistungen und ultraspannende Wettkämpfe – die Biathlon Weltmeisterschaft 2020 wird wohl als eine der allerbesten in die Historie eingehen und die Antholzer haben wieder alles richtig gemacht! (MT)