SEXTEN – Mit Januar hätte die von der Sozialgenossenschaft „Die Kinderfreunde Südtirol“ geführte Kleinkindertagesstätte in der Gemeinde Sexten ihre Tore öffnen sollen. Die Räumlichkeiten stehen bereit, an Bedarf mangelt es nicht, wohl aber an pädagogischen Fachkräften für die Betreuung der Kleinkinder. Die Inbetriebnahme musste verschoben werden.
„Laut Landesgesetz sind unsere Gemeinden verpflichtet, bei Bedarf die Betreuung der Kleinkinder zu gewährleisten, auch um der Forderung nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf für die in der Gemeinde ansässigen Familien zu entsprechen. Mit einer Umfrage hatte man für Sexten einen Bedarf an zwölf Kita-Plätzen ermittelt, und so war die Gemeinde an uns Kinderfreunde herangetreten mit der Bitte, bei der Realisierung einer Kita behilflich zu sein. Das war im Februar 2017“, erinnert sich Hildegard Felder, Geschäftsführerin und Vizeobfrau der Sozialgenossenschaft „Die Kinderfreunde Südtirol“. Gemeinsam habe man geeignete Räumlichkeiten ausfindig gemacht, und mit den nötigen Umbauarbeiten wurde begonnen. Die Eröffnung der neuen Kleinkindertagesstätte war auf den 20. Januar fixiert, aber nun, so die Geschäftsführerin: „Mussten wir diesen Termin auf unbestimmte Zeit verschieben, weil das für Kitas gesetzlich vorgeschriebene pädagogische Fachpersonal fehlt.“
GESETZLICHER SCHLÜSSEL
„Der gesetzliche Betreuungsschlüssel im Bereich der Kinderbetreuung sieht vor, dass auf fünf Kleinkinder ein/e Betreuer/in mit entsprechender pädagogischer Ausbildung kommen muss. Für unsere neue Kita in Sexten hat man einen Bedarf von zwölf Plätzen pro Tag ausgemacht, diese Plätze können auch unter mehr als zwölf Kindern aufgeteilt werden, das hängt von deren Anwesenheitszeit ab. Allerdings können immer zwölf Kinder in der Kita sein, und das bedeutet, dass wir neben einer Kinderbetreuung ohne entsprechende Ausbildung, etwa eine Tagesmutter, zwei Betreuer/innen brauchen, die nach der Matura den einjährigen Lehrgang zur Kinderbetreuung in Bozen absolviert haben“, konstatiert Felder, „bisher ist für die Struktur in Sexten noch keine einzige Bewerbung mit dem geforderten Berufsbild eingegangen.“
EIN PUSTERTALER PROBLEM
In der westlichen Landeshälfte, weiß Felder, kenne man diesen Mangel in der Kleinkinderbetreuung nicht. „In der Meraner Gegend, im Vinschgau, ja sogar im Brixner Raum kann man unter dem pädagogischen Fachpersonal wählen. Nur bei uns im Pustertal haben wir überall, auch in unseren Einrichtungen in Bruneck, mit Engpässen zu kämpfen und im Oberpustertal ist die Lage noch kritischer. Die Wenigen, die sich für dieses Berufsbild entscheiden, arbeiten grundsätzlich vermehrt in der Hotellerie mit entsprechendem Kinderbetreuungsangebot, wo im Prinzip keine Ausbildung Voraussetzung ist. Und man muss zugeben: Gemessen an der Verantwortung, die man als pädagogische Fachkraft bei der privaten Kleinkinderbetreuung übernehmen muss, ist die Bezahlung eher gering. Und da wir keine öffentlich geführte Struktur sind, werden unserem Personal auch nicht die Annehmlichkeiten der Landesbediensteten zuteil. Die zuständige Landesrätin ist über unsere Situation informiert. Sie hat zugesagt, gemeinsam mit uns und der Gemeinde eine Lösung zu finden.“ (SP)
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