Stephanie Laner aus Olang.

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Stephanie Laner aus Olang.

„Tiere sind für uns Menschen die treuesten Begleiter.“

Ihre Hände sind zart, feingliedrig und wirken zerbrechlich wie Porzellan. Und doch vermag aus ihnen eine starke Heilkraft auszugehen. Steffi Laner ist Physiotherapeutin und Osteopathin für Pferde und Hunde.

Sie üben einen bei uns seltenen Beruf aus, wie kam es dazu?
Durch meine ältere Schwester Lisa kam ich bereits im Alter von sechs Jahren in Kontakt zu Pferden, indem wir unsere freie Zeit im Gestüt Tolderhof in Olang verbrachten, was übrigens bis heute so ist. Seit meinem Abschluss an der Berufsschule für Schönheitspflege in Bruneck im Jahr 2011 arbeite ich als Kosmetikerin und Masseurin in Hotels. Meine Liebe zu Pferden brachte mich vor zwei Jahren dazu, nebenbei noch am Institut für Tierheilkunde in München und Mannheim eine Ausbildung in Physiotherapie und Osteopathie für Pferde und Hunde zu machen. Im Februar habe ich mich in diesem Beruf selbstständig gemacht und arbeite seitdem in beiden genannten Berufen.

Wie kann man sich Ihre Therapie an Tieren vorstellen?
Ähnlich wie bei Menschen. Die Physiotherapie wirkt vorbeugend oder unterstützend bei Muskelverspannungen, nach einer Verletzung oder Operation und bei Verschleißerscheinungen. Die Osteopathie kann man als Ganzkörpertherapie betrachten, welche Muskeln, Gewebe, inneren Organe, Faszien und Knochen wieder ins Gleichgewicht bringen. Durch Abtasten lokalisiere ich die Problemzonen, die ich durch Massieren, Akupressur, Lymphdrainage und zahlreiche andere Therapieformen löse. Ich arbeite auch mittels Magnetfeldtherapie oder mit Blutegeln, aber ausschließlich mit meinen Händen und ich verwende keine Medikamente.

Wie gewinnen Sie das Vertrauen zu einem Tier?
Zu Beginn lasse ich mir vom Besitzer bzw. Halter des Tieres alle Wehwehchen erklären und gleichzeitig findet bereits ein Kennenlernen zwischen mir und dem Tier statt. Ich taste das Tier vorsichtig ab und beginne mit meiner Behandlung. Tiere verstellen sich nicht und zeigen sofort, ob ihnen etwas gut tut und es für sie angenehm ist. Vor allem bei Hunden dauert die Entspannungsphase oft länger, weil sie bei für sie unbekannten Personen vorsichtiger sind als zum Beispiel Pferde. Ich gehe immer individuell auf das Tier ein, da jedes verschieden ist. Jedes Tier, jeder Fall bedeutet also eine neue Herausforderung.

Sind sie eine Pferdeflüsterin?
Irgendwie schon (lacht). Ich habe gelernt, das Verhalten von Pferden und Hunden zu verstehen. Das Wichtigste ist, sich dem Tier mit Ruhe und Geduld zu nähern. Signale gehen vom ganzen Körper aus, vor allem vom Augen- und Ohrenspiel. Ich merke immer wieder, dass die Tiere spüren, wenn man ihnen Gutes tun will. Oft bin ich echt verblüfft und sprachlos über das gegenseitige Verständnis zwischen mir und dem Tier und über die Verbindung zueinander, auch wenn jeder seine eigene „Sprache“ spricht.
Sind Tiere die besseren Menschen?
Manchmal schon. Sie sind vor allem dankbarer als Menschen und zeigen das auch. Für Menschen ist oft alles so selbstverständlich, wenn man ihnen Gutes tun will und sich um sie bemüht. Pferde sind viel geduldiger, genügsamer und strahlen allgemein eine große Zufriedenheit und Lebensfreude aus. Tiere sind sehr sensibel und haben weit mehr Gefühl, als allgemein angenommen. Sie nehmen dich an, so wie du bist. Und Tiere lügen nicht.

Sie reiten auch Turniere?
In der Reitschule Tolderhof des Herrn Prugger darf ich reiten, ein eigenes Pferd hatte ich nie. „Meine“ liebsten Pferde sind die Haflinger Silberstern und Farfalla und der Warmblutwallach Pablo Picasso, welche ich seit ihrer Geburt kenne und seit dem auf Schritt und Tritt begleite. Training erhalte ich von meinem Reitlehrer Hannes Weitlaner, welcher mich auch bei den Turnieren im Springen, Dressur und Fahren mit Kutsche begleitet. In meiner Turnierkarriere hatte ich schon einige gute Platzierungen, die erfolgreichsten waren die Siege bei den Landesmeisterschaften Dressur.

Welche Erlebnisse kommen für Sie in ein Bild mit Goldrahmen?
Mit der bestandenen Prüfung zur Tiertherapeutin ist ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gegangen und ein Traum würde wahr, wenn ich künftig nur mehr in diesem Beruf arbeiten könnte. Mit Glück erfüllt es mich, wenn ich bei einem Tier merke, dass ihm meine Behandlung gut tut. Auch das Turnierreiten macht mir große Freude. Reiten ist ein Zusammenspiel zwischen Pferd und Mensch, und wenn man die Harmonie zueinander findet, entsteht eine echte Freundschaft. Und ein Highlight für mich ist immer, wenn ich allein oder mit meiner Schwester einen Tagesritt machen kann, entweder Richtung Lanzwiesen Alm oder Angerer Alm, bei uns gibt es ja so viele schöne Möglichkeiten zum Ausreiten. Wenn mich „mein“ Pferd dann nach einem gemeinsamen Tag „volle nett“ ansieht, ist das ein ganz besonderes, schönes Erlebnis.
(IB)