Der alte Ansitz aus dem 17. Jahrhundert in der Brunecker Oberstadt, rechts von der Pfarrkirche, ist seit langem ein städtisches Kulturzentrum. Seit dem Frühjahr 1985 ist in dem ehrwürdigen Gebäude die Musikschule von Bruneck untergebracht, welche kurzfristig ausgelagert war, da der in die Jahre gekommene Ansitz, umgebaut und erweitert wurde. Nun, nach dem Umbau und der Erweiterung präsentiert sich das Ragenhaus hell, mit reduzierter Materialwahl und versteckten technische Raffinessen. Seit dem heurigen Jänner herrscht im Ragenhaus auch wieder Musikschulbetrieb.
Die Musikschule Bruneck im Ragenhaus in der Oberstadt kannte seit Jahren aufgrund der hohen Schüleranzahl Platzprobleme, sodass einige Klassen in anderen Gebäuden provisorisch untergebracht werden mussten. Um der prekären Raumsituation Herr zu werden, hat die Stadtgemeinde Bruneck entschieden, das Ragenhaus durch einen Zubau zu erweitern und einige Sanierungsarbeiten am bestehenden Gebäude vorzunehmen.
Die jüngste Baugeschichte
Bereits Frühjahr 2012 ist für das Projekt, das die Sanierung des Ragenhauses und einen Zubau im Osten beinhalten sollte, ein Planungswettbewerb ausgerufen worden, an dem 267 Architektenbüros aus ganz Europa teilgenommen haben. Aus den zugelassenen 259 Referenzprojekten hat die Wettbewerbsjury zehn ausgewählt. Gewonnen hatte den Wettbewerb das Planungsteam EBV Estudio Barozzi Veiga s.l.p. aus Barcelona. Vor allem die zurückhaltende Gestaltung des Erweiterungsbaues, welche den Vorgaben von Ensemble- und Denkmalschutz bestens entsprach, überzeugte die Jury, genauso wie seine Einfachheit, die auf günstige Einrichts- und Wartungskosten schließen ließ. Das Ingenieurteam Bergmeister aus Vahrn übernahm die Fachbauleitung. Ab August 2015 arbeiteten an die 40 Firmen sowohl an der Sanierung des Ragenhauses als auch am angeschlossenen Neubau. Die Baukosten für beide Baukörper betrugen 10,5 Millionen Euro. Darin enthalten waren auch die aufwändige technische Ausstattung, welche die Mehrfachnutzung der Gebäude als Musikschule und als Veranstaltungsort für Kulturevents notwendig macht. Mit dem Bauende der Sanierung des Ragenhauses rechnete man mit Ende 2016. Das Bauende für den Neubau war mit Herbst 2017 festgelegt.
Musikschulbetrieb ausgelagert
Die Bauarbeiten stellten den Musikschulbetrieb auf eine harte Probe. Sowohl Schul- wie Unterrichtspersonal und sämtliche Musikschüler/innen sahen sich vor der Tatsache des Umzugs gestellt, da während der Bauarbeiten der Musikunterricht in verschiedenen Ausweichräumen abgehalten werde musst: Im ehemaligen Schülerheim Waldheim waren die meisten Musikschuleinheiten untergebracht, aber auch in einem Fertighaus in der Josef-Ferrari-Straße und im Innerhofer-Gebäude in der Alpini-Straße. Nach anfänglichen Bedenken hatte man sich aber schließlich schnell mit der neuen Situation arrangiert, und man begann die etwa im Schülerheim Waldheim vorgefundenen großzügigeren Räumlichkeiten zu schätzen. Für die Schülerbeförderung hatte die Stadtgemeinde eine eigene Citybus-Linie eingerichtet, sodass die effiziente und schnelle Anbindung an den Tschurtschenthaler Park ebenso auf viel Zustimmung stoß. Nichtsdestotrotz fieberte man der Fertigstellung des Ragenhauses entgegen. Im letzten Dezember konnten dann bereits wieder die Umzugskartons gepackt werden, da die Räumlichkeiten im sanierten Ragenhaus bereits bezugsfertig waren. Mit der Abhaltung des Musikunterrichts konnte sodann mit Jänner 2017 begonnen werden.
Akustisch und optisch – ein Ort des angenehmen Arbeitens
Seit dem 23. Jänner herrscht im Ragenhaus wieder Musikschulbetrieb. Das Arbeiten in den neu gestalteten Räumen sei überaus angenehm, so das Feedback, das Sigisbert Mutschlechner, Leiter der Musikschule, im Laufe der ersten Woche bekommen hat. Schon allein das Betreten des Innenhofes, dem Herzstück des Ragenhauses, ist ein ganz besonderes Erlebnis. Ganz in Weiß gehalten, mit viel Tageslicht, das von der Lamellendecke den Raum durchflutet, präsentiert er sich trotz seines beachtlichen Volumens sehr leicht. Eine nicht zu unterschätzende Herausforderung stellten die denkmaltechnischen Auflagen im Ragenhaus dar, die es beim Umbau zu berücksichtigen galt, berichtet Architekt Manuel Schimko vom Ingenieurbüro Bergmeister. Der Spagat zwischen Erhaltung des Alten und Schaffung von zeitgemäßen Unterrichtsräumen und Sälen sei gelungen. So sei beispielsweise das Geländer des Innenhofs mit Absorbern ausgestattet, welche die Akustik wesentlich verbesserten. Dasselbe gelte für die Alu-Lamellen an der Decke. Die Unterrichtsräume wurden mit Doppeltüren versehen. Auch an die Reinigung und Pflege wurde gedacht. Während in den Unterrichtsräumen Holzböden verlegt wurden, die mit Hausschuhen betreten werden, hat das restliche Gebäude einen pflegeleichten, geschliffenen Estrichboden bekommen. Das Glasdach ist zu Reinigungszwecken begehbar. Die Lamellen können mit einer integrierten Staubsaugeranlage gereinigt werden.
Ein Blick auf den Neubau
Die Verwaltungsräume übersiedelten im Herbst 2017 in den Neubau. Dort entstand auch ein Auditorium. Somit wird die Musikschule mit dem Innenhof des Ragenhauses und dem kleinen Konzertsaal drei Veranstaltungssäle zur Verfügung haben, was ausreichend Kapazität für die ca. 200 jährlichen Eigenveranstaltungen bedeutet. Seit diesem Herbst steht das Ragenhaus auch wieder für Kulturveranstaltungen und Ausstellungen zur Verfügung.
Es gibt derzeit keine bevorstehenden Veranstaltungen.