Bruneck – Am 21. Oktober wird gewählt. Im Michael-Pacher-Haus fand vor Kurzem die Diskussionsveranstaltung der „Dolomiten – Leser bewegen das Land“ mit den Landtagswahl-Kandidaten statt, die in ganz Südtirol veranstaltet werden. Die Sieben Kandidaten stellten sich den Fragen des Publikums.
Es sei wichtig, dass sich die Südtiroler mit Politik auseinandersetzen bekräftigte der Chefredakteur der „Dolomiten“ Toni Ebner in seiner Begrüßungsrede. „Eine Minderheit tanzt immer auf dem Eis, einmal ist es dicker und einmal ist es dünner“, sagt Toni Ebner. Die Zuschauer hatten die Möglichkeit mit ihrem Handy mit abzustimmen, als auch Fragen abzugeben, die anschließend von Martin Lercher vorgelesen wurden. Am Podium saßen sieben Kandidaten, die sich in der Eröffnungsrunde einzelnen vorstellten: Waltraud Deeg (SVP), Markus Frei (Die Grünen), Matthias Hofer (Süd-Tiroler Freiheit), Erna Marsoner Huber (BürgerUnion), Margareta Ploner (Lega Alto Adige-Südtirol), Judith Steinmair (Team Köllensperger) und Hannes Zingerle (Die Freiheitlichen). Nach der Vorstellungsrunde der Kandidaten wurden Fragen aus dem Publikum beantwortet. Die brennenden Themen im Pustertal waren die Sanität, der Verkehr und die Familie, die Löhne und das Wohnen.
Sanität – Menschen wollen mitreden
Ein sehr großes Diskussionsthema war jenes der Sanität. Der „alte“ und der „neue“ Generaldirektor, die Hausärztewahl, die Zentralisierung und der Fachärztemangel waren Gesprächsthema. „Das Gesundheitssystem in Südtirol krankt, wir stehen vor großen Herausforderungen. Die Bevölkerung muss mehr aufgeklärt werden“, sagte etwa Hannes Zingerle. Der Freiheitliche Kandidat sprach den Fachärztemangel und die langen Wartezeiten an – so wie vor Kurzem in Bruneck bei der Hausarztwahl geschehen. Die Sanität brenne alle unter den Nägeln und die Missstände seien auch allen bekannt, erklärte Judith Steinmair vom Team Köllensperger. Die Wahl von Florian Zerzer zum neuen Generaldirektor nannte Steinmair einen Versorgungsposten von Seiten der SVP. „Die SVP steht für ein wahnsinniges Chaos in der Sanität“, meinte Matthias Hofer von der Süd-Tiroler Freiheit, der sich entschieden gegen die Handhabung bei der Entlassung des ehemaligen Generaldirektors und die Schließung von Krankenhäusern in der Peripherie aussprach. Waltraud Deeg betonte, dass das Thema Gesundheit nicht nur in Südtirol, sondern in ganz Europa vor großen Herausforderungen stehen würde. Die Stärkung der Peripherie, die Modernisierung der Betriebe und die Digitalisierung seien wichtige Schritte. Toni Ebner fragte, ob drei Generaldirektoren in einer Legislaturperiode nicht zwei zu viel seien? Deeg räumte ein, dass hier Fehler gemacht worden seien, Erna Marsoner Huber von der BürgerUnion betont, dass drei Generaldirektoren sicher zwei zu viel sind. Sie sei davon überzeugt, dass es nicht notwendig sei die kleinen Krankenhäuser auszuhöhlen und alles zu zentralisieren, es sei zudem wichtig, dass in den ländlichen Gebieten genügend Hausärzte vorhanden sind. Markus Frei von den Grünen war der Meinung, dass Florian Zerzer seine Chance schon gehabt hätte, da er ja schon lange in diesem Ressort tätig war. Die Causa Schael beschrieb Frei als ein „Führungsproblem, wo die Basis vergessen wurde“. Heute seien die Menschen selbstbewusst und würden in Sachen Gesundheit mitreden wollen, zudem stehe immer der Mensch im Mittelpunkt, sagt Frei. Margareta Ploner von Lega Alto Adige-Südtirol sprach sich vor allem gegen die langen Wartezeiten, den Fachärztemangel und die ständigen Einsparungen im Bereich Sanität aus. Vor allem beim Personal dürfe nicht mehr gespart werden, sagt Ploner.
