Mit einem gemeinsamen Strategiepapier arbeitet die Euregio in punkto Verkehr auf der Brennerachse weiter. Ziel ist ein nachhaltiges Verkehrsmanagement.
Über 2,2 Millionen Lkws rollen jährlich über den Brenner. Die Belastungsgrenzen für Menschen und Infrastruktur sind erreicht. Südtirol, Tirol und Trentino bündeln nun ihre Kräfte und wollen Maßnahmen für ein effizientes Verkehrsmanagement auf der Brennerachse mit weniger Umwegverkehr, mehr Verkehrssicherheit und Verlagerung des Schwerverkehrs auf die Schiene auf den Weg bringen. Ein gemeinsames Strategiepapier für die kohärente und nachhaltige Verkehrspolitik auf der Brennerachse haben die drei Landeshauptleute Arno Kompatscher, Günther Platter (Tirol) und Ugo Rossi (Trentino) heute, 15. Jänner, bei der 16. Euregio-Vorstandssitzung im NOI TechPark in Bozen beschlossen. Beim technischen Treffen waren auch die zuständigen Landesräte Florian Mussner, Ingrid Felipe (Tirol) und Mauro Gilmozzi (Trentino) mit dabei.
Brennerautobahn, Umwegverkehr und Verlagerung
„Gerade jetzt ist der richtige Zeitpunkt für das gemeinsame Strategiepapier“, waren sich die Landeshauptleute einig. Zum einen sei Einigkeit in Hinsicht auf den Verkehrsgipfel am 5. Februar in München mit den Verkehrsministern von Deutschland, Italien und Österreich gefragt und zum anderen biete die geplante Führung der A22 durch eine öffentliche In-House-Gesellschaft die Möglichkeit, konkrete Maßnahmen nicht nur zu planen, sondern auch umzusetzen, erläuterte Euregio-Präsident Kompatscher. Es könne nicht sein, dass der Brennerkorridor die günstigste Route ist. Der Transit-Umwegverkehr sei dringend einzuschränken und der verbleibende Schwerverkehr müsse stärker von der Autobahn auf die Schiene verlagert werden. „Es ist unser gemeinsames Ziel in der Euregio, den Modal Split, also das Verhältnis zwischen Güterverkehr auf der Straße und Güterverkehr auf der Schiene, welcher aktuell bei 71 zu 29 Prozent liegt, bis 2027 auf ein ausgeglichenes Verhältnis und bis 2035 mit dem BBT in ein umgekehrtes Verhältnis zur Ausgangslage zu bringen“, so Euregio-Präsident Arno Kompatscher. Die Maßnahmen zielen laut Kompatscher auf mehr Lebensqualität entlang der Brennerroute, saubere Umwelt und sichere Verkehrsinfrastrukturen ab. Durch eine höhere Maut für Schwerverkehr werde die Schiene interessanter, so der Euregio-Präsident. Zudem seien Filter- und Dosiersysteme sowie ein einheitliches Monitoring mit dem Ziel, Obergrenzen zu prüfen und festzulegen, wichtig, sagte Kompatscher. Er unterstrich, dass das volle Potential für die Verlagerung erst mit der Realisierung des Brennerbasistunnels samt Zulaufstrecken erreicht werde. Gerade bei solch schwierigen Themen brauche es eine gemeinsame Strategie um auf höherer Ebene weiter zu kommen, hob auch der Tiroler Landeshauptmann Platter hervor. Es sei wichtig, an bestimmten Tagen gut abgestimmt, Blockabfertigungen zu machen, um die Versorgungssicherheit und flüssigen Verkehr zu ermöglichen, sagte Platter und verwies darauf, dass es Einigung hinsichtlich der Korridormaut gebe. Als bedeutenden Punkt nannte er auch die Rollende Landstraße (RoLa) für die es eine Harmonisierung und technische Eingriffe an den Terminals in Regensburg, Trient und Verona für noch effizienteres Umladen brauche.
Heute werde eine wichtige Seite gemeinsamer Euregio-Politik geschrieben und dasnun genehmigte gemeinsame Strategiepapier sei ein wichtiges Zeichen dafür, wie gemeinsam gearbeitet werde, um wichtige Ziele zu erreichen, und zwar mit Sensibilität für die Belange aller drei Länder, unterstrich der Trentiner Landeshauptmann Rossi. Da das Thema, so Rossi, in einen größeren Kontext falle und das Gebiet zwischen Verona und München und somit die alpine Makroregion und Europa betreffe, sei die Einigkeit der Länder umso mehr gefragt.
Das Strategiepapier: Nachhaltiges Mobilitätsmanagement
Mit der „Euregio-Strategie zur Verkehrsverlagerung: Strategische Ziele für eine gemeinsame, kohärente und nachhaltige Verkehrspolitik auf der Brennerachse“ will die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino außerdem das Verkehrsmonitoring (iMonitraf) weiterführen und so prüfen, ob eine mögliche Lkw-Obergrenze bis 2020 sinnvoll und machbar ist. Um die Leichtigkeit, Flüssigkeit und Sicherheit im Straßenverkehr und insbesondere im gesamten Verkehrskorridor (A 12, A 13 und A 22) zu gewährleisten und die Versorgungssicherheit aufrecht zu erhalten, sind auch kurzfristige Maßnahmen enthalten, wie Kontrollstellen für LKW für die gesetzeskonforme Verkehrsabwicklung -dosierung. Ebenfalls vorangetrieben werden soll der Einsatz von geräuscharmem Zugrollmaterial.
Video 16. Euregio-Vorstandssitzung
Video Technischer Tisch zur Euregio-Strategie
Video Pressekonferenz
Interview Kompatscher
Interview Rossi (ital.)
Interview Platter
Interview EVTZ-Generalsekretär Christoph von Ach
O-Töne Kompatscher, Rossi, Platter, von Ach (mp3)
(SAN)
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