Schloss Rodenegg: Restaurierte Kapelle und Freskenschatz vorgestellt

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Schloss Rodenegg: Restaurierte Kapelle und Freskenschatz vorgestellt

Das Amt für Bau- und Kunstdenkmäler hat die romanische Burgkapelle von Rodenegg über mehrere Jahre restauriert. Gestern wurde die „neue“ Kapelle vorgestellt.

„Mit der heutigen Vorstellung des bedeutenden Neufundes in der alten Kapelle erhält Schloss Rodenegg einen weiteren Schatz zusätzlich zu den vielen Schätzen, die man hier findet, der auch internationale Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird“, freute sich Landesrat Florian Mussner bei der gestrigen (10. September) Vorstellung und dankte dem Landesamt für Bau- und Kunstdenkmäler sowie den gräflichen Familien Thurn und Taxis und Wolkenstein-Rodenegg für die Bewahrung der wertvollen Kunstschätze als wichtige Aufgabe für die Zukunft.
Die Burg Rodenegg beherbergt das europaweit älteste erhaltene Zeugnis ritterlich höfischer Wandmalerei im deutschsprachigen Raum – den Freskenzyklus zum Ywein-Roman des Hartmann von der Aue aus dem frühen 13. Jh. Mit der abgeschlossenen Restaurierung der bislang nicht bekannten romanischen Burgkapelle von Seiten des Amtes für Bau- und Kunstdenkmäler wird der Öffentlichkeit nun ein bedeutendes Zeugnis der romanischen Wandmalereiproduktion des ersten Viertels des 13. Jh. zugänglich, das Kunst- und Burgengeschichte schreibt und die Forschung um ein wichtiges Werk bereichert. Die Direktorin des Amtes für Bau- und Kunstdenkmäler, Waltraud Kofler Engl, gab bei der Präsentation der wiederentdeckten und restaureirten Burgkapelle eine kunsthistorische Einführung und führte durch die Kapelle.
Die mittelalterliche Burgkapelle an der Ostseite der Burg, die älter als die Wandmalereien ist und laut Baubefund bereits vor Errichtung der Burg (um 1140) bestand, wurde um 1580 aufgelassen und von Befestigungsmauern und einem barocken Gewölbe verbaut. 1996 hat man bei Grabungsarbeiten in der vorgelagerten Bastion die Mauern der abgebrochenen Apsis mit romanischen Freskenfragmenten und der gemauerten Altarmensa wiederentdeckt. 2007 gab der damalige Landeskonservator Helmut Stampfer einen ersten Auftrag für die aufwändige Herausnahme der Vermauerungen und das Absenken auf das ursprüngliche Bodenniveau, um die Wandmalereien an der Triumphbogenwand, der Nord- und Südwand wieder sichtbar zu machen. In der Folge wurde die abgebrochene Rundapsis auf den noch vorhandenen Mauern rekonstruiert, die Wandmalereien, die nicht übertüncht waren, sondern lediglich durch Mörtelreste verunreinigt, gereinigt und restauriert.
Die Arbeiten, die sich aufgrund der räumlichen Rekonstruktion über mehrere Jahre hinzogen, schließen die unter Nicolò Rasmo in den Jahren 1972/73 begonnene Suche nach dem mittelalterlichen Bestand der im 16. Jahrhundert massiv umgebauten Burgkapelle Rodenegg ab.
Der Malereifund zeichnet sich durch eine außergewöhnlich gute Freskotechnik und die Verwendung des teuren Lapislazuli aus und ist in das zweite Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts zu datieren. Er stammt mit Sicherheit von einer anderen Malerhand als der in etwa zeitgleich entstandene Ywein-Zyklus. In der Apsidenwölbung hat sich das Fragment des Christus in der Mandorla erhalten, rechts davon eine dicht gedrängte Gruppe von Heiligen mit Musikinstrumenten, Märtyrerpalmen und zwei Apostel. An der von einem Palmettenfries gerahmten Triumphbogenwand sind unter einem Wolkenband Cherubine und Seraphine zu sehen mit einer darüber liegenden lateinischen Inschrift aus dem Te Deum laudeamus („Die Engel rufen mit nie endender Stimme, heilig, heilig, heilig“). Das Thema des Lobgesangs der himmlischen Heerscharen, der Apostel, Propheten, Märtyrer, der ganzen Kirche hat für die Apsisbemalung zentrale programmatische Bedeutung. Die am besten erhaltenen Partien befinden sich im oberen Register der südlichen Langhauswand mit der Mantelspende des heiligen Martin aus einem ehemals größeren Martinszyklus. Von hoher Qualität und Ausdruckskraft ist die muskulöse männliche Figur mit gezopftem Barthaar in der Sockelzone, die in gebeugter Haltung nach dem Vorbild des mythologischen Riesen Atlas die Last des Himmelsgewölbes trägt. An der Nordwand ist von der großformatigen Szene unter einer Rundbogenarchitektur nur eine Frauenfigur geblieben. Wahrscheinlich ist sie Teil einer Nikolausszene, worauf die darunterliegende Bildszene, welche auf die Besänftigung des Seesturms durch den Titelheiligen Nikolaus hinweist, schließen lässt. Gegen Westen ist die Bemalung der Langhauswände verloren. Die Restaurierungsarbeiten wurden vollständig vom Amt für Bau- und Kunstdenkmäler der Abteilung Denkmalpflege finanziert. Die ausgegebene Summe von 154.000 Euro verteilt sich zu 47.000 Euro auf die Bauarbeiten, 90.000 Euro auf die Freilegung, Konsolidierung und Restaurierung der Wandmalereien und 17.000 Euro auf Bauforschung, die Vermessung, Planung, technische Spesen und Beleuchtung. Burg Rodenegg ist im Besitz der gräflichen Familien Thurn und Taxis und Wolkenstein-Rodenegg und kann bis 1. November täglich außer samstags im Rahmen von Führungen um 11.30 und 14.30 Uhr besichtigt werden. Anmeldung unter Tel. 328 1651332 oder per E-Mail an schloss.rodenegg@gmail.com.

(LPA)