Integrierter neben biologischem Anbau: Für ein gelingendes Auskommen haben Vertreter der verschiedenen Anbauweisen in dieser Woche ein Abkommen unterzeichnet.
Der Verband der Vinschgauer Produzenten für Obst und Gemüse VI.P, die drei Bioverbände – Bioland Südtirol, Bund Alternativer Anbauer und die Arbeitsgemeinschaft für die Biologisch–Dynamische Wirtschaftsweise -, der Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau und das Versuchszentrum Laimburg: Alle haben mit Agrarlandesrat Arnold Schuler eine Rahmenvereinbarung von Maßnahmen im Grenzbereich zwischen biologisch bewirtschafteten Grünland-, Acker-, Beeren- und Gemüseanbauflächen und integriert bewirtschafteten Obstflächen als Raumkulturen unterzeichnet. „Ziel dieses Abkommens ist es, die Abdrift auf biologisch bewirtschaftete Flächen im Vinschgau zu vermeiden“, erklärt VI.P-Obmann Thomas Oberhofer. Als Abdrift wird der Anteil der ausgebrachten Pflanzenschutzmittelmenge bezeichnet, der während der Applikation nicht innerhalb des behandelten Bereichs angelagert wird.
Abdriftarme Technik und persönliche Absprachen
Bei den Behandlungen mit Pflanzenschutzmitteln in den integriert bewirtschafteten Obstflächen, die an biologisch bewirtschaftete Futter-, Gemüse-, Getreide-, Beeren- oder Kräuteranbauflächen grenzen, muss ein Sprühgerät mit einem Abdeckblech eingesetzt werden, und auf allen Düsenpositionen müssen Injektor-Flachstrahldüsen verwendet werden, mit denen die Abdrift vermindert wird. Bauern mit direkt aneinander angrenzenden Flächen unterzeichnen außerdem eine persönliche Vereinbarung. Zudem besteht eine Verpflichtung zur gemeinsamen Absprache einige Wochen vor der Ernte – etwa vor dem Mähen von Gras – auf den Bioflächen, um den Anwendern der integriert bewirtschafteten Obstflächen die Möglichkeit zu geben, auf die Ausbringung von biologischen Pflanzenschutzmitteln umzusteigen oder in dieser Zeit auf die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln vollständig zu verzichten bzw. die notwendigen Pflanzenschutzmaßnahmen optimal zu planen. „Wir haben“, unterstreicht Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler, „eine gute Form des Neben- und Miteinanders zwischen dem Bio-Anbau und dem Integrierten Obstanbau gefunden. Ein respektvoller Umgang miteinander ist dabei die Basis.“ Ein „friedliches Nebeneinander“ der verschiedenen Bewirtschaftungsweisen sei sehr wichtig, hebt er hervor. Und dazu leiste dieses Abkommen seinen Beitrag. Es gilt vorerst für ein Jahr und soll in Zukunft in eine mehrjährige Vereinbarung umgewandelt werden.
Südtirol führend bei Integrierter Produktionsweise
Integrierte Produktion bezeichnet „ein landwirtschaftliches Produktionssystem für Lebensmittel, bei dem natürliche Ressourcen geschont und Hilfsmittel wie Dünger und Pflanzenschutzmittel bedacht eingesetzt werden“, erklärt Manuel Santer, Obmann des Südtiroler Beratungsrings für Obst- und Weinbau. Zudem werden Methoden und Bewirtschaftungsmaßnahmen wie Sortenwahl, Fruchtfolge, Anbautechnik angewandt, die möglichst geringe Auswirkungen auf die Umwelt haben. Der Südtiroler Beratungsring unterstützt sowohl die integriert wie auch die biologisch wirtschaftenden Bauern bei ihrer Arbeit im Feld.
In Südtirol wurde – als eine der ersten Regionen Europas – die Integrierte Produktion bereits im Jahr 1988 eingeführt. Somit nimmt Südtirol bei dieser Bewirtschaftungsweise eine Vorreiterrolle ein.
Kleinstrukturiert und streng kontrolliert
Mehr als die Hälfte der rund 20.000 land- und forstwirtschaftlichen Betriebe Südtirols ist kleiner als fünf Hektar, ein Fünftel bewirtschaftet sogar nur eine Fläche unter einem Hektar. Im internationalen Vergleich ist die Südtiroler Landwirtschaft sehr klein strukturiert und wird auf kleinsten Flächen betrieben.
In Italien gelten für biologisch wirtschaftende Betriebe sehr strenge Grenzwerte. Wenn ein Lebensmittel in Italien als „biologisch produziert“ eingestuft werden soll, zählt nicht nur die Wirtschaftsweise. Bei Bio-Produkten oder biologischen Futtermitteln dürfen die Rückstände von konventionellen Betriebsmitteln den Grenzwert von 0,01 Milligramm pro Kilogramm nicht überschreiten.
Verbesserungsvorschläge vom Versuchszentrum
Trotz dieser strengen Vorschriften entwickelt sich die Produktion von biologischen Lebensmitteln in Südtirol gut. Allein die biologisch bewirtschaftete Kernobstfläche beträgt mittlerweile 10,5 Prozent der Gesamtfläche von 18.522 Hektar. Im Kernobstbereich wurden bereits vor einigen Jahren Maßnahmen gegen die direkte Abdrift gemeinsam mit dem integrierten Obstbau definiert. Auf Grundlage wissenschaftlicher Daten wurde nun auch für die Flächenkulturen eine Regelung gefunden. Aufgabe des Versuchszentrums Laimburg ist es, Lösungen für die Praxis auf Basis von soliden wissenschaftlichen Daten zu erarbeiten. „Als wissenschaftlicher Partner dieses Abkommens überprüfen wir die Wirksamkeit der getroffenen Vereinbarungen und leiten aus den erhobenen Daten Jahr für Jahr Verbesserungsvorschläge für die Zukunft ab“, erläutert der Direktor des Versuchszentrums Laimburg Michael Oberhuber.
Dieses Abkommen, sind sich die Vertreter der Bio-Verbände einig, „ist eine wichtige Grundlage für ein funktionierendes Nebeneinander der biologischen und der integrierten Wirtschaftsweise“. (mac)
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