DIE LAGE DER BURG
An der Sonnenseite des Tauferertales, orografisch rechts über der Ortschaft Uttenheim liegt die gleichnamige Burgruine des Schlössls, Sie steht auf einem an drei Seiten steil abfallenden schmalen Felsgrat, der sich von Natur aus für die Anlage einer Wehrburg vorzüglich eignete. Das langgezogene etwas gegen das Tal gesenkte Burgareal war ursprünglich von einer überall dicht an den Felsrand gerückten Ringmauer umschlossen. Von der ehemaligen Burganlage sind die Kapelle, der südöstliche Flügel des einstigen dreistöckigen Palas und der Bergfried mit Resten der Ringmauer erhalten.
BERGFRIED UND PALAS
Der Bergfried steht an der höchsten Stelle und Angriffsseite der Burganlage und konnte daher mit einer bescheidenen Höhe von ca. 12 Metern die Funktion als Hauptbollwerk der Burganlage erfüllen, nämlich Schild zu sein für die tiefer gelegenen Burgenbauten. Von seinem überhöhten Standpunkt aus konnte der Zugang zur Burg auf einer weiten Strecke eingesehen und das Burgtor, wenn nötig, verteidigt werden. Er war aber in Notsituationen auch Rückzugsort für die Burgbewohner. Im Turm befand sich unter dem Erdgeschoß, abgesichert von einer Balkendecke, das Burggefängnis, das Verließ. Der Zugang zum Verließ war an der Ostseite des Bergfrieds. Er führte unter dem Turmfundament durch eine natürliche Felsspalte.
Grundsteinlegung und Bau des Bergfrieds haben ihren Anfang bereits im 12. Jahrhundert genommen. Ein etwa vier Meter hoher Maueransatz an der Ostseite spricht dafür. Hier sind die teils rechteckig, teils würfelförmig bearbeiteten Bruchsteine mörtellos zu regelmäßigen Steinlagen geschichtet. Auch an den Eckverbänden ist die Verwendung von Quadersteinen vorherrschend. Die Fertigstellung des Bergfrieds ist ins 13. Jahrhundert zu datieren.
Vom Bergfried gedeckt, erheblich tiefer und knapp an die nordöstliche Felskante gedrückt stand der Palas. Alte Ansichten von 1611, 1651, 1781 und 1885 lassen eine dreistöckige Burganlage erkennen, die sich in einen nördlichen und südlichen Komplex unterteilte. Von dem gegen Nord–Süd ausgerichteten und in vier Großflächen gegliederten Palas steht noch der süd-östliche heute zu einem Wohnhaus adaptierte Flügel.
KURZE GESCHICHTE UTTENHEIMS UND SEINER BURG
Die Burg wurde angeblich durch Kaiser Heinrich II. (1002 – 1024) dem Bistum Bamberg geschenkt, das er im Jahre 1007 gegründet hatte. Vom Bischof von Bamberg hatten es jedenfalls seit ältester Zeit jene Herren zu Lehen, die sich von Uttenheim nannten. Die Erstnennung der Burg erfolgte im Jahre 1225. Um diese Zeit gehörte die Burg bereits zum Eigenbesitz der edelfreien Herrn von Taufers. Sie wurde in ihrem Auftrage von Burggrafen verwaltet, welche die Herren von Uttenheim stellten. Im Jahre 1225 übergab Hugo IV. von Taufers die Burgen Uttenheim und Taufers mit allen Zugehörigkeiten dem Bischof Heinrich von Brixen zu Eigen und nahm sie von ihm wieder als Lehen in Empfang. Bei der Erbteilung von 1306 haben die Tauferer Hugo VI. und sein Neffe Ulrich IV. die Burg von Uttenheim als gemeinsamen Besitz behalten. Erst als Hugos VI. 1309 starb, ging die Burg in den alleinigen Besitz Ulrich IV. über. Nach dem kinderlosen Tod Ulrich IV. von Taufers im Jahre 1336 gingen die Burgen Uttenheim und Neuhaus bei Gais mit Zugehörigkeiten über die Witwe Ulrichs IV., Katharina von Görz, an die Grafschaft Görz, zu der damals auch das Pustertal gehörte.
Die Herrn von Uttenheim hatten die Burg vermutlich bis 1336 als Ritter im Dienste der Herrn von Taufers und anschließend bis zu ihrem Aussterben im Jahre 1388 im Dienste der Grafen von Görz inne. Nach dem Aussterben der Grafen von Görz im Jahre 1500 fiel die Burg Uttenheim mit dem gesamten übrigen görzischen Erbe an Kaiser Maximilian I., also an die Habsburger. Seither wechselten Burg und Gericht Uttenheim öfters Pfand- bzw. Lehensherrn. Während im 16. und 17. Jahrhundert immer wieder Reparaturen am zerfallenden Mauerwerk und an den vom Sturm weggerissenen Dächern in Rechnung gestellt wurden, dürfte die Burg seit Ende des 17. Jh. immer mehr zur Ruine geworden sein.
DIE BURGKAPELLE
Die dem heiligen Valentin geweihte Burgkapelle stammt aus dem 12. Jahrhundert. Ihr fast quadratischen Grundriss mit einer halbrunden zurückgesetzten Apsis entspricht eindeutig der romanischen Bauweise. Der in die Südostecke des Kapellenschiffes eingebaute Glockenturm ist ein späterer Zubau. Das Spitzbogenportal am Kapelleneingang und das in Granitimitation eingesetzte Netzrippengewölbe stammen aus der spätgotischen Bauperiode kurz vor 1500. Trotz dieser baulichen Veränderung und späterer Übermalungen sind einige prägnante Reste der ursprünglich romanischen Freskenmalereien erhalten geblieben. Kunsthistorisch von größter Bedeutung ist das Fragment einer Georgsdarstellung an der linken Triumphbogenwand aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, weil es zu den wenigen Zeugnissen der Malerei dieser frühen Zeit gehört, die wir in Südtirol haben. Über der Georgsbüste steht die Inschrift G E O R I U S in römischer Majuskel. Links der Georgsbüste schließt die Darstellung der Hl. Magdalena, der Patronin der Pfarrkirche von Uttenheim, die romanische Wandmalerei ab. An der rechten Wand des Triumphbogens sind nur noch in Resten die vermutlichen Bildnisse des hl. Laurentius und des hl. Vigilius zu erkennen. Über dem Scheitelpunkt des Triumphbogens ist ein Fragment des dekorativen Mäanderfrieses erhalten, das sich aber über den um 1500 eingezogenen Gewölbe unter dem Dachboden fortsetzt, wo ein noch gut erhaltenes Fragment sichtbar ist.
In der Zeit des Barock wurde der Innenraum der Kapelle auch malerisch umgestaltet. Damals wurde die 1976/77 freigelegte romanische Malerei am Triumphbogen vollkommen verdeckt. An der linken Seite des Triumphbogens ließ Cyriac Troyer im Jahre 1679 das Wappen seiner Familie anbringen (zwei Widder mit den Initialen F.L.S. für Fidelitate, Labore, Sanguine). Das Bogenfeld des Triumphbogens stellt eine dreiteilige Szenenfolge aus dem Alten Testament dar (Josef und Putiphar). (RT)
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