Die Sensibilisierungskampagne „Spende Leben“ hat die Bereitschaft zur Organspende erhöht. 8609 Südtiroler sind heute als Organspender registriert.
Die sinkende Bereitschaft zur Organspende und die langen Wartelisten für ein Spenderorgan waren ausschlaggebend dafür, dass Gesundheitslandesrätin Martha Stocker im April 2015 gemeinsam mit dem Gemeindenverband die Sensibilisierungskampagne „Spende Leben“ gestartet hat. „Die Organspende ist eine Möglichkeit, über den eigenen Tod hinaus ein Zeichen der Nächstenliebe zu setzen“, sagte sie bei der Vorstellung der Kampagne und unterzeichnete gemeinsam mit Landeshauptmann Arno Kompatscher und Rodler Armin Zöggeler auch selbst eine entsprechende Willenserklärung.
Seither stieg die Zahl derer, die sich dazu bereit erklären, ein Organ zu spenden, kontinuierlich an. Insgesamt 8609 Menschen sind heute als Organspender registriert. „Großen Anteil an diesem Erfolg haben die Gemeinden“, zog Stocker anlässlich der heutigen Pressekonferenz (25. August) Bilanz. Mittlerweile ist es in 114 der 116 Gemeinden möglich, bei der Erneuerung des Personalausweises auch die Willenserklärung zur Organspende abzugeben. „Am Anfang mussten wir einige bürokratische und auch technische Hürden nehmen“, erklärte Gemeindeverbandspräsident Andreas Schatzer, mittlerweile aber sei das Projekt ein voller Erfolg. Beeindruckend sei in erster Linie die große Bereitschaft, Organe und damit Leben zu spenden. Fast 94 Prozent derer, die eine Erklärung abgeben, entscheiden sich dafür. „Sie sind es, die den Erfolg des Projekts ausmachen“, sagte Schatzer.
Südtirol ist Best-Practice-Modell
„Wir können in Südtirol durchaus von einem Best-Practice-Modell sprechen“, versicherte auch Alessandro Nanni Costa, Direktor des Nationalen Transplantationszentrums. Besonders hervor hob er die gute Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus Innsbruck, das auch Transplantationszentrum für Südtirol ist. In enger Zusammenarbeit sowohl mit den staatlichen Stellen in Rom als auch mit Innsbruck könne den Südtiroler Patienten die beste Versorgung geboten werden, unterstrich der Koordinator des Landeszentrums für Transplantation, Bruno Giacon. Im Jahr 2017 wurden in Innsbruck bisher 21 Organe an Südtiroler transplantiert, 25 Organe von Südtiroler Spendern konnten zur Verfügung gestellt werden. Vergleicht man diese Zahlen mit dem Ausgangspunkt im Jahr 2014, wird der Erfolg der Kampagne deutlich. Wichtig sei auch, dass die Angehörigen den Willen des Verstorbenen kennen und dementsprechend schnell entscheiden können, was mit den Organen passieren soll. „Sprechen wir über die Organspende. Sprechen wir darüber, damit wir diese Entscheidung treffen können“, appellierte in diesem Zusammenhang auch Kilian Bedin, Präsident der Sektion Bozen der nationalen Vereinigung für die freiwillige Organ- und Gewebespende AIDO.
Eine, die diese Entscheidung treffen musste, war Costanza Giatti. Vor etwas mehr als einem Jahr brach ihre Tochter im Fitnessstudio zusammen – und dann ging alles ganz schnell. 18 Stunden später mussten die Eltern über die Organentnahme entscheiden. „Der erste Impuls war, nein zu sagen“, erklärte Giatti heute. Schon die Frage war mehr, als sie ertragen konnte. Dann aber hatte sie das Gefühl, Leben schenken zu können. „Es ist nicht so, dass ich nicht leide“, sagte sie, „aber der Tod meiner Tochter war auch ein Anfang für andere Menschen.“ Derzeit stehen etwa 45 Südtiroler auf der Warteliste für ein Spenderorgan. Diese Zahl sei stabil, erklärte Giacon. Bis vor etwas mehr als einem Jahr stand auch Roland Wasserer auf dieser Liste. Vor rund 20 Jahren hatte der heute 45-Jährige die Diagnose bekommen, dass er an einer unheilbaren Herzerkrankung leidet. Im Jahr 2015 teilten ihm seine Ärzte dann mit, dass eine Transplatation seine letzte Chance war. Mehr als 200 Tage stand er daraufhin auf der Warteliste, dann, es war mitten in der Nacht, der Anruf aus Innsbruck: Wir haben ein Herz für Sie. „Sie können sich nicht vorstellen, was in einem Menschen da vorgeht“, erklärte er heute, „bei einer Herztransplantation gibt es keinen Plan B.“ Mittlerweile führt Wasserer wieder ein ganz normales Leben mit seiner Familie. „Ich kann mit meinen Kindern leben und sie aufwachsen sehen, weil ein Mensch ‚ja‘ gesagt hat“, sagte er abschließend. (ep)
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