TEIL III – Heute geht es weiter mit den Kirchen im Ahrntal, wir besuchen Steinhaus, St. Jakob, St.Peter und Prettau und erhalten vielerlei Informationen über die Kirchen in den jeweiligen Ortschaften.
Die alte Pfarrkirche Maria-Loreto von Steinhaus
Steinhaus verfügte lange über keine eigene Kirche und über keinen eigenen Kaplan oder Pfarrer. Der 30jährige Krieg war eben vorbei, als den Steinhausern bewusst wurde, dass sie noch ohne Kirche waren. Sie beschafften sich im Jahre 1649 dann alle notwendigen Genehmigungen und begannen mit dem Bau einer Kapelle, wie sie bescheiden angaben, die dann im Jahre 1650 vom Brixner Weihbischof Jesse Perkhofer eingeweiht wurde. Kirchenpatronin war die heilige Maria von Loreto. Die Kapelle war nicht allzu groß und wies bald schon Baumängel auf, sodass 50 Jahre später an einen Neubau gedacht werden musste. Diesen Neubau organisierten und finanzierten die Gewerken (Unternehmer) des Kupferbergwerkes von Prettau, das damals seine höchste Blüte erreichte, sodass sie sich die anfallenden Ausgaben ohne weiteres leisten konnten. Der Bau wurde in Rekordzeit aufgeführt. Am 4. Mai 1704 schrieb der Pfarrer von Ahrn nach Brixen, er habe mit den Gewerken verhandelt und ihnen die Baulizenz erteilt. Am 29. September des gleichen Jahres weihte der Fürstbischof Kaspar Ignaz Graf Künigl die neue Kirche „ad honorem Beatae Mariae Virginis Lauretanae“. Zu weihen waren nur die zwei neuen Seitenaltäre, denn der schon konsekrierte Hauptaltar war erhalten geblieben. Einer der Seitenaltäre war dem hl. Franz von Assisi, dem hl. Antonius von Padua und Joseph dem Bekenner geweiht, der andere den heiligen Bergbaupatronen Florian, Daniel und Barbara.
Die neue Pfarrkirche Maria Hilf von Steinhaus
Das Bemühen der Steinhauser um eine größere Kirche zog sich über viele Jahrzehnte hin. Als im Jahre 1955 der aus Sand in Taufers stammende Ernst Wachtler die Erhebung der Kuratie Steinhaus zur Pfarrei erreichte, war das der erste Schritt zu einer neuen Kirche. Zunächst wurde 1959 die alte Kirche restauriert und 1970 der neue Friedhof eingeweiht. Die Pfarrkirche maria Hilf wurde am 17. Oktober 1993 unter Pfarrer Ernst Wachtler geweiht. Das Projekt für die neue Kirche entwarf Arch. Dr. Albert Colz. Die künstlerische Ausstattung schuf der Bildhauer Mag. art. Jakob Oberhollenzer aus St. Jakob. Die Kirche wurde Maria Hilf geweiht. Ihr Bild, eine gute Kopie eines Werkes von Lukas Cranach, hängt im Altarraum auf der Epistelseite. Die vier seitlich angebrachten Relieftafeln mit insgesamt fünfzehn Kreuzwegstationen schließen den Kirchenraum kreisförmig ein und bilden zusammen mit der Kreuzigungsgruppe über dem Hauptaltar eine Einheit. Die Tafeln sind aus Lindenholz geschnitzt und weiß gefasst.