Verkehr – Straße und Schiene ausbauen
Für viel Diskussion unter den Kandidaten sorgte auch das Thema Verkehr. Matthias Hofer bekräftigte, dass man am Zustand der Straßen sehe, „in welchem Staat wir leben“. Die Straße müsse unbedingt ausgebaut werden, eine dreispurige Lösung sei für ihn vorstellbar. Frei zeigte sich erfreut darüber, dass jetzt andere Parteien bei Themen aufspringen würden, die die Grünen schon vor 20 Jahren diskutierten, aber „mit mehr Straßen wird man den Verkehr nicht lösen“, meinte Frei. Laut Frei sollte viel eher beim Reisemanagement und beim Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs angesetzt werden. Zingerle ist davon überzeugt, dass es einfach gute Infrastrukturen brauche, die Straßen im Pustertal seien in einem schlechten Zustand. Die Freiheitlichen stünden für eine dreispurige Lösung. Deeg konterte, dass es in Sachen Verkehr keine einfachen Lösungen gäbe. Die SVP verfolge dieses Thema mit drei Lösungsansätzen. Die Verbesserung der Infrastrukturen so etwas stünden die Umfahrungen von Kiens und Percha an. Den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs, zum Beispiel der Ausbau der Riggertalschleife und neuen Arbeitsmodellen, wo zum Beispiel von Zuhause aus gearbeitet wird, erklärt Deeg. Laut Steinmair scheitere es vor allem durch zu wenig Kommunikation „Es braucht mehr Information im öffentlichen Nahverkehr, weil man manchmal einfach nicht weiß, wie das System funktioniert“, betont Steinmair. Ploner setze vor allem auf den Ausbau der Schiene, auch für den Fremdenverkehr. Hier könnten neue Konzepte und Pakete für Touristen, die auf ihr Auto verzichten, neue Lösungen bringen. Marsoner Huber hingegen sprach sich dafür aus, dass jeder von uns selbst gefordert wäre, einen Beitrag zur Minderung des Verkehrs zu leisten.
Familie – Elternarbeit eine der wichtigsten Aufgaben
Ganz stark im Interesse des Publikums stand das Thema Familie und damit zusammenhängend das Einkommen und die Wohnsituation in Südtirol. Für Frei war klar, dass die Umverteilung bei Steuersenkungen nicht an die Mitarbeiter weitergegeben und damit versäumt wurde. Dabei sei es so, meinte Frei, „dass Geld, das in die Familie fließt, wieder in die Wirtschaft zurückkommt“. Deeg argumentierte damit, dass die Situation vor fünf Jahren noch eine ganz andere war. Viele Bereiche seien noch von der wirtschaftlichen Krise betroffen gewesen, jetzt hingegen hätten wir fast wieder Vollbeschäftigung. Für gute Lösungen brauche man auch die Hilfe von Sozialpartnern, sagt Deeg. Steinmair zeigte auf, dass 16 Prozent der Südtiroler armutsgefährdet sind, obwohl sie arbeiten würden. Vor allem junge Menschen hätten „Angst keine Arbeit und keine Wohnung zu finden“. Dazu betonte sie, dass sie, seit sie Mutter sei, am Existenzminimum leben würde und es sehr vielen so gehe, „die Unzufriedenheit in diesem Bereich ist sehr groß“, sagt Steinmair. „Der Bruttolohn ist hoch, aber netto bleibt wenig übrig“, betont Hofer, der ergänzt, dass Südtiroler Betriebe in Osttirol vor allem bessere bürokratische und steuerliche Bedingungen vorfinden würden. Huber betonte: „ Es ist ein Armutszeugnis, wenn Familien nicht über die Runden kommen, wo nicht beide arbeiten.“ Gefragt seien laut Huber in erster Linie die Landesregierung und die Gewerkschaften, die dafür sorgen sollen, dass die Arbeitnehmer mehr Nettolohn erhalten würden. Als Mutter von drei Kindern sei es für sie ein Privileg Hausfrau und Mutter zu sein. Der Wert der Elternarbeit und Familie müsse eine der wichtigsten Aufgaben für die Politik sein und die Wahlfreiheit solle bei den Eltern liegen. Zudem sei die Angleichung der privaten und öffentlichen Angestellten in diesem Bereich längst überfällig. Auch Ploner äußerte sich zum Thema Kleinkinderbetreuung: Hier brauche es mehr Plätze für die Betreuung und vor allem seien diese zu teuer. Zingerle legte den Fokus auf die Betriebe, die durch flexible Arbeitszeiten und gezielte Einrichtungen die Mütter unterstützen könnten. (TL)
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