Ausgebildete Theaterpädagogen halten eine Vielzahl an Angeboten für die Schulen bereit und stärken damit die Kompetenzen der Schüler auf verschiedenen Ebenen.
Theaterpädagogische Methoden eröffnen im Unterricht zahlreiche Möglichkeiten und dienen etwa der Stärkung der Kommunikations- und Kooperationskompetenz, wirken sich positiv auf den Spracherwerb aus, ermöglichen emotionale Bildung und reichen in die Bereiche der Gesundheitsförderung, Bewegung und Sport hinein. Bildungslandesrat Philipp Achammer hat heute (4. September) bei einer Pressekonferenz an der Mittelschule „Josef von Aufschnaiter“ in Bozen vorgestellt, was es mit der Initiative „Schule braucht Theater“ auf sich hat. Achammer wies darauf hin, dass die Schule auf eine Vielzahl von Anforderungen eine Antwort bieten müsse. „Bei der Theaterpädagogik geht es nicht in erster Linie um die Aufführung, sondern vielmehr um die Stärkung von sozialen und personalen Kompetenzen„, betonte er, „denn die Schule muss auch Raum für Kreativität bieten.“ Dadurch sei es möglich, die Schätze, die in den Kindern und Jugendlichen verborgen sind, ans Tageslicht zu bringen, erklärte der Landesrat. Beatrix Christanell vom Bereich Innovation und Beratung im Deutschen Bildungsressort ging auf die Geschichte und Organisation der Theaterpädagogik an den Schulen ein und wies darauf hin, dass durch dieses Angebot ein handlungsorientierter Zugang zur Literatur ermöglicht wird. Sie berichtete, dass dank der Unterstützung durch das Land in diesem Jahr etwa 40 Projekte finanziert werden. Schulen können sich noch bis zum 30. September für die Angebote anmelden. „Für mich ging ein Traum in Erfüllung“, räumte die Meraner Theaterpädagogin Christine Perri ein, die bereits seit zwölf Jahren in diesem Bereich arbeitet. „Ich staune immer wieder, was Theaterpädagogik mit den Schülern macht“, sagte sie und bestätigte, dass die Schüler immer sehr motiviert seien. „Besonders wichtig ist der sozialdynamische Aspekt, und meist kommen die Schüler nach dieser Erfahrung besser miteinander aus“, stellte sie fest. Außerdem konnte sie beobachten, dass gerade Schüler mit Migrationshintergrund von der sprachlichen Arbeit besonders profitieren. Helmut Burger vom Südtiroler Theaterverband gab zu bedenken, dass Kinder meist in der Schule erstmals mit Theater in Kontakt kommen. „Wir als Theaterverband definieren uns über verschiedene Bereich wie das Kindertheater, das Seniorentheater und das Erwachsenentheater. Durch die Theaterpädagogik befruchten sich diese Bereiche gegenseitig“, stellte er fest.
„Nicht nur Schule braucht Theater, sondern auch das Theater braucht die Schule“, gab abschließend Schuldirektorin Ingrid Pertoll zu verstehen, denn an den Schulen könne die Freude am Theater geweckt werden. Sie verglich dies mit einem Samenkorn, das aufgehen und sich zu einer Sonnenblume entwickeln kann.
Zur Entstehungsgeschichte
In den vergangenen 20 Jahren haben in Südtirol mehrere anspruchsvolle Ausbildungslehrgänge für Theaterpädagogen (organisiert vom Bereich Innovation und Beratung in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Theaterverband und dem Amt für Weiterbildung des Landes) stattgefunden, aus denen gut ausgebildete Theaterpädagogen hervorgegangen sind. Aktuell bietet der Bereich Innovation und Beratung einen zweistufigen Ausbildungslehrgang an, der im ersten Teil eine Grundausbildung garantiert, die für theaterpädagogische Möglichkeiten sensibilisiert, und ein Vertiefungsangebot für Interessierte, die professioneller in die Theaterarbeit an Schulen einsteigen möchten.
Die Initiative „Schule braucht Theater“ ist entstanden, um den Experten in diesem Bereich ein Netzwerk zu bieten, das ihre Arbeit sichtbarer macht und den Schulen einen einfachen Zugriff auf die einzelnen Angebote verschafft. Eine finanzielle Unterstützung der Abteilung Deutsche Kultur ermöglicht nun, dass im Laufe von drei Jahren alle interessierten Schulen im Land die Chance bekommen, mit einem erfahrenen Theaterpädagogen zusammenzuarbeiten und dabei die Bedeutung theaterpädagogischer Methoden im Unterricht kennenzulernen.
Zielsetzung der Initiative
Die Initiative verfolgt das Ziel, die personalen und sozialen Kompetenzen der Schüler zu stärken. Im darstellenden Spiel lernen die jungen Menschen, Beobachtungen und Gefühle mitzuteilen, die eigene und fremde Rollen in verschiedenen Konstellationen wahrzunehmen und zu reflektieren, selbstbewusst zu agieren und sich Neues zuzutrauen. Im Bereich Auftritts- und Ausdruckskompetenz wird dem freien Sprechen vor Publikum ein „natürlicher“ Raum gegeben, die Ausdrucksmöglichkeiten der eigenen Stimme können erprobt und körpersprachliche Signale wahrgenommen und interpretiert werden. Im Umgang mit literarischen Texten wird dem darstellenden Zugang (vom Vorlesen bis zur Inszenierung auf der Bühne) der Vorzug gegeben gegenüber dem stillen Lesen im Kämmerlein mit anschließendem Deutungsgespräch bzw. analysierender Interpretation. Nicht die große Theateraufführung steht also im Mittelpunkt, sondern das Instrumentarium der Theaterpädagogik, das beim Ausbau grundlegender Kompetenzen hilfreich sein kann. Zu diesem Zweck sind von Theaterpädagogen zwölf Angebote erarbeitet worden, die den Schulen zur Auswahl stehen. Seit 1. September sind diese Angebote über die Plattform www.blikk.it/schule-braucht-theater online einsehbar. Interessierte Schulen können sich auf ihrer Bezirksseite für ein Angebot vormerken. Eine Kommission wird die Anfragen sichten und nach festgelegten Kriterien die Zuweisung vornehmen. Über einen Fragebogen werden die Erfahrungen ausgewertet und – falls Interesse besteht – im Jahr darauf Bezirksfortbildungen zu theaterpädagogische Methoden angeboten. Am 9. Februar 2018 widmet sich die Tagung „Theater und Schule – Theater im Unterricht“ diesem Thema und zeigt am Beispiel einzelner Schulen auf, welchen Mehrwert Theaterpädagogik im Unterricht und im Schulalltag darstellen kann. (me)
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