Die Pfarrkirche zum heiligen Jakobus in St. Jakob
St. Jakob ist der zweite Ort des Ahrntales, in dem die Kirche den heiligen Jakobus als Kirchenpatron hat. Normalerweise sind Jakobuspatrozinien ein Indiz für eine sehr alte Kirche. Ob das auch in St. Jakob der Fall ist, ist fraglich, denn die Kirche auf dem Jakober Bühel dürfte immerhin ins 15. Jahrhundert zurückreichen. St. Jakob gehörte einst genauso zur einzigen Pfarre Ahrn wie die anderen Dörfer. Solange es in St. Jakob keine Kirche gab, mussten die Jakober sich zum sonntäglichen Gottesdienst nach St. Johann begeben. Danach kam der Pfarrer von Ahrn oder einer seiner Hilfspriester an bestimmten Sonn- und Feiertagen nach St. Jakob und las dort die Messe. Einen eigenen Priester bekam St. Jakob erst um 1700, zur ordentlichen Errichtung einer Kuratie kam es gar erst im Jahre 1726. Die heute bestehende Kirche dürfte auf etwa 1500 zurückgehen. Sie hat dann das Schicksal vieler Dorfkirchen erlitten. Als die Gotik vom Barock abgelöst wurde und die Kirchen mit den Spitzbögen aus der Mode kamen, wurde auch die Jakober Kirche zunächst ent- und dann allerdings um die Mitte des 19. Jahrhunderts regotisiert, was nicht mehr ganz gelang, weil, wie in vielen anderen gotischen Kirchen auch, im Rahmen der Barockisierung die Rippen des Netzgewölbes abgeschlagen wurden. Die Einrichtung der Kirche ist neugotisch, das Altarbild stellt das Martyrium des heiligen Jakobus dar und ist ein Werk des Malers Franz Hellweger aus St. Lorenzen. An der Jakober Kirche besticht vor allem die Lage mitten im Tal. Dass man für diesen Ort das Jakobspatrozinium wählte, verwundert nicht. Hier kamen all jene vorbei, die über die Jöcher des Ahrntales gingen, und der heilige Jakobus ist der Patron der Pilger und Reisenden. Die St. Jakobskirche in Santiago de Compostela im Nordwesten Spaniens gehört zu den berühmtesten Wallfahrtsorten überhaupt. Sie zog im Mittelalter mehr Pilger an als Rom oder Jerusalem. Zahlreiche Pilgerstraßen führten zu dem Ort, der von Kirchen, Kapellen und Hospizen gesäumt war. Jakobus gehört bis heute zu den am meisten verehrten Heiligen der katholischen Kirche. Ins Ahrntal passt er nicht nur als Pilgerpatron, sondern auch als von den Bergleuten ganz besonders verehrter Heiliger. Im Salzburgischen galt er als Patron der Goldsucher.
Die Pfarrkirche zum heiligen Petrus in St. Peter
Die Kirche von St. Peter liegt am Kofl in einer Lage, dass man von einer Aussichtsplattform sprechen kann, denn hier liegt einem das ganze Tal zu Füßen. Der Sage nach wollte man einst die Kirche gar nicht hier bauen, sondern herunten beim Grießerhof, wo der Weg zum Kofl anzusteigen beginnt. Die Kirche wäre dann leichter erreichbar gewesen, die Kirchleute hätten nicht den Kofel besteigen müssen. Aber auf wunderbare Weise erfuhren die Kirchenbauer, dass irgendjemand das nicht wollte. Als sich Zimmerer bei der Arbeit verletzten, trugen Vögel die blutigen Späne auf den Kofl, was man als Zeichen erkannte, dass Gott sein Haus oben auf dem Kofl wollte und nicht herunten im Tal. Man nimmt an, dass die erste Kirche von St. Peter noch im frühen 15. Jahrhundert erbaut wurde. Sie wurde aber dann noch zu Ende des gleichen Jahrhunderts abgerissen und durch die heute noch bestehende Kirche ersetzt. St. Peter war, wie St. Jakob auch, nach dem Kirchenbau noch Teil der Pfarre Ahrn. Der Pfarrer las an bestimmten Sonn- und Feiertagen in St. Jakob und an anderen in St. Peter die Messe. Ein alter Kirchenkalender aus dem Jahre 1608 bestätigt das. Als St. Jakob zur Kuratie erhoben wurde, verschob sich für die Bewohner von St. Peter der seelsorgliche Schwerpunkt von Ahrn dorthin. Es sieht so aus, als sei man in St. Peter gar nicht sosehr für einen eigenen Seelsorger gewesen, denn damit waren ja auch Spesen verbunden, so etwa der Bau eines Widums. So kam es im St. Peter erst in der josefinischen Zeit zur Einrichtung einer Lokalkaplanei (1786). Der erste Kaplan war ein ehemaliger Karmelit aus Lienz, der infolge der Aufhebung von Klöstern durch Josef II. sein Kloster verlassen musste und wahrscheinlich froh war, die Kaplanstelle in St. Peter zu bekommen. Die Kirche verdankt vieles von dem, was sie heute auszeichnet, der Restaurierung unter Kaplan Franz Haller (1869-1883), nachdem die unter seinem Vorgänger Jakob Vonklausner durchgeführte eher misslungen war. Kaplan Haller ließ die Seitenaltäre im Zopfstil wieder entfernen und vom Tischler Wirth in Egg bei Stilfes drei neugotische Altäre anfertigen. Die Reliefs für die Altäre und die Kanzel sind Werke des Grödner Schnitzers Johann Moroder. Die Malereien und die Altarfassungen stammen von Heinrich Kluibenschedl. Die alten wahrscheinlich bei der Restaurierung durch Jakob Vonklausner entfernten Tafelbilder der Kirche von St. Peter sind erhalten geblieben. Sie befinden sich teilweise in Steinhaus und teilweise in Uttenheim. Eines davon ist signiert, und zwar mit dem Namen Hans Schick und der Jahreszahl 1592. Wenn man sie betrachtet, bedauert man, dass sie je entfernt wurden, ihr natürlicher Realismus würde auch heute noch andachtsfördernd wirken (z. B. die Enthauptung des heiligen Paulus und die Kreuzigung des heiligen Petrus).
