In nur wenigen Kilometern Entfernung zu Bruneck liegt die Marktgemeinde St. Lorenzen, die sich in insgesamt zwölf Fraktionen unterteilt. Ein Blick auf die kleinen Dörfer und Weiler abseits des pulsierenden Hauptortes lohnt sich: Wirtschaftlich gesehen tut sich dort nämlich auch so einiges.
Sonnenburg, Stefansdorf, Saalen, Montal, Runggen, Onach, Fassing, Lothen, Ellen, St. Martin, Moos und Pflaurenz – so heißen die zwölf Fraktionen, die gemeinsam mit dem Hauptort St. Lorenzen das gleichnamige Gemeindegebiet im Zentrum des Pustertals bilden. Am Zusammenfluss von Gader und Rienz, überragt von Kirchtürmen und Burgen, weist die Landschaft hier ein ganz besonderes Aussehen auf. Es ist eine historisch und geologisch höchst interessante Gegend mit zahlreichen inselartigen Kuppen, die schon in frühester Zeit besiedelt wurden. Wegen seiner geografisch und klimatisch günstigen Lage wurde St. Lorenzen schon in der Bronzezeit als Siedlungsort geschätzt und bildet bis heute einen beliebten Wohn- und Aufenthaltsort für Einheimische und Touristen gleichermaßen. „Der Tourismus ist hier sozusagen ein historisch gewachsener Wirtschaftszweig. Wir haben rund 380.000 Nächtigungen, welche sich verhältnismäßig nahezu gleich auf Sommer und Winter aufteilen“, erzählt Kurt Winkler, Hotelier aus Montal und HGV-Ortsobmann, und er fügt lobend hinzu: „Die Gemeindeverwaltung hat die Wichtigkeit dieser Branche erkannt und zukunftsweisend Tourismuszonen ausgewiesen, so dass sich die bestehenden Betriebe nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ erweitern können. Von großer Wichtigkeit ist hierfür zukünftig auch der Campingplatz, dessen Gäste die gesamte Wirtschaft im Markt beleben.“ Die Ferienregion Kronplatz, zu der St. Lorenzen gehört, in ihrer Vielfalt einzigartig. Die Möglichkeiten der naturnahen Erholung sind schier unbegrenzt, ebenso die sportlichen Angebote. Besonders für das gut ausgebaute Wanderwegenetz ist das weitläufige Gemeindegebiet bekannt, das sich in den letzten Jahrzehnten zu einer äußerst beliebten Urlaubsdestination etabliert hat. Die einzigartige Bergwelt, die St. Lorenzen und seine Fraktionen umgibt, macht das Feriengebiet zum optimalen Urlaubsort für passionierte Wanderer, Bergsteiger, Skifahrer und andere Wintersportler. Zudem führt der Pustertaler Radweg direkt durch die Marktgemeinde und bietet somit die Möglichkeit für einen Radausflug für die gesamte Familie. Und auch die Pustertalbahn macht Halt in St. Lorenzen und nimmt jeden mit auf eine Reise durch das grüne Tal. Kein Wunder, dass sich der Tourismus heute als einer der stärkten Wirtschaftszweige im Gemeindegebiet erweist.
„Für die Zukunft gilt es, die Situation so beizubehalten, wie sie ist und die Qualität in den Betrieben weiter zu verbessern. Zudem ist es wichtig, noch einige Hotelbetriebe und den Campingplatz weiter zu entwickeln, um zukunftsfit zu bleiben.“
Kurt Winkler, HGV-Ortsobmann der Marktgemeinde St. Lorenzen
Auf Augenhöhe
Doch ist es bei Weitem nicht allein der Tourismus, der in St. Lorenzen und seinen Fraktionen wirtschaftlich den Ton angibt. „St. Lorenzen hat das Glück, dass sich die vier Wirtschaftszweige Handwerk, Tourismus, Dienstleister und teilweise sogar Industrie auf Augenhöhe gegenüberstehen. Zur Zufriedenheit aller herrscht ein großes Gleichgewicht“, betont Kurt Winkler. Dieses Hand-in-Hand-Gehen der verschiedenen Wirtschaftszweige ist zum Teil auch der funktionierenden Land- und Forstwirtschaft vor Ort zu verdanken. Sie bildet sozusagen Grundlage und Zulieferer für manch anderen wichtigen Wirtschaftssektor. Erreichbarkeit und zentrale Lage sind zwar Schlagwörter, die für die Wirtschaft immer wichtiger werden, doch gibt es in St. Lorenzens Fraktionen auch wesentlich abgelegenere und damit ruhigere, aber trotzdem wirtschaftlich wichtige Zonen. Ungefähr die Hälfte des weitläufigen Gemeindegebietes von St. Lorenzen besteht nämlich aus Wald, Almwiesen und Weidegebiet. Fast 1.700 Hektar werden von 263 landwirtschaftlichen Betrieben bewirtschaftet, wobei der Großteil der landwirtschaftlichen Betriebe Nebenerwerbsbauern sind. Als Haupterwerbsquelle kann in St. Lorenzen – wie bereits vorhin erwähnt – der Tourismus gezählt werden, aber auch Landwirtschaft, Handel, Handwerk, Dienstleistungsbetriebe und die Industrie sind stark vertreten. Doch gerade in der Beziehung zwischen Landwirtschaft und Tourismus sieht Kurt Winkler noch einen gewissen Aufholbedarf: „Die Landwirte haben sich weiterentwickelt und viele bieten Urlaub auf dem Bauernhof an. Ich hoffe, dass die Landwirte teilweise etwas mehr Sensibilität für den Tourismus aufbringen, wir Touristiker müssen umgekehrt mehr Sensibilität für die Landwirtschaft aufbringen. Kurzum: Die Zusammenarbeit müssen wir verbessern. Das Handwerk lebt vom Wirtschaftsmotor Tourismus, es ist alles ein Kreislauf und somit hat das Handwerk auch in St. Lorenzen seine Wichtigkeit und schafft wertvolle Arbeitsplätze.“ Überhaupt gebe es in Sachen Bewusstseinsentwicklung noch Potential nach oben, meint Kurt Winkler. „Unsere Aufgabe muss es sein, eine allgemeine Bewusstseinsbildung in der Gesellschaft dafür zu finden. Unternehmer zu sein heißt jeden Tag Verantwortung übernehmen, nicht nur für sich selbst, sondern vor allem für die vielen Mitarbeiter. Oft wird das nicht wertgeschätzt. Ohne starke Wirtschaft gibt es keinen starken öffentlichen Haushalt und ohne diesen keine großzügigen öffentlichen Dienst- und Sozialleistungen. Hier benötigt es viel mehr Bewusstseinsbildung für die Allgemeinheit, das ist unsere größte Schwäche.“ Wirtschaftlich gesehen könne man in der Marktgemeinde aber kaum von Stärken und Schwächen sprechen, da in St. Lorenzens Fraktionen sehr stabile und starke Wirtschaftskreisläufe vorzufinden seien, weiß der HGV-Ortsobmann zu berichten.
Positive Entwicklung in den Fraktionen
Fragt man Kurt Winkler nach der wirtschaftlichen Entwicklung der St. Lorenzener Fraktionen, gibt er sich durchwegs positiv: „Ich sehe keine Fehlentwicklungen. Die Wirtschaft entwickelt sich Schritt für Schritt weiter. Die Gemeindeverwaltung hat es verstanden, die entsprechenden Impulse zu setzen und die Chancen zu nutzen. Mit Bürgermeister Martin Ausserdorfer pflegen wir eine ausgezeichnete Zusammenarbeit.“ Laut dem engagierten HGV-Ortsobmann verstehe es die derzeitige Gemeindeverwaltung bestens, die einzelnen Interessen zu einem Gesamtauftrag zusammenzuführen und die Gemeinde mit viel Ausgeglichenheit zu führen. Die Projekte der Wirtschaft seien bisher stets auf fruchtbaren Boden gefallen und seien im Zuge einer konstruktiven Diskussion weiterentwickelt und optimiert worden. „Manchmal muss man auch Kompromisse in Kauf nehmen, man muss selbst lernen, dass es gilt, Ergebnisse zu erzielen und nicht mit dem Kopf durch die Wand zu laufen“, so Kurt Winkler. Immer noch scheint im Gemeindegebiet von St. Lorenzen Bedarf an einer Erweiterung von Gewerbezonen und touristischen Einrichtungen zu bestehen. „Bisher wurden Projekte dieser Art vom Gemeinderat immer wohlwollend und pro aktiv aufgenommen“, erinnert sich der HGV-Ortsobmann, „Wir hoffen, dass dieser Weg weitergegangen wird.“ Blickt Kurt Winkler in die wirtschaftliche Zukunft von St. Lorenzen und seinen Fraktionen, so tut er es optimistisch. Für ihn gilt: „Die Situation so beizubehalten, wie sie ist und die Qualität in den Betrieben weiter zu verbessern. Es gilt zudem, noch einige Hotelbetriebe und den Campingplatz weiter zu entwickeln, um zukunftsfit zu bleiben.“ (SH)
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