Unter der Führung des Versuchszentrums Laimburg ist ein grenzüberschreitendes Forschungsprojekt zu neuen Weinbauflächen in Südtirol und Kärnten gestartet.
Welche Flächen in Südtirol und Kärnten sich unter Berücksichtigung des Klimawandels für den Weinbau eignen: Das soll das Projekt REBECKA (Rebsorten- und Weinbauflächen-Bewertungsmodell unter Berücksichtigung der Auswirkungen und Chancen des Klimawandels in den Alpen) aufzeigen. In den Alpen ist die Durchschnittstemperatur zwischen 1920 und 2010 um 1,9 Grad Celsius angestiegen, und in Südtirol hat die Anzahl der Sommer- und Tropentage stark zugenommen. Den Weinbauern sind die Auswirkungen der Klimaänderung bekannt: Die Erntetermine haben sich in den vergangenen 20 Jahren um zwei bis drei Wochen vorverlagert. Außerdem verschieben sich die für den Anbau der Rebe günstigen Lagen immer weiter in die Höhe. Gerade in alpinen Regionen wie Südtirol steigt damit die Unsicherheit, welche Gebiete nun für den Anbau welcher Rebsorten geeignet sind. Daher werden ein objektives Bewertungsmodell für die Ermittlung geeigneter Weinbauflächen sowie entsprechende Sortenempfehlungen dringend benötigt. Diese Ziele verfolgt das grenzüberschreitende Projekt REBECKA, das unter der Leitung des Versuchszentrums Laimburg gestartet ist.
Das erste Ergebnis des Projekts soll eine detaillierte Analyse der bisherigen Auswirkungen des Klimawandels auf den Weinbau sein. Dafür wird die Forschungsgesellschaft Joanneum Research, die für die Steiermark und Kärnten tätig ist, historische Erntedaten der letzten 20 Jahre von fünf bedeutenden Südtiroler Kellereigenossenschaften analysieren. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf den Veränderungen hinsichtlich Erntetermin, Erntemenge und Zuckergehalt verschiedener Rebsorten, verbunden mit dem jeweiligen Standort. Diese Daten werden in leicht verständlicher Form aufbereitet und dienen mit als Basis für die Entwicklung statistischer Modelle, die es ermöglichen sollen zukünftige Entwicklungen vorherzusagen.
Für Südtirol besteht bereits ein Weinbau-Bewertungsmodell, das allerdings mithilfe agronomischer Daten validiert und an die voraussichtlichen Entwicklungen der nächsten Jahre angepasst werden muss. Dafür wird das Versuchszentrum Laimburg in Südtirol 30 verschiedene Weinbauflächen der Sorte Blauburgunder in warmen, mittleren, hohen und sehr hohen Lagen genauestens beobachten: Wetterdaten, phänologische Daten wie Austrieb, Blüte und Reifebeginn, verschiedene Ertragsparameter wie Trauben- und Beerengewicht sowie Qualitätsparameter werden über zwei Vegetationsperioden hinweg erhoben. Die Europäische Akademie Bozen wird diese Weinbau-Daten und das Prognosemodell aus den historischen Erntedaten der Kellereigenossenschaften zusammenführen und daraus ein objektives Bewertungsmodell erstellen, mit dem die Eignung beliebiger Standorte für den Weinbau bestimmt werden kann. Dieses Modell bildet somit eine langfristige fundierte Basis für die Ermittlung geeigneter Weinbauflächen sowie für Sortenempfehlungen. Es wird in Form von interaktiven Karten öffentlich zugänglich sein und Behörden, Weinbauberatern und Weinbauern als Orientierungs- und Entscheidungshilfe dienen.
Während der letzten zehn Jahre hat der Weinbau im österreichischen Bundesland Kärnten einen starken Aufschwung erfahren. Dies liegt nicht zuletzt an den Auswirkungen der Klimaänderung, die den Weinbau zunehmend begünstigen. Im Gegensatz zu Südtirol existiert jedoch für Kärnten noch kein Weinbau-Bewertungsmodell, und somit gibt es wenig Hinweise darauf, welche Flächen und Rebsorten sich für den Anbau eignen. Das Projekt REBECKA soll dem nun Abhilfe schaffen: In Zusammenarbeit mit dem Obst- und Weinbauzentrums St. Andrä der Kammer für Land- und Forstwirtschaft in Kärnten werden – ähnlich wie in Südtirol – verschiedene Klima- und Ertragsparameter für ausgewählte Weinbauflächen in Kärnten erhoben und historische Erntedaten über die letzten fünfzehn Jahre analysiert. Diese Daten, langjährige Klimadaten und das Südtiroler Bewertungsmodell bilden die Ausgangsbasis für die Erstellung einer eigenen Standorteignungskarte für den Weinbau in Kärnten.
Das grenzüberschreitende Forschungsprojekt wird vom Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) im Rahmen des Programms Interreg V-A Italien-Österreich finanziert. Das Gesamtbudget des Projekts, das für 30 Monate ausgelegt ist und im Jänner begonnen hat, umfasst rund 750.000 Euro. Projektleiterin ist Barbara Raifer, die am Versuchszentrum Laimburg den Fachbereich Weinbau leitet. Projektpartner sind Lukas Egarter Vigl von der Europäischen Akademie Eurac in Bozen sowie Hermann Katz von der Forschungsgesellschaft Joanneum Research in Graz und Ingenieur Siegfried Quendler vom Obst- und Weinbauzentrum St. Andrä in Kärnten. Begleitet wird das Vorhaben vom Landesamt für Obst- und Weinbau in Bozen, das zuständig für die Ausweisung der Weinbauflächen ist. (LPA)
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