Die Pfarrkirche zum heiligen Valentin in Prettau
Prettau zog durch das Bergwerk, das seit etwa 1400 in Betrieb war, sehr viele Zuwanderer an, sodass sich die Bevölkerung im Laufe des 15. Jahrhunderts sehr stark vermehrte. Es gab in Prettau damals schon eine Kapelle, die dem heiligen Valentin geweiht war. Gerade dieses Valentinpatrozinium ist ein Beweis dafür, dass die Kapelle schon vor dem Aufkommen des Bergbaus bestand, denn der heilige Valentin ist ein Viehpatron und wurde vor allem gegen die „hinfallende Krankheit“ angerufen. Schon im 15. Jahrhundert war die Valentinkapelle zu klein, um alle Kirchgänger aufzunehmen, wenn der Pfarrer von Ahrn oder einer seiner Hilfspriester dort Messe las. So entschloss man sich zum Bau einer neuen Kirche, die dann im Jahre 1489 eingeweiht wurde. Damit hatte Prettau zwar eine den Ansprüchen genügende Kirche, aber noch keinen Geistlichen am Ort. Es war der Ahrner Pfarrer Hieronymus Schüssler, der den Prettauern bei der Errichtung einer Kaplanei zunächst alles eher als behilflich war. Es ging wohl, wie meist bei solchen Anlässen, um Einnahmen, die nicht mehr an die Pfarre flossen, wenn ein ständiger Geistlicher zu bezahlen war. 1567 wurde dann doch in Prettau eine Kuratie errichtet, nachdem die Bauern und die Bergwerksgewerkschaft sich verpflichtet hatten, diese zu finanzieren, was dann in mehr als ausreichendem Maße erfolgte. Architektonisch hebt sich die Kirche von anderen spätgotischen Dorfkirchen kaum ab. Das mit einem Tonnengewölbe eingedeckte Westjoch dürfte erst später angebaut worden sein. Die Einrichtung ist neugotisch, am Hochaltarbild, das den heiligen Valentin mit Landschaft und einer Viehherde darstellt, lobt Josef Weingartner die starke Komposition. Es ist ein Werk von Franz Sebald Unterberger. Zu den Bergbaupatronen zu rechnen sind die heilige Barbara und der heilige Wolfgang, der Schutzheilige der Holzarbeiter, die mit dem Bergbau eng verbunden waren. Zur Bergbauthematik zu rechnen sind auch ein Votivbild mit der Darstellung eines Lawinenabganges im Jahre 1747 und das von Josef Schöpf gemalte Votivbild mit dem heiligen Ignatius, das gestiftet wurde, als der Ignazstollen des Bergwerkes im Jahre 1804 auf Erz traf. In letzter Zeit sind einige Kunstwerke aus der Heilig-Geist-Kirche aus Sicherheitsgründen in die Pfarrkirche verlegt worden. Das auffälligste diesbezügliche Werk ist das große Votivbild, das 1698 gestiftet wurde, als der St.-Nikolaus-Herrenbau-Stollen auf Erz stieß. (RT)
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