Wengen – Es ist ein ganz besonderes Passionsspiel, das zurzeit in Wengen aufgeführt wird. Der Initiator und Regisseur Matteo Rubatscher verrät, was hinter „Nia de parora – Die Ungetreuen“ steckt.
Puschtra: Herr Matteo Rubatscher, das Passionsspiel, das zurzeit vom Theaterverein und Kirchenchor Wengen aufgeführt wird, ist ein großes Projekt. Wieviele Menschen sind darin eingebunden?
Matteo Rubatscher: Schon das Aufgebot an Schauspielern ist mit 19 Sprechrollen relativ groß, im Kirchenchor singen etwa 30 Sängerinnen und Sänger mit, begleitet werden sie von einem 16-köpfigen Ensemble. Dazu kommt eine riesige Anzahl an Helfern im Hintergrund, die sich um Bühne, Kostüme, Technik, Organisation und Verpflegung kümmern. Vom Aufwand her ist dieses Passionsspiel sicher das größte Projekt, das vom Theaterverein Wengen letzthin initiiert wurde.
Was macht dieses Passionsspiel zu etwas Besonderem?
Es ist sowohl für unseren Theaterverein als auch für unseren Kirchenchor ein außergewöhnlich großes und aufwendiges Projekt. Darüber hinaus ist sicher auch die Inszenierung nicht ganz gewöhnlich für ein Passionsspiel: Wir spielen in moderner Kleidung, die Handlung ist ins Heute versetzt.
Üblicherweise werden Passionsspiele in der Osterzeit aufgeführt. Hat es einen Grund, warum dieses im Herbst aufgeführt wird?
Die Premiere fand im Rahmen einer „Glaubenswoche“ der Gadertaler Pastoraleinheit statt – das war ein Wunsch unseres Dekans. Aber auch der Chor, der während der Osterzeit mit liturgischen Feiern und den dazugehörigen Proben beschäftigt ist, hat sich für Aufführungen im Herbst stark gemacht. Die Zeit um Allerheiligen ist meines Erachtens auch gut geeignet, um sich mit Fragen um die letzten Dinge zu beschäftigen, und das ist es ja, was wir mit den Aufführungen erreichen wollten.
Auf welche Herausforderungen sind Sie als Initiator und Regisseur gestoßen?
Die größte Herausforderung bestand sicher darin, die große Anzahl an Beteiligten zu koordinieren. Die Vorstände beider Vereine hingegen waren von Anfang an sofort Feuer und Flamme für das Projekt, haben das Vorhaben sehr motiviert mitgetragen und sich auch nicht durch mein Konzept einer „modernen“ Inszenierung abschrecken lassen.
Woher bezieht das Stück seinen Gegenwartscharakter?
„Nia de parora“ [deutscher Originaltitel: „Die Ungetreuen“] von Karl Herbst ist ein Passionsspiel, in welchem Jesus nicht vorkommt. Im Mittelpunkt des Geschehens stehen die Jünger. Diese werden von den Schauspielern nicht nur in einer Geschichte, die 2000 Jahre alt ist, dargestellt, sondern sie sind gleichzeitig auch heutige Menschen, die mit denselben Fragen konfrontiert sind, wie die Jünger damals: Woran glaube ich? Wie drückt sich das in meinem Verhalten aus? Halte ich mein Wort, oder bin ich, wenn es für mich bequemer ist, „ungetreu“?
Die musikalische Umrahmung ist zugleich auch Teil des Bühnengeschehens – können Sie uns dazu etwas verraten?
Im Theaterstück selbst ist keine Musik vorgesehen. Es kommen aber Menschengruppen vor, die ich mit dem Chor besetzen wollte und so lag es nahe, Musik einzubauen. Ausgewählt habe ich Chöre aus dem „Messias“ von Georg Friedrich Händel. Auch Karl Herbst, der Autor dieser Jünger-Passion, arbeitet viel mit alttestamentarischen Bibelstellen, sodass die Liedtexte oft auch in den Dialogen vorkommen. Die Sänger verkörpern also in mehreren Auftritten Figuren des Stückes, müssen deshalb auswendig singen und sich auf der Bühne bewegen – ungewohntes Terrain für den Kirchenchor Wengen!
Wieviele Aufführungen finden noch statt?
„Nia de parora“ wird insgesamt fünf Mal in der Pfarrkirche von Wengen aufgeführt. Eine Abendvorstellung mit Beginn um 20:00 Uhr findet noch am Samstag, 27. Oktober statt. Um 16:00 Uhr hingegen beginnt die letzte Aufführung, nämlich am Sonntag, 28. Oktober. (SH)
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