Zum Welttag der Pflege am 12. Mai hebt Landesrätin Stocker den gesellschaftlichen Wert der Pflege hervor und stellt die neue Familienkrankenpflege vor.
„Unsere Gesellschaft wird älter und bunter. Wir müssen uns am internationalen Tag der Pflege Gedanken darüber machen, welche Anforderungen der demographische Wandel an die Pflege stellen wird“, betont Gesundheits- und Soziallandesrätin Martha Stocker. Derzeit leben in Südtirol etwa 100.000 über 65-jährige, im Jahre 2030 werden es bereits 140.000 sein. Diese Zahlen zeigen auf, wie notwendig es ist, sich über die Pflege in Südtirol in den nächsten Jahren Gedanken zu machen.
5491 betreute Menschen
„Auch in der Pflege der Zukunft wird es unser Anliegen sein, pflegebedürftige und ältere Menschen so lange wie möglich im Kreise ihrer Familie und in der gewohnten Umgebung zu belassen“, unterstreicht Landesrätin Stocker. Pflegende Angehörige werden derzeit von der Hauspflege- und Hauskrankenpflege unterstützt: 5491 Menschen wurden im vergangenen Jahr 2016 laut dem Landesinformationssystem der Sozialdienste – Sozinfo der Landesabteilung Soziales von den Diensten betreut, darunter gebrechliche und altersschwache Senioren (46,9%), von chronischen und von degenerativen Krankheiten betroffene Menschen (25,3%), Personen mit einer akuten Krankheit (4,6%), Betreute ohne körperliche oder psychische Einschränkungen etwa im Rahmen der Familienhilfe oder von Vorbeugemaßnahmen (10%) sowie Menschen mit Behinderung (8,4%). Von den 5491 betreuten Menschen (+2,06% im Vergleich zu 2015) sind fast 90 Prozent (4939 Betroffene) Senioren über 65 Jahre. Die Statistik spricht von insgesamt 307.486 erbrachten Leistungen wie etwa die Haushaltshilfe, Körperpflege, Transport und Begleitung, Aktivierung und Animation in Anspruch. „Pflegende Angehörige leisten tagtäglich Großartiges und erfahren durch die Pflegedienste Unterstützung und gleichzeitig Entlastung“, drückt Landesrätin Stocker allen Beteiligten in der Pflege ihre Wertschätzung aus.
Neu: Familien- und Gemeinschaftskrankenpflege
Künftig soll pflegenden Angehörigen eine neue Form der Entlastung geboten werden: Mit dem berufsbegleitenden, dreijährigen Spezialisierungslehrgang in Familien- und Gemeinschaftskrankenpflege geht die Pflege in Südtirol neue Wege. Im Dezember 2017 werden 13 Teilnehmende den Lehrgang abschließen, weitere 15 stehen im ersten Ausbildungsjahr. Die Familien- und Gemeinschaftskrankenpfleger verbringen einen Großteil ihrer Arbeitszeit bei Einzelpersonen und in Familien. Sie stehen diesen in Krankheitsfällen, bei chronischer Behinderung und in Stresssituationen bei und beraten sie über gesunde Lebensweisen, verhaltensbezogene Risikofaktoren. Gesundheitsprobleme können frühzeitig erkannt werden. Mit ihrem Wissen über Sozialfragen sind die Pfleger in der Lage, auf die zuständigen Dienste zu verweisen. Sie erleichtern Entlassung aus dem Krankenhaus, indem sie die Pflege zu Hause übernehmen und mitorganisieren.
„In den Familien werden mit dieser neuen Pflegeform wichtige Weichen für eine gesunde Entwicklung der einzelnen Mitglieder gestellt. Die Familien- und Gemeinschaftskrankenpflege begleitet Familien in deren sozialen Kontext, berät, unterstützt, stärkt und befähigt“, unterstreicht Marianne Siller, Pflegedirektorin im Südtiroler Sanitätsbetrieb. Durch die Anwendung innovativer Konzepte der Gesundheitsförderung, präventive Hausbesuche, alltagsbezogene Beratung, frühzeitiges Erkennen von Gesundheitsproblemen, Begleitung in gesundheitsbedingten Krisen- und Umbruchsituationen und Nutzung der vorhandenen Angebote in Kooperation mit den bereits bestehenden Diensten leisten die Familien- und Gemeinschaftskrankenpfleger einen erheblichen Beitrag zur Verbesserung der wohnortnahen Gesundheitsversorgung, so Siller.
Pilotprojekte im Unterland
Da nicht alle Krankenpfleger spezialisiert werden können, gilt es den Ansatz der Familien- und Gemeinschaftskrankenpflege als Schulungs- und Organisationsmodell aufzubauen. Im Sprengel Unterland startet ab Herbst 2017 ein Pilotprojekt für das gesamte Pflegeteam mit Schulungen zur familienzentrierten Pflege. Zusätzlich zur Schulung und Begleitung des Teams werden die über 65-jährigen einer noch festzulegenden Gemeinde im Unterland, unabhängig ob gesund oder krank, von einer Familien- und Gemeinschaftskrankenpflegerin ein Jahr lang begleitet. Zeitgleich läuft eine Begleitforschung, mit der die Ergebnisse dieses Organisationsmodells erhoben werden und überprüft wird, ob das Modell die Erwartungen erfüllt. Ausgehend von diesen beiden Pilotprojekten soll die stufenweise Ausdehnung auf alle Sprengel des Südtiroler Sanitätsbetriebes erfolgen. „Wir möchten mit diesen Projekten die Pflege der Zukunft neu gestalten: nicht nur der zu Betreuende soll dabei miteinbezogen werden, sondern auch sein familiäres, soziales und pflegerisches Umfeld. Ziel soll die Erhaltung und Förderung der Lebensqualität und des Wohlbefindens aller Beteiligten sein“, betont Landesrätin Stocker. (LPA)